Donnerstag, 30. Juli 2015

Ikebana-Ausflug nach Wollomoos


Zeitig in der Früh ging es am Mittwoch auf nach Deutschland zu unserer Meisterin. Wir wollten Prüfungen ablegen, die durch die Absage des Sommerseminars in Puchberg sonst auf das nächste Jahr hätten verschoben werden müssen. Außerdem galt es ein Diplom abzuholen. 
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Teich – wie überaus erhebend, in aller Früh bis zu den Knien im Wasser zu stehen, Binsen und Irisblätter zu schneiden und auch noch angeregnet zu werden – trafen wir kurz nach 11 Uhr in Wollomoos ein. Mehrere Damen hatten sich zum Privatunterricht versammelt und wir durften uns in einem Extrakammerl ausbreiten und in Ruhe arbeiten. Meine Freundin beschäftigte sich zuerst mit dem am Vortag grob vorbereiteten Arrangement, einem klassischen nana-kusa (7 Gräser-Arrangement). Ich arbeitete inzwischen ein Denka-Shōka mit Calla, 2 Blüten und 9 Blätter mit der kabu-Aufteilung 3-6, und anschließend ein gyōdō-ike mit Binsen und ebenfalls Calla. 
Die Meisterin hatte währenddessen ein Rikka shinpūtai fertiggestellt und sich um ihre Schülerinnen gekümmert. Die beschäftigten sich mit verschiedenen Arrangements, wie Gladiolen-Shōka und diversen Varianten von Jiyūka. Nach der Korrektur unserer ersten Werke – die verlief überaus positiv – standen ein Shōka isshu-ike mit wunderbarem rosa-violetten Enzian (das Hauptprüfungsarrangement meiner Freundin) und ein modernes sui-riku-ike mit Blutweiderich, Miscanthus und Iris auf unserer Agenda. 
Auch diese Arrangements wurden wohlwollend begutachtet und abgenommen. Über das sui-riku-ike haben wir allerdings lange diskutiert. Die Meisterin hätte eine andere Variante bevorzugt, nämlich den Blutweiderich hoch und streng gearbeitet mit dem Miscanthus niedrig als ushiro-ashirai und soe. Dafür war mein Blutweiderich allerdings zu bewegt gewachsen und das Gras fast zu kräftig. Da es ein modernes Arrangement war (deshalb auch ohne Stein vor dem Landteil) wurde meine Umsetzung mit nur einer kleinen Korrektur genehmigt. 
Nach der Erledigung des Schreibkrams dann der Höhepunkt des Tages – Diplomverleihung. Neben mir erhielt auch Fr. Leibing, die extra aus Hamburg angereist war, ihr Diplom. In ihrem Fall war es der 14. Grad, die Krönung eines langen Ikebana-Lebens mit unzähligen eigenen Schülerinnen. Beschwingt und sehr stolz auf unsere Leistungen machten wir uns schließlich gegen 17:30 auf den Heimweg. Meine Freundin kann damit rechnen im kommenden Frühjahr ihr neues Diplom überreicht zu bekommen. Eine Wartezeit, die sich lohnt.

klassisches nana-kusa und Shōka isshu-ike mit Enzian


 Denka mit Calla und die beiden geteilten Arrangements

 Rikka shinpūtai der Meisterin
 
 
 diverse Arrangements aus dem Unterricht

 Diplomverleihung

Gladiolenschlacht


Bei unserem Juli-Meeting – während der Sommermonate gibt es leider keine regulären Übungsabende, wir treffen uns lediglich einmal im Monat in der ÖGG – stand die Gladiole im Mittelpunkt. Durch Hitze und Trockenheit waren die Exemplare am Feld diesmal sehr zart, aber beinahe etwas zu kurz. Trotzdem konnten wir damit Jiyūka und auch Shōka isshu-ike arrangieren.
Die kleinen Blüten waren sehr gut geeignet, elegante Arrangements zu fertigen. Üblicherweise wirkt ein Ikebana mit Gartengladiolen recht wuchtig, was an den üppigen Blüten liegt. Auch die Blätter sind meist ziemlich dick und kräftig, was es erschwert, schwungvoll zu arrangieren. Die zarten Wildgladiolen sind leider sehr schwer zu kriegen.
Urlaubsbedingt war unser Treffen diesmal nicht so stark besucht wie üblich. Dadurch konnte aber ausführlicher auf die Teilnehmerinnen eingegangen werden. Eine der Damen arbeitete ein wunderbares Shōka nishu-ike mit Schafgarbe und Ballonblumen. Die Blumen waren dieses Jahr in ihrem Garten besonders prächtig gewachsen, deshalb nutzte sie die Gelegenheit. Eine weitere Teilnehmerin bereitete das Grundgerüst für ein klassisches Arrangement vor, das sie am kommenden Tag in Deutschland vollenden wollte.
Die anderen Damen beschäftigten sich mit den Gladiolen. Nach dem "Ausziehen" und Sortieren der Blätter wurden die Blüten für die Arrangements ausgesucht. Das Jiyūka wurde zweifarbig gestaltet, während für das Shōka nur Blüten in der gleichen Farbe verwendet wurden. Beim Jiyūka entschieden wir uns für die aufstrebende Variante, die wirkt natürlicher als eine Form mit stark geformten Blättern, die einen sehr windigen Tag ausdrückt. Beim Shōka reichte die Bandbreite von 2 bis 5 Blüten.