Mittwoch, 27. März 2019

Und noch einmal Palmkätzchen

Gestern durfte eine unserer angehenden Ikebana-Lehrerinnen Unterrichtserfahrung sammeln – und sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht.
Im Zuge unserer Ausbildung müssen wir Assistenzeinheiten und Unterrichtspraktika absolvieren, deshalb kam die Gruppe in den Genuss eines kleinen Vortrags über die Geschichte des Shōka shōfūtai nishu-ike, gefolgt von einer Vorführung des entsprechenden Arrangements. 
Erschwerend kam hinzu, dass der Referentin einfach ein Blumenpaket vom Großmarkt mit 10 Palmkätzchen und 5 Hollandiris in die Hand gedrückt wurde und es keinerlei Vorbereitungszeit gab. 
Ein Arrangement mit 9 Linien (7 Palmkätzchen und 2 Irisblüten) sollte vorgezeigt werden, und zwar so, dass auch die nicht ganz so erfahrenen Ikebanesen den Aufbau und vor allem das Biegen der Palmkätzchen genau mitbekamen. 

Diesmal hatten wir das Glück, besonders dünne und biegsame Palmkätzchen zur Verfügung zu haben. Es waren zwar nicht die original Mariazeller – supersüß, klein und zart, aber leider auch nicht lang genug für Shōka – sie kamen denen aber ziemlich nahe. 
Bei den Iris hatten wir wieder das übliche Großmarktproblem, nämlich dass die überstehenden Blätter einfach abgeschnippelt wurden. Lediglich die untersten Blätter (und die waren stark gebogen) besaßen noch ihre Originalspitzen. Immerhin waren die dann ganz gut für tai-saki geeignet. Die restlichen Blätter mussten wir eben zurechtschneiden. Es wird Zeit, dass die "echten" Iris im Freien kräftig anschieben und bald Blätter treiben. Hollandirisblätter sind einfach zum Vergessen. 

Anschließend an die gut gelungene Präsentation der Shōka-Theorie und der Vorführung gab es dann noch die Demo eines linienbetonten Jiyūka, für das ebenfalls Palmkätzchen, als Blumen aber Anemonen, Tazetten und grüne Bartnelken-Bällchen zur Verfügung standen. Hollandiris sind mit ihren aufklaffenden Blüten nicht wirklich gut für Jiyūka geeignet. 

Nächste Woche um diese Zeit stecken wir dann mitten in den Aufbauarbeiten für unsere Frühlingsausstellung. Die letzten Details wurden gestern noch abgeklärt und die Bestellungen für den Großmarkt sind auch beinahe komplett. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wie sich das Wetter der nächsten Tage gestaltet – das hat einen ziemlichen Einfluss darauf, ob und welche Blütenzweige zur Verfügung stehen werden. Es bleibt also spannend bis zuletzt.


Freitag, 15. März 2019

Monatstreffen Ikebana International

Das Monatstreffen von Ikebana International Chapter#223 in der Studiogalerie gestaltete sich diesmal als gemütlicher Bastelabend. Das Thema des Abends lautete "Scrolling up – Gestaltung eines modernen Rollbildes mit netzartigen Geweben". Außerdem wurden Beispiele präsentiert, wie mithilfe von Verpackungsnetzen Reliefs und Skulpturen gestaltet werden könnten. 

Unsere Präsidentin stellte für die Teilnehmer Stoffbahnen zur Verfügung, die an beiden Enden mit Bambusstangen verstärkt waren, damit sie wie ein traditionelles Rollbild an die Wand gehängt werden konnten. 
Eine weitere Dame steuerte jede Menge getrocknete Pflanzen, unzählige Verpackungsnetze sowie Farbpapier und Peddigrohr bei. 

Zuerst gab es noch einen kurzen kunstgeschichtlichen Abriss über die Bedeutung und Verwendung von Netzen in Japan und über Rollbilder im klassischen Kontext und im modernen Raum. Dann wurde anhand von vorbereiteten Beispielen erläuterte, wie verschiedene Netze als zwei- und dreidimensionale Objekte gestaltet werden können. 

Schließlich durften wir uns an die Arbeit machen und das Gehörte in eigenen Entwürfen umsetzen. Dabei entstanden wunderbar kreative Arbeiten, die die Wände der Studiogalerie schmückten. Ein großes Dankeschön an Doris, die die vielen Aufhängevorrichtungen angebracht hat! 

Dieser Abend bot gleich einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Treffen. Dabei werden wir zwar nicht basteln, aber die Verwendung eines Rahmens, durch den das Ikebana betrachtet werden soll, passt doch irgendwie zum Themenkreis, der mit den Rollbildern begonnen wurde.

Da das Arbeiten diesmal wesentlich länger als üblich dauerte und im Anschluss an das Monatstreffen noch eine Vorstandssitzung anberaumt war, wurde der gemütliche Teil ziemlich reduziert. Passend zu den Rollbildern konnten wir ein wunderbares japanisches Reisgericht und eingelegte Fisolen genießen. 

Für mein Rollbild verwendete ich nicht den allgemeinen Stoffhintergrund, da der für meine Zwecke zu leicht und instabil war, um die Blumen und die Vase in Position zu halten und mir die Zeit fehlte, ihn entsprechend zu verstärken. 
Deshalb diente mir eine dunkle Antirutschmatte – die zudem eine schöne netzartige Struktur aufwies – als Untergrund. Darauf befestigte ich die Vase und dekorierte den Hintergrund mit Elementen aus netzartigem Vliesgewebe in Gold und Türkis. Das bildete einen netten Kontrast zum Schwarz der Matte und harmonierte gut mit den Farben der Blumen. 
Die Wedel des zarten Asparagus wiederum nahmen die Struktur des Vliesgewebes auf und verstärkten den Kontrast zwischen kräftig und zart.

Reliefs und Skulpturen als Anschauungsmaterial
 unsere Rollbilder
 mein Rollbild

Mittwoch, 13. März 2019

Vasenspielereien

Beim gestrigen Übungsabend durften wir wieder ein wenig "spielen" und unsere Kreativität ausleben: Jiyūka in zwei oder mehr Vasen stand auf dem Programm – explizit nicht als Nageire definiert, was uns auch bei der Befestigungstechnik Freiheiten ließ. 
Neben kenzan und Steckmasse wurde auch komiwara verwendet (und zwar sowohl aus "echtem" Stroh, aus dem Plastikstroh von Ikenobō und aus den dünnen Pipestrings, ebenfalls von Ikenobō) und eine der Damen arbeitete wirklich und wahrhaftig mit kubari

Entsprechend verspielt gestaltete sich die Materialzusammenstellung. Ein großer Bund Asparagus setaceus "Plumosus" mit den unterschiedlichst gewachsenen Wedeln enthielt für jeden Geschmack die richtigen Formen. 
Dazu kamen noch karmesinfarbene oder blaue Freesien und lachsrosa Spraynelken. Salalblätter sorgten für flächiges Grün und zarte Spirea steuerte Linienmaterial bei. 

Es gab keine Vorschriften, ob bei unterschiedlich hohen Vasen die kleinere vorne oder hinten stehen muss. Im Endeffekt kam es auf den gewünschten Ausdruck und die allgemeine Harmonie an.

Je nach Art und Aussehen der Vasen (und entsprechend der Intention der Damen) wurde der Asparagus mal hängend, mal ausschwingend und mal aufsteigend arrangiert. Ziel war es, die beiden Gefäße in irgendeiner Art miteinander kommunizieren zu lassen.
Die gebogenen Linien der Freesienknospen wurden ebenso als Verbindungslinien eingesetzt wie die Spirea-Zweige. 

Die Spraynelken wirkten in ihrer Form und Farbe fast wie kleine Rosen und verliehen den Arrangements einen frühlingshaften Charakter. 
In manchen Arrangements wurde noch zusätzliches Material verwendet, um den Gesamteindruck abzurunden bzw. weil die Farbe der Vasen es verlangte. 

Da unsere Ausstellung auch immer näher rückt, wurden die Ausstellungsplätze vergeben (die gingen weg wie die warmen Semmeln!), die Arrangements besprochen und auch die Aufsichtsdienste geregelt. 
Beim kommenden Übungsabend gibt es alternativ zum Programm die Möglichkeit, die Ausstellungsarrangements zu üben, diverse Materialkombinationen zu besprechen bzw. Wünsche für den Großmarkt zu deponieren. 
Es wird sicher eine Ausstellung, die dem Anlass entsprechend (immerhin haben wir den Status einer Jubiläumsveranstaltung der japanischen Botschaft erhalten) großartig wird.