Zeitig in der Früh ging es am Mittwoch auf nach Deutschland zu
unserer Meisterin. Wir wollten Prüfungen ablegen, die durch die Absage des Sommerseminars
in Puchberg sonst auf das nächste Jahr hätten verschoben werden müssen. Außerdem
galt es ein Diplom abzuholen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Teich – wie überaus erhebend,
in aller Früh bis zu den Knien im Wasser zu stehen, Binsen und Irisblätter zu
schneiden und auch noch angeregnet zu werden – trafen wir kurz nach 11 Uhr in Wollomoos
ein. Mehrere Damen hatten sich zum Privatunterricht versammelt und wir durften
uns in einem Extrakammerl ausbreiten und in Ruhe arbeiten. Meine Freundin
beschäftigte sich zuerst mit dem am Vortag grob vorbereiteten Arrangement,
einem klassischen nana-kusa (7 Gräser-Arrangement).
Ich arbeitete inzwischen ein Denka-Shōka mit Calla, 2 Blüten und 9 Blätter mit
der kabu-Aufteilung 3-6, und anschließend
ein gyōdō-ike mit Binsen und ebenfalls
Calla.
Die Meisterin hatte währenddessen ein Rikka shinpūtai fertiggestellt
und sich um ihre Schülerinnen gekümmert. Die beschäftigten sich mit verschiedenen
Arrangements, wie Gladiolen-Shōka und diversen Varianten von Jiyūka. Nach der
Korrektur unserer ersten Werke – die verlief überaus positiv – standen ein Shōka
isshu-ike mit wunderbarem
rosa-violetten Enzian (das Hauptprüfungsarrangement meiner Freundin) und ein
modernes sui-riku-ike mit
Blutweiderich, Miscanthus und Iris auf unserer Agenda.
Auch diese Arrangements
wurden wohlwollend begutachtet und abgenommen. Über das sui-riku-ike haben wir allerdings lange diskutiert. Die Meisterin
hätte eine andere Variante bevorzugt, nämlich den Blutweiderich hoch und streng
gearbeitet mit dem Miscanthus niedrig als ushiro-ashirai
und soe. Dafür war mein Blutweiderich
allerdings zu bewegt gewachsen und das Gras fast zu kräftig. Da es ein modernes
Arrangement war (deshalb auch ohne Stein vor dem Landteil) wurde meine
Umsetzung mit nur einer kleinen Korrektur genehmigt.
Nach der Erledigung des Schreibkrams dann der Höhepunkt des
Tages – Diplomverleihung. Neben mir erhielt auch Fr. Leibing, die extra aus Hamburg
angereist war, ihr Diplom. In ihrem Fall war es der 14. Grad, die Krönung eines
langen Ikebana-Lebens mit unzähligen eigenen Schülerinnen.
Beschwingt und sehr stolz auf unsere Leistungen
machten wir uns schließlich gegen 17:30 auf den Heimweg. Meine Freundin kann
damit rechnen im kommenden Frühjahr ihr neues Diplom überreicht zu bekommen.
Eine Wartezeit, die sich lohnt.
klassisches nana-kusa und Shōka
isshu-ike mit Enzian
Denka mit Calla und die beiden geteilten Arrangements
Rikka shinpūtai der Meisterin
diverse Arrangements aus dem Unterricht
Diplomverleihung