Der
erste Seminartag mit Professor Nishida Haruka bescherte uns einen intensiven
Tag mit Shōka shōfūtai. Insgesamt arbeiteten wir 3 Arrangements, wobei wir uns
mit echter japanischer Quitte (boke), Kamelien (tsubaki) und Winterchrysanthemen (kiku) auseinandersetzen durften.
Nach einer intensiven Theorie-Einheit demonstrierte
uns Nishida-sensei, wie gut man
Quitte biegen kann. Im Handumdrehen hatte er aus einem geraden
"Prügel" einen ansprechend gebogenen shin geformt. Dass es dabei hörbar geknirscht hat, spielte keine
Rolle. Außerdem haben wir gelernt, dass man sich das Ikebana-Leben wesentlich erleichtern
kann, wenn shin und ushiro-ashirai im Bereich des koshi eine deutliche Ausbuchtung nach
hinten aufweisen. Das erfordert zwar ein wenig mehr Biegearbeit, aber dadurch
hat man genügend Platz für die tai-Gruppe,
die dann nicht so stark nach vorne geneigt werden muss und deshalb besser und
eleganter aussieht.
Im ersten Arrangement arbeiteten wir isshu-ike mit 5, 7 oder 9 Linien, je nachdem, wie kräftig die
Zweige und wie zahlreich vorhanden die Blüten waren. 7 Zweige hatten jeder zur
Verfügung, von der Blumenhandlung bereits so vorsortiert, dass die
Charakteristik der Äste zueinander passte. Entweder waren vorwiegend dünne oder
aber recht dicke Zweige zusammengestellt. Prof. Nishida leistete bei den noch
nicht so erfahrenen Teilnehmern Unterstützung, während er die anderen einfach erst einmal werken ließ. Die Endkontrolle erfolgte dann nach der Mittagspause und jeder
von uns war im Endeffekt zufrieden.
Danach ging es gleich weiter, indem das isshu-ike in ein nishu-ike mit nejime aus
weißen Kamelien umgebaut wurde. Auch hier gab es zuerst eine Erklärung, wie
denn der ideale tsubake-nejime
aussehen sollte: Tai-shin aus einem
Zweig mit Blättern und eventuell einer Knospe an der Spitze, tai-tani eine aufgeblühte Kamelie (halb
so hoch wie tai-shin) und tai-saki dann eine Knospe. Wenn
erforderlich, wurden noch zusätzliche Blätter dazu arrangiert. Allerdings
sollten wir darauf achten, dass in der vordersten Linie zwischen den Blättern
auch der Zweig gut zu sehen ist.
Das dunkel-glänzende Laub und die strahlen
weiße Blüte bildeten einen tollen Kontrast zu den roten Quittenblüten. Kamelien
ist so ziemlich das einzige kimono
(ausgenommen shō-chiku-bai), das als nejime
Verwendung findet.
Nachdem wir auch diese Aufgabe bewältigt hatten, kamen
kleine weiße Winterchrysanthemen als nejime
an die Reihe. Hier sollten wir aus drei Blütenstielen 6-8 Linien herausarbeiten.
Auch in diesem Fall kam zuerst eine Erklärung, wie denn ein nejime aus diesem Material auszusehen
hätte. Im Speziellen, wie die Blüten auszuschneiden wären (schmal arbeiten,
seitliche Triebe reduzieren) und wo auf jeden Fall Blätter präsentiert werden
sollten (ganz vorne an der mizugiwa
und oberhalb von tai-tani). Außerdem,
wo sich Knospen und wo offene Blüten befinden sollten und wie man einen
plastischen Eindruck erzeugt. Der gesamte heutige Unterricht war überaus
interessant und lehrreich, vor Allem, wenn man bei den diversen (dem Können des
jeweiligen Übenden angepasst) Korrekturen mitgehen konnte.
Zum Abschluss des Tages
gab es noch Erklärungen, was wir denn nicht alles für das Rikka shōfūtai des
folgenden Tages benötigen würden. Ich bin schon sehr gespannt, wie das dann
ablaufen wird. Vermutlich wird es ein wenig hektisch werden, denn um 13:00
steht auch noch die Audienz bei Ikenobō Sen'ei an.
Nishida-sensei in voller Aktion
bei der Arbeit
Arbeiten Prof. Nishida Haruka ...
... und das habe ich zusammengebracht
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