Freitag, 28. April 2017

Monatstreffen Ikebana International


Ich hatte wieder einmal das Vergnügen, einen Workshop im Rahmen des Monatstreffens von Ikebana International Chapter Vienna #223 in der Studiogalerie zu halten. Das Thema diesmal lautete Shōka shinpūtai futa-kabu-ike, also ein Shinpūtai in geteilter Form. 
Da der Großteil der Anwesenden einen Sogetsu-Hintergrund hat, war es mit den passenden Gefäßen nicht ganz so einfach. Die typischen Ikenobō-Formen sind in anderen Ikebana-Schulen eben nicht unbedingt gebräuchlich. Aber die Damen haben dennoch sehr schöne Vasen gefunden und die fertigen Arrangements haben sich gut darin gemacht. 

An Material standen Seidenmohn, rosa und dunkelviolette Wicken (mit langen, stabilen Stielen!), Schnittclematis, ein hübsch gestreiftes Gras, einige Muschelblumen, Spirea und blühender Schneeball (da haben sich die Blätter leider schnell verabschiedet) zur Verfügung. Jeder suchte sich das kazai aus, das am besten zu Vase, Vorlieben und Stimmung passte. 
Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Shinpūtai und den Hinweisen auf die wenigen, aber dafür umso wichtigeren Regeln, führte ich ein geteiltes Arrangement aus Seidenmohn (shu), Spirea (yo) und Gras (ashirai) vor und erklärte dabei die grundlegenden Gestaltungsmöglichkeiten. Danach stürzten sich die Damen ins Vergnügen und machten sich selbst ans Arrangieren. 

Bei der Korrektur ist mir aufgefallen, dass der "freie Raum" bzw. auch die räumliche Tiefe bei Sogetsu nicht den Stellenwert haben, wie in meiner Schule. Meist genügte schon ein kleines Neigen oder Drehen einzelner Linien, um den harmonischen Eindruck des Arrangements zu verbessern. Das Gefühl für die Pflanzen und die grundlegende Technik sind ja sowieso bei allen vorhanden, die sich intensiv mit Ikebana beschäftigen. 
Jedenfalls hat es den Teilnehmerinnen Spaß gemacht, sich einmal mit einer "fremden" Art des Arrangierens zu beschäftigen. Mal schauen, vielleicht gibt es im kommenden Jahr wieder die Gelegenheit für so einen Workshop.

 das Vorführ-Arrangement ...
... und die Werke der Damen

Mittwoch, 26. April 2017

Tulpenfieber


Tja, zu früh gefreut. Beim freitäglichen Großmarktbesuch hatte der Händler/Züchter noch zugesichert, für Dienstag genügend Freilandtulpen zur Verfügung zu haben. Da durch den Wintereinbruch die Pflanzen unter dem Schnee gut konserviert wären, stünde einer Ernte am Montagnachmittag nichts mehr im Wege und am Dienstag wären die Tulpen dann im Verkauf. Dem war auch so, aber dass er alle Pflanzen (und zwar bis auf den letzten Stiel) bereits anderen Kunden versprochen hatte, davon war nicht die Rede. Aus der Traum von wunderbaren rotvioletten, langstieligen Freilandtulpen mit perfekten Blättern. 

Nächste Anlaufstelle war ein anderer Züchter, der am Freitag ebenfalls ganz frische Ware angeboten hatte. Nur leider war der nicht anwesend. Möglich, dass er als kleiner Familienbetrieb bereits ausverkauft war. Da steht man nun kurz vor 6 in der Früh am Großmarkt inmitten von unzähligen Blumen und findet keine annehmbaren Tulpen. 
Schließlich hat sich dann doch noch jemand gefunden, der heimische Freilandware im Angebot hatte. Leider nur im großen 50er Bund und so verpackt, dass man zwar die Blüten, nicht aber die Blätter begutachten konnte. Aber wie heißt es so schön, in der Not … 

Zugegeben, die gelben, leicht gefransten Blüten waren sehr schön und auch die Stiele saftig-knackig, nur durch die enge Bündelung haben die Blätter ziemlich gelitten. Trotzdem haben wir aus dem vorhandenen Material das Beste gemacht und annehmbare Tulpen-Shōka zustande gebracht. 
Für diejenigen, die sich lieber mit Jiyūka beschäftigten, gab es Muschelblumen, ebenfalls Tulpen und blaue Traubenhyazinthen. Und auch Restmaterial vom Workshop fand in Kombination mit frischen Bergenienblättern Verwendung als Jiyūka Basic 2 mit Schwerpunkt Fläche und Linie.


 
 

Sonntag, 23. April 2017

Jiyūka-Workshop


Unser Jiyūka-Workshop in der ÖGG hat sich diesmal neben den üblichen Formen mit etwas nicht so Verbreitetem beschäftigt. Am Freitag stand Tapisserie bzw. Relief auf dem Programm. Dazu noch Jiyūka in ungewöhnlichen und/oder selbstgemachten Gefäßen, die sich auch zum Verschenken eignen sollten. 
 Die Damen waren bezüglich der Tapisserie teils etwas skeptisch, die fertigen Werke überzeugten dann aber auch die Zweiflerinnen. Zusätzlich entstanden einige Gefäßentwürfe, die dann nicht gleich "bespielt", sondern für einen besonderen Anlass mit nach Hause genommen wurden. 

Das Programm mit den gängigeren Jiyūka-Formen legte diesmal den Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Fußpositionen. 
Basic 1 (enger Fuß) wurde mit einem natürlichen Arrangement (lila Levkojen, ungewöhnlich grün-gelbe, gerüschte Ranunkeln und violettes Limonium, dazu als Blattmaterial Ruscus) und einer hi-shizenteki-Form mit Schwerpunkt Fläche (Aralienblätter, Gerbera, Freesien, Limonium) behandelt. 
Für Basic 2 (breiter oder geteilter Fuß nebeneinander) lag der Fokus auf Linie. Dafür wurden neben entzückenden kleinen Seidenmohn blühende Spirea, Pittosporum, Ruscus und Bartnelken verarbeitet. 
Für die perspektivische Form (Basic 3) mit Schwerpunkt Linie/Masse kamen Craspedien (Goldsticks), Typhablätter, Massen an Schleierkraut, kleine einfachblühende Nelken und Eustoma zum Einsatz. Auch hier dienten Ruscusblätter wenn nötig als Lückenfüller. 

Den Damen stand es natürlich frei, die verschiedenen Formen mit anderen Materialkombinationen zu arbeiten. Außerdem entstanden auch zwei Rikka shinpūtai und ein Shōka shinpūtai. 
Im Endeffekt war es ein sehr harmonisches Seminar, zu dem wir sogar Besuch aus Deutschland erhielten.

 verschiedene Tapissere/Relief-Varianten

 die Vorführ-Arrangements ...
... und einige der entstandenen Werke