Mittwoch, 23. September 2015

Miscanthus – immer wieder ein Erlebnis



Shōka shōfūtai nishu-ike mit Herbstmaterial – das stand auf dem Programm für unseren gestrigen Übungsabend. Die meisten von uns nutzten das vom Großmarkt geholte kazai: Miscanthus gracillimus, das feinblättrige Chinaschilf, und dazu orange-gelbe Gartenchrysanthemen mit doch recht interessantem Wachstumscharakter. Eine unserer fortgeschrittenen Damen brachte wunderbare Weißdornzweige mit – sie hatte auf jeden Fall das einfachere Los gezogen. 
Zuerst hieß es aber Schulden bezahlen und Vasen und Schalen auspacken. Die Gefäßlieferung der Kaspar Hauser-Stiftung war eingetroffen und wurde gleich verteilt. Herzlichen Dank an Uschi für die Organisation der Bestellung! Jedenfalls war das geplante Arrangement gleich die beste Gelegenheit, die neuen Shōka-Vasen erstmals zu bespielen. 

Shōka mit Miscanthus ist immer etwas schwierig, besonders aber dann, wenn das Gras vom Großmarkt stammt und dort keine Rücksicht darauf genommen wird. Wenn man selbst schneidet, achtet man natürlich besonders auf die Blätter, verpackt das Material sorgfältig und hält es bei hoher Luftfeuchtigkeit, damit sich nichts einrollt. So wie es eine der Damen mit ihrem wunderbaren Zebra-Miscanthus gemacht hat. Der Neid könnte einem fressen…. 
Nun, immerhin hatte unser Gras bereits Wedel ausgebildet und bei den schmalen Blättern sieht man es fast nicht, wenn die sich einrollen. Hauptaugenmerk wurde sowieso auf die grundlegenden Positionen und Längen der Hauptlinien gelegt. Schließlich haben einige von uns noch wenig bis gar kein traditionelles Shōka mit Miscanthus gearbeitet. Im Endeffekt waren die Ergebnisse gar nicht so schlecht, alle haben ihr Bestes gegeben und hatten auch Freude an der Sache. 
Neben den vielen Shōka konnten wir auch eine Waldlandschaft bewundern. Wenn man schon in so einer schönen Gegend Urlaub macht und rechtzeitig zum Übungsabend zurück ist, muss man natürlich die Gelegenheit nutzen und mitgebrachtes kazai gleich verarbeiten. 

Shōka nishu-ike mit Zweigen und Chrysanthemen und die erwähnte Waldlandschaft
... und hier dann die Arbeiten mit Miscanthus ...

 

Freitag, 4. September 2015

Monatstreffen Ikebana International


Das erste Monatstreffen von Ikebana International in der neuen Periode – hier wird nicht nach dem Kalenderjahr gezählt, sondern jeweils ab September - brachte nach der Sommerpause ein Wiedersehen mit altbekannten Gesichtern. Das Thema des Abends lautete "Aukube – der Goldstaubbaum". Auch in dieser Periode steht das "Arbeiten mit verschiedenen Materialien" im Mittelpunkt der Programmplanung. Da hat sich die Aukube geradezu angeboten, denn diese Pflanze wird hierzulande nicht sehr häufig für Ikebana verwendet. Dabei handelt es sich um eine ursprünglich aus Japan stammende Pflanze. Die dort wachsenden Exemplare haben aber wenig Ähnlichkeit mit "unseren" Gewächsen. Diese haben nämlich deutlich kleinere Blätter, sind meist sogar einfarbig dunkelgrün und weisen wunderschöne rote Beeren auf. 
Jedenfalls war der Unterrichtsraum in der Studiogalerie mit gefühlten Kubikmetern an Aukube-Zweigen gefüllt. Aufrecht und auch wild gewachsene Stämme unterschiedlichster Dicke und mit sehr differenziertem Erscheinungsbild der Blätter erwarteten uns. Unsere Präsidentin hat ihren Garten geplündert und die Zweige zur Verfügung gestellt. 
Viele der Anwesenden arbeiteten erstmalig mit diesem kazai. Doch so groß war die Begeisterung, dass auch gleich mal mehrere Ikebana arrangiert wurden. Neben naturnah arrangierten Grundformen aus dem Sogetsu-Curriculum entstanden sehr kreative Werke mit Themen wie "Trennen und Verbinden", "Masse und Linie" oder auch "Raum". Das Material wurde verformt, verfremdet, zerteilt und auch mal kopfüber arrangiert. Es gab Arrangements ganz ohne Blumen/Blütenbeteiligung, was meiner Ikenobō-Seele einen kleinen Stich gab. Gut, auch wir haben das eine oder andere blütenlose Arrangement – man denke nur an Aspidistra – aber das ist eher die Ausnahme. Und die klassischen Ikebana mit Kiefer bzw. Ahorn nehmen eine Sonderstellung ein, da es sich dabei um ganz spezifische Ausdrucksformen (z.B. der Jahreszeit) handelt.
Wie dem auch sei, es gab eine Vielfalt an Umsetzungen des Themas. Mein Beitrag bestand aus einem geteilten Jiyūka mit Betonung der Fläche (Aucuba-Blätter und Sonnenblumen), die durch Linien (Rohrkolbenblätter) unterstützt wurde. Schleierkraut löste die Strenge der Flächen auf und spiegelte die Blattmusterung wieder. Blauweiße Eustoma sorgten für den nötigen Farbkontrast. 
Das anschließende Buffet spielte wieder alle Stücke und sorgte für einen gemütlichen Ausklang des Abends. Zudem wurden noch Pläne für die Ausstellung anlässlich des 30jährigen Bestehens des Chapters erörtert. Noch ist der Termin nicht ganz fix, aber wie es aussieht, kommt es zu einer Überschneidung mit dem Seminar mit Prof. Pointner im Oktober in der ÖGG. Man wird sehen, wie sich das entwickelt.

 
 
 

Mittwoch, 2. September 2015

Fläche & Linie

Fläche & Linie, das war das Leitthema des gestrigen Übungsabends in der ÖGG. Nur eine Woche nach dem letzten Treffen kamen wir wieder zusammen, um gemeinsam einen entspannten Ikebana-Abend zu genießen. Vor Allem die Vorfreude auf die vorhergesagten kühleren Tage richtete uns auf. Allerdings hatten wir gestern noch gehörig unter der Hitze zu leiden. Was wohl auch erklärt, warum wir in eher sparsamer Besetzung angetreten waren ;-)

Gestern gab es wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, was geschieht, wenn sich mehrere Damen mit nahezu identem Material (Aralie, Eustoma, Sonnenblumen, Schachtelhalm und Goldrute), einer ungefähren Gefäßvorgabe (blockförmiges oder höheres Gefäß) und der recht vagen Stilbeschreibung Jiyūka an die Arbeit machen. 

Das Arbeiten mit Flächen birgt immer ein wenig das Risiko, in schwer wirkende, manchmal sogar plumpe Arrangements abzugleiten. Der Einsatz von Linien – und sei es auch nur ein einzelner Halm – bringt ungeahnte Spannung ins Geschehen. Zudem lassen sich speziell Schachtelhalme auch gut dazu verwenden, die Gefäßform in irgendeiner Weise aufzunehmen bzw. zu unterstützen.
 Schlussendlich hat sich das Schwitzen gelohnt, alle waren mit ihren Werken sehr zufrieden. Jetzt haben wir erst einmal drei Wochen Pause, bevor wir uns auf den kommenden Übungsabend freuen dürfen.