Samstag, 31. Mai 2014

2. Seminartag - Samstag, 31. Mai 2014



Heute stand nur eine Seminareinheit auf dem Programm, da am Nachmittag der Gruppenausflug in den Palmengarten in Frankfurt stattfinden soll. In der Früh sah es mit dem Wetter recht gut aus, strahlender Sonnenschein. Das haben wir ausgenutzt und im Garten das obligatorische Gruppenfoto angefertigt. Danach stürzten wir uns gleich ins Arrangieren. Diesmal wollten wir hana kanade in 3 kleinen Gefäßen ausprobieren. Die meisten von uns verwendeten Teeschalen, es waren aber auch einige ganz besondere Kugelvasen zu bewundern. Die standen doch noch am Vortag unten in der Börse …. 

Auch diesmal gab es wieder sehr ansprechendes kazai für uns: Zartblaue Scarbiosen als Hauptmaterial, dazu Gräser, dunkelblaue Eustoma, wilde Karotte, gelblaubiger Euonymus und verschiedenste Blätter. Wir konnten auch auf die Blumen vom Vortag zurückgreifen. Für diejenigen von uns, die kräftigere Gefäße bespielen wollten, standen noch Fruchtstände vom Gartenmohn zur Verfügung. 
Die Zeit verging wieder wie im Flug, unsere Werke wurden einfühlsam korrigiert und dann mussten wir auch schon mit dem Aufräumen beginnen. Schließlich sollten wir unsere Werke am Abend den anderen Damen und Herren präsentieren. Zuletzt noch die Verabschiedung von unseren beiden Kursleiterinnen, die zum Dank kleine Aufmerksamkeiten erhielten. Sie haben uns einen wunderbaren Einblick in die neuesten Formen des Ohara-Ikebana gewährt und uns viele Anregungen für kreative Arrangements geliefert. Nochmals ganz herzlich Danke dafür! 
Für den Abend ist noch ein Sektempfang mit anschließendem festlichem Buffet geplant. Für die Unterhaltung sorgt die Renaissance-Tanzgruppe "Saltatores", die in historischen Kostümen damals verbreitete Tänze aufführen wird. 

Am Sonntag gibt es nach dem Aufräumen noch eine einstündige Vorführung von Ohara-Meisterinnen, bevor sich der IBV-Kongress auf nächstes Jahr vertagt. Da stehen dann die "kleinen" Ikebana-Schulen im Mittelpunkt.

 unsere Gruppe im Sonnenschein im Garten

 die beiden Kursleiterinnen bei der Arbeit

 "Vorlage" und meine Variation

Freitag, 30. Mai 2014

1. Seminartag - Freitag, 30. Mai 2014


Am Freitag wurden nach dem Frühstück die Kursleiterinnen und ihre Helferinnen vorgestellt und die einzelnen Gruppen bezogen ihre Unterrichtsräume. Mein Seminar hatte den Titel "mawaru und hana kanade" und sollte sich mit den modernsten Formen des Ohara-Ikebana beschäftigen. Der Seminarraum war bereits hergerichtet und jede der 9 angemeldeten Damen + unser tapferer Einzelkämpfer wurde von einem Tischkärtchen und einen kleinen Blumengruß in einem liebevoll gefalteten Japanpapier begrüßt. Nach einer kurzen Einführung hörten wir Wissenswertes über den Stil mawaru, übersetzt "Spiralform". Hierbei wird in großen Schalen auf mindestens 3 kenzan gearbeitet. Das erste Hauptelement (shu-shi) – in unserem Fall Ornithogallum – wurde hierzu in beliebiger Neigung und frei wählbarer Länge auf einen kenzan am Schalenrand positioniert. Von oben gesehen sollte die Spitze dieser Linie nur knapp über den Schalenrand hinausreichen. Die beiden anderen Hauptlinien (fuku-shi und kyaku-shi) wurden dann so auf den verbleibenden Blumenigeln angeordnet, dass von oben gesehen eine Spirale sichtbar war. Mit dem nächsten Material (roten Alstromerien) wurde in gleich- und auch gegenläufiger Kreisbewegung das Grundgerüst für das Arrangement festgelegt. Füllmaterial (diverse Blätter und Solidago) sorgte für die optische Verbindung der Gruppen und deckte die kenzan ab. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nicht in allen 3 Gruppen mit gleichem kazai zusammengestellt werden. Außerdem wurden die Gruppen in Form eines ungleichseitigen Dreiecks positioniert und in der Mitte der Schale sollte die freie Wasserfläche sichtbar sein.

Nach dem Mittagessen erwartete uns die jüngste Form der Ohara-Schule – hana kanade. Diese "bewegten Blumen" sind eine Weiterentwicklung von hana-mai, den "tanzenden Blumen". Die 3 Hauptlinien (diesmal in festgelegter Länge abhängig von der Gefäßgröße) verlaufen schräg über die Schale und kreuzen sich in unterschiedlichen Höhen. Bei der Materialauswahl ist es – abhängig vom gewünschten Ausdruck – möglich, entweder gleiches Material für alle Positionen zu wählen, oder aber auch 2 oder 3 unterschiedliche Pflanzen zu verwenden. Die Einsteckpunkte liegen wieder am Schalenrand und sollten ein ungleichseitiges Dreieck ergeben. Ebenso auch die Spitzen der Linien, dieses Dreieck ist aber gegenüber der Basis verdreht und schwebt über der Schale. Die Blumenigel werden wieder unter Füllmaterial verborgen und diese "Fußverschönerungen" sollten nicht nur flach arrangiert werden, sondern auch ein wenig nach oben streben und in variierenden Höhen angeordnet sein. Bis zu 5 Materialien dürfen verarbeitet werden, wobei wieder das Hauptgewicht auf der Farbe Grün liegt. 
Nachdem alles fertiggestellt und aufgeräumt war, wurde unser Raum für die Besucher freigegeben. Wir nutzten die Zeit bis zum Abendessen, die Werke der anderen SeminarteilnehmerInnen zu bewundern und über Gott und die Welt – und natürlich Ikebana – zu plaudern. Die Seminarthemen reichten vom Moribana und dessen Variationen über Farbschemata, Reihenformen und Kombinationen zum traditionellen bunjin-bana und zu verschiedenen Landschaftsformen, arrangiert im shippo. Nach dem Abendessen war wieder Zeit für einen Besuch der "Börse" und danach erfreuten wir uns an einem Vortrag über die Geschichte des Ohara-Ikebana. Der Tag klang dann bei gemütlichem Beisammensein in der Georgs-Stube aus. 

 
 "Vorlage" der Meisterin und meine Umsetzung, jeweils von vorn und von oben
deutlich erkennbar die Spiralform

 die Nachmittagsarrangements

 traditionelle Landschaften, im shippo arrangiert

Vasenarrangement und Detail der Befestigung, sowie bunjin-bana


 weitere Impressionen vom Rundgang

IBV-Kongress in Wiesbaden-Naurod


Das Wilhelm-Kempf-Haus in Naurod war auch heuer wieder Gastgeber des nunmehr 33. IBV-Kongresses. Dieser wurde diesmal von der Ohara-Schule gestaltet, welche die 8 Seminare betreute. Der Donnerstag war als Anreisetag konzipiert, der eigentliche Kongress begann um 14:30 mit der Mitgliederversammlung. Zu Beginn stellte ein Vertreter der BUGA-Gesellschaft die Austragungsorte der Gartenschau 2015 in der Region Havelland vor. Erstmals in der Geschichte wird eine BUGA länderübergreifend und auf 5 Orte verteilt veranstaltet. Zwischen nördlichstem und südlichstem Ausstellungsgelände liegen immerhin fast 90 km. Die geplante Ikebana-Schau wird Ende August 2015 in der Kirche St. Johannis in der Stadt Brandenburg an der Havel stattfinden. Das wird nicht nur logistisch, sondern auch ausstellungstechnisch eine Herausforderung werden. 
Nach der Mitgliederversammlung strömten die gut 90 TeilnehmerInnen in die "Börse" im Untergeschoß, wo neben japanischen Tuschebildern und Kalligraphien auch jede Menge Ikebana-Keramik von namhaften Künstlerinnen angeboten wurde. Da hieß es sich zusammenreißen, um nicht in einen Kaufrausch zu verfallen. Der Tag klang nach dem Abendessen mit den Treffen der Ikebanaschulen aus. Die Angehörigen der verschiedenen Schulen trafen sich mit ihren Schulsprechern zu Gedankenaustausch und Diskussion.


 Eingang des Wilhelm Kempf-Hauses
Begrüßungsarrangement von Fritz Seitz

Donnerstag, 29. Mai 2014

Workshop - Ikebana International Chapter # 223

Diese Einladung konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, ein Spezial-Workshop zum Thema "Japanischer Blumenkorb - hanakago". Geleitet von zwei Großen ihres Faches, Corrie van der Meer-Fischer und Jeanne Rauwenhoff aus Holland, Meisterinnen der Ichiyo-Schule.
 
Ein Höhepunkt am ersten Tag: die Vorführung. Verspielter Ahorn, prächtige Pfingstrosen und Typha-Blätter in einer gewagten, fast schwerelosen Konstruktion. Die Bambusmatte wurde von den Damen gedreht und gegengedreht, dann mit Draht an wenigen Stellen fest verbunden und auf den Metallstäben ausbalanziert. Im "Bauch" eine Keramikschale und ein Kenzan, das war's dann auch schon an Hilfsmitteln - sehr beeindruckend!
 
Anschließend wurden uns Workshop-TeilnehmerInnen ganz verschiedene Möglichkeiten gezeigt, mit den etwas engmaschigeren Matten im Kleinformat ein passables Grundgerüst zu gestalten. Hat eigentlich nicht so schwer ausgesehen. War ein Trugschluss. Wie soll ich biegen und drehen? Wo sollen dann meine Pflanzenstiele durch? Wie erreichen sie noch sicher die Wasserversorgung? In weiterer Folge dann: Wieso stehen jetzt meine Kenzan-Schälchen doch am falschen Platz? Grrr.. Ich habe mir fest vorgenommen, die Übung daheim noch einmal zu probieren, vielleicht gelingt sie beim zweiten Versuch besser :-)
 
Leider musste ich mich hier bereits verabschieden, für den nächsten Tag des Seminars waren Arrangements in traditionellen Körben angesagt, die kurze Vorschau auf die möglichen Gefäße allein war schon richtig spannend.
 
"Friendship through Flowers", das Motto von Ikebana International, Workshop-TeilnehmerInnen von Ichiyo, Ikenobo und Sogetsu unter einem Dach - ein wunderbares Erlebnis. Ganz vielen Dank an die Veranstalterin, Frau Dungl, und allen helfenden Händen bei der Vorbereitung und vor Ort! 
 

das Vorführungsarrangement
für uns zur Inspiration
das Grundmaterial - schwierig!


 


Impressionen aus dem Übungsraum

mein bescheidener Versuch






Mittwoch, 28. Mai 2014

Ein Abend im Zeichen der Pfingstrose

Der gestrige Übungsabend stand ganz im Zeichen der Pfingstrose. Allerdings arbeiteten wir nicht mit botan, der traditionellen japanischen Baumpäonie, sondern widmeten uns der kleinen Schwester, der Staudenpfingstrose. Diese wird in Japan eher selten aber doch verwendet und trägt den schönen Namen shaku-yaku. Mir persönlich gefallen ja die einfach blühenden Sorten besonders gut, die sind aber bereits am Verblühen und auch am Blumengroßmarkt nicht gerade häufig (oder nur zu horrenden Preisen) erhältlich. 
Es blieben uns also nur die großblumigen, gefüllten Bauernpfingstrosen. Wir konnten ausreichend lange Exemplare mit stabilen Stielen ergattern, die dazu auch noch relativ schönes Laub (im Großhandel eine Seltenheit) aufwiesen. Einziger "Nachteil" - sie waren noch sehr knospig. OK, das wirkt sich nur auf die Bilder vom Übungsabend aus. Die sind dann nicht so prächtig, wie sie sein sollten. Dafür können wir die Arrangements daheim länger genießen.
Wir wissen natürlich, dass wir für shin/soe fast offene Blüten und für die restlichen Linien Blüten in verschiedenen Größen und Öffnungsstadien verwenden sollen. Nun, wir stellten uns eben vor, das dies der Fall wäre und nahmen für die Hauptlinien kräftigere Knospen. Wir werkten mit 5-7 Blüten und zusätzlichen Blattlinien, um eventuell vorhandene Löcher zu stopfen. Für einige von uns war es wieder der erste Versuch, Pfingstrosen als Shôka zu arrangieren. Und alle können mit den Ergebnissen zufrieden sein. 
Neben Shôka wurde auch Jiyûka arrangiert. Dabei zeigten sich die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie man Pfingstrosen "in Form" bringen kann: entweder isshu-ike, wobei man am Foto die unterschiedlichen Blütenfarben leider nicht so gut sieht, oder mehr landschaftlich in Kombination mit Zweigen und anderen Blumen. Und dann gibt es noch die Möglichkeit des kreativen Jiyûka, das die spezifische Schönheit der einzelnen Blüte in den Mittelpunkt stellt. Eine Stilrichtung - 3 Varianten - unterschiedlicher Ausdruck. Die Vielfältigkeit des Jiyûka auf den Punkt gebracht. 
Beim kommenden Übungsabend wird es dann wieder naturnah und sehr kreativ - Wiesenblumen und Gräser sind angesagt.  

 

Mittwoch, 14. Mai 2014

Teichlandschaft und Iris-Shôka

Es ist irgendwie auffällig - sobald ein nicht so beliebtes Arrangement auf dem Plan steht, verringert sich die Anzahl der Teilnehmerinnen am Übungsabend. Ob das nur Zufall ist? Ganz bestimmt, denn die Absagen waren alle wohl begründet ;-)

Jedenfalls beschäftigten wir uns gestern mit einem der schwierigeren Shôka-Arrangements, diesmal mit Iris germanica, der Bartiris oder auch Schwertlilie. Üblicherweise verwenden wir ja die Wasser- oder Sumpfiris für unsere Ikebana-Werke, aber speziell der Nachwuchs tut sich mit den kräftigen Blättern der Iris germanica leichter. Einerseits ist die Sonnenseite einfacher zu erkennen und durch die natürliche Krümmung der Blätter lässt sich die Form besser herausarbeiten. Da es beim Iris-Shôka unzählige Regeln gibt, auf die man achten muss, ist es eine Erleichterung, wenn zumindest die Biegung der Blätter deutlich ausfällt und die Vorder- und Rückseiten der Blätter gut zu unterscheiden sind. 

Leider gibt es am Großmarkt lediglich ganz vereinzelt Blüten der Schwertlilie und Blätter sind überhaupt nicht zu kriegen. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als im hoffentlich vorhandenen Garten zu wildern oder wohlmeinende Verwandte, Nachbarn und Freunde anzubetteln. (Die Möglichkeit, sich am öffentlichen Grün zu vergreifen, sollte man nur im äußersten Notfall in Erwägung ziehen). Wer trotzdem keinen Zugang zu diesen Iris hatte (oder sich noch nicht an das Shôka wagte), versuchte sich an einem Landschaftsarrangement zum Thema Teich.

Im Endeffekt kamen neben 3 recht guten Shôka auch 4 Teichlandschaften zustande, die unterschiedliche Szenarien veranschaulichten. Da gab es den Gartenteich, das Ufer an der Donauinsel und auch die Klosterneuburger Au zu bewundern. Jede der Landschaften vermittelte ihr eigenes Flair.