Freitag, 25. Mai 2018

Monatstreffen Ikebana International

Das Thema des Monatstreffens von Ikebana International Chapter #223 – "Less is More" – lässt sich auf unterschiedliche Weise interpretieren: Es kann beispielsweise eine Beschränkung auf die Anzahl der verwendeten Materialien geben, auf die Gesamtzahl der Linien/Stiele oder es gibt Limitierungen in Bezug auf die Farbauswahl oder die Gefäß- und/oder Arrangementgröße. 
Alle diese Möglichkeiten hatten jedenfalls eine generelle Auswirkung – die Damen und Herren, die sich letztmalig vor der Sommerpause in der Studiogalerie versammelten, waren durch die Bank sehr schnell mit ihren Arbeiten fertig. 

Daher blieb viel Zeit zum Gedankenaustausch und für die Besprechung der kommenden Veranstaltungen. Da ging es einerseits um das letzte Monatstreffen, das quasi zum Ende der Präsidentschaft diesmal als Workshop im Garten der Präsidentin stattfinden wird. Und auch die Grundzüge der Ausstellung zum japanischen Sommerfest im Weltmuseum wurden besprochen. 
Außerdem wurde bekanntgegeben, dass das Seminar zum Thema wabi-sabi Ende September stattfinden wird, da sich genügend TeilnehmerInnen gefunden haben. Das wird sicher ein interessanter Ausflug ins Burgenland werden. 
Nicht zu vergessen die Jubiläumsausstellung von Doris Wolf in der Studiogalerie – 40 Jahre Ikebana in Wien, das ist schon etwas Besonderes. 
Und schließlich konnten wir uns am köstlichen japanischen Buffet erfreuen, das eine der Damen für uns vorbereitet hatte. 
Zwischendurch wurde auch über den IBV-Kongress berichtet und es wurden Vorschläge gesammelt, wie die Treffen in der kommenden Periode gestaltet werden könnten. Die neue Präsidentin wird in diesem Fall Agenden an ihre Vizes delegieren. 

Mein Beitrag zum Monatstreffen bestand aus einem Jiyūka im Körbchen mit nur 2 Materialien: Pfingstrosen und Frauenmantel. Ein Arrangement, das in seiner Schlichtheit auch gut in einen Teeraum gepasst hätte.

Mittwoch, 23. Mai 2018

Pfingstrosenträume

Der Duft von Pfingstrosen wehte einem schon am Eingang zum Seminarraum in der ÖGG entgegen und sorgte gleich für die richtige Einstimmung auf das Thema des Übungsabends. 150 Pfingstrosen fanden ihren Weg vom Großmarkt hierher und tränkten die Luft mit ihrem feinen Duft. 

Auf dem Programmzettel stand ganz vage "Ikebana mit Pfingstrosen", das ließ jede Menge Interpretationsspielraum zu. Im Endeffekt fokussierten sich die Teilnehmerinnen auf natürliches Jiyūka im Moribana-Stil, auf eine reduzierte Form des Jiyūka im Körbchen oder kleinem Gefäß und auf modernes Shōka shōfūtai isshu-ike mit 7 Blüten. 
Shōka shinpūtai war diesmal keines dabei, zu schwierig ist die Partnersuche bei so einer "Prinzessin" wie der Pfingstrose. Die wirkt am Schönsten, wenn sie keine Konkurrenz zu fürchten hat. 

Durch die hohen Temperaturen der letzten Zeit war die Auswahl am Großmarkt bereits etwas eingeschränkt. Dieses Jahr fand die Haupternte schon viel früher als im langjährigen Durchschnitt statt. Und ein langer Aufenthalt im Kühlhaus bekommt den Pfingstrosen nicht sehr gut. 
Immerhin waren 100 rosa und 50 weiße Pfingstrosen mit leidlich schönem Laub aufzutreiben. Leider waren die Stiele recht dünn und krumm, sodass speziell beim Shōka mit leisen Problemen zu rechnen war. Aber aus 8 Blütenstielen sollte sich doch ein Arrangement mit 5 oder 7 Linien anfertigen lassen. 
Beim Kauf am Morgen noch ganz knospig, hatten sich die Blüten bis zum Abend bereits etwas entfaltet. Und sobald die Stiele gekürzt und das Laub reduziert war, konnte man während des Arrangierens beim Aufblühen zuschauen. 

Das natürliche Jiyūka wird eigentlich fast immer isshu-ike, aber in 2 Farben gearbeitet. Wie erwähnt sind Pfingstrosen ein bisserl heikel im Zusammenspiel mit anderen Blumen. Diesmal aber gab es eine ganz interessante Kombination mit Adlerfarn und Frauenmantel, was beinahe den Eindruck eines gemischten Rabattes im Park oder Garten vermittelte. Die Fiederung des Farnes passte wider Erwarten ganz gut zu den Pfingstrosenblättern und das helle Gelbgrün des Frauenmantels sorgte für Auflockerung und kleine Farbakzente zwischen den schweren Blüten. 
Bei den Arrangements im Körbchen wurden nur ein oder zwei Pfingstrosenblüten mit (blühenden) Zweigen oder Gräsern und etwas Kleinkram kombiniert. Auch die Vergesellschaftung mit zarten Gartenpflanzen wie Lavendel und Nigella ergab interessante Effekte. 

Eine unserer Damen konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihre Iris pseudacorus, die heuer immens stark ausgetrieben hat, zu einem Iris-Shōka zu verarbeiten. Noch waren die Blätter stabil genug, denn mit Fortschreiten des Sommers transformieren sie sich gerne in einen labbrigen, geknickten Zustand und sind nur noch gedrahtet verwendbar. Gut geeignet für Rikka und Jiyūka, aber eben nicht für Shōka. Besonders wenn der Teich sehr nährstoffreich und der Standort nicht vollsonnig ist, tritt dieses Phänomen oft auf. Dann reicht schon eine sanfte Brise und sämtliche Blätter sind mehr oder weniger stark geknickt. 

Hier nun die Bilder unseres gestrigen Schaffens – der Kurs war wieder einmal bis auf den letzten Platz ausgebucht. Schön langsam müssen wir wohl für die Korrektur Nummern ziehen, damit jeder rechtzeitig drankommt und nicht zu lange warten muss.

Pfingstrosen im Körbchen ....

 .... als natürliches Jiyūka

 .... und als modernes Shōka shōfūtai isshu-ike

 Iris-Shōka (die shin-Blüte ist leider noch nicht ganz offen)