Mittwoch, 2. November 2016

Seminar in Kyoto

Der erste Seminartag mit Professor Nishida Haruka bescherte uns einen intensiven Tag mit Shōka shōfūtai. Insgesamt arbeiteten wir 3 Arrangements, wobei wir uns mit echter japanischer Quitte (boke), Kamelien (tsubaki) und Winterchrysanthemen (kiku) auseinandersetzen durften. 
Nach einer intensiven Theorie-Einheit demonstrierte uns Nishida-sensei, wie gut man Quitte biegen kann. Im Handumdrehen hatte er aus einem geraden "Prügel" einen ansprechend gebogenen shin geformt. Dass es dabei hörbar geknirscht hat, spielte keine Rolle. Außerdem haben wir gelernt, dass man sich das Ikebana-Leben wesentlich erleichtern kann, wenn shin und ushiro-ashirai im Bereich des koshi eine deutliche Ausbuchtung nach hinten aufweisen. Das erfordert zwar ein wenig mehr Biegearbeit, aber dadurch hat man genügend Platz für die tai-Gruppe, die dann nicht so stark nach vorne geneigt werden muss und deshalb besser und eleganter aussieht. 

Im ersten Arrangement arbeiteten wir isshu-ike mit 5, 7 oder 9 Linien, je nachdem, wie kräftig die Zweige und wie zahlreich vorhanden die Blüten waren. 7 Zweige hatten jeder zur Verfügung, von der Blumenhandlung bereits so vorsortiert, dass die Charakteristik der Äste zueinander passte. Entweder waren vorwiegend dünne oder aber recht dicke Zweige zusammengestellt. Prof. Nishida leistete bei den noch nicht so erfahrenen Teilnehmern Unterstützung, während er die anderen einfach erst einmal werken ließ. Die Endkontrolle erfolgte dann nach der Mittagspause und jeder von uns war im Endeffekt zufrieden. 

Danach ging es gleich weiter, indem das isshu-ike in ein nishu-ike mit nejime aus weißen Kamelien umgebaut wurde. Auch hier gab es zuerst eine Erklärung, wie denn der ideale tsubake-nejime aussehen sollte: Tai-shin aus einem Zweig mit Blättern und eventuell einer Knospe an der Spitze, tai-tani eine aufgeblühte Kamelie (halb so hoch wie tai-shin) und tai-saki dann eine Knospe. Wenn erforderlich, wurden noch zusätzliche Blätter dazu arrangiert. Allerdings sollten wir darauf achten, dass in der vordersten Linie zwischen den Blättern auch der Zweig gut zu sehen ist. 
Das dunkel-glänzende Laub und die strahlen weiße Blüte bildeten einen tollen Kontrast zu den roten Quittenblüten. Kamelien ist so ziemlich das einzige kimono (ausgenommen shō-chiku-bai), das als nejime Verwendung findet. 

Nachdem wir auch diese Aufgabe bewältigt hatten, kamen kleine weiße Winterchrysanthemen als nejime an die Reihe. Hier sollten wir aus drei Blütenstielen 6-8 Linien herausarbeiten. Auch in diesem Fall kam zuerst eine Erklärung, wie denn ein nejime aus diesem Material auszusehen hätte. Im Speziellen, wie die Blüten auszuschneiden wären (schmal arbeiten, seitliche Triebe reduzieren) und wo auf jeden Fall Blätter präsentiert werden sollten (ganz vorne an der mizugiwa und oberhalb von tai-tani). Außerdem, wo sich Knospen und wo offene Blüten befinden sollten und wie man einen plastischen Eindruck erzeugt. Der gesamte heutige Unterricht war überaus interessant und lehrreich, vor Allem, wenn man bei den diversen (dem Können des jeweiligen Übenden angepasst) Korrekturen mitgehen konnte. 
Zum Abschluss des Tages gab es noch Erklärungen, was wir denn nicht alles für das Rikka shōfūtai des folgenden Tages benötigen würden. Ich bin schon sehr gespannt, wie das dann ablaufen wird. Vermutlich wird es ein wenig hektisch werden, denn um 13:00 steht auch noch die Audienz bei Ikenobō Sen'ei an.

 Nishida-sensei in voller Aktion

 bei der Arbeit


 Arbeiten Prof. Nishida Haruka ...


... und das habe ich zusammengebracht

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