Mittwoch, 23. September 2020

Freestyle mit hängendem Material

Gestern beschäftigten wir uns wieder einmal alle gemeinsam mit Freestyle. Diesmal wollten wir in 2 hohen Vasen arbeiten, mit Material, das auch einen hängenden Charakter aufweisen sollte. 

Die Befestigungstechnik blieb jeden selbst überlassen, es war kein definiertes Nageire gefragt. Die meisten von uns verwendeten kenzan oder Steckmasse, aber auch das eine oder andere Arrangement wurde mit kubari gearbeitet. 

Der Einfachheit halber haben die meisten der Damen und Herren das Überraschungspaket vom Großmarkt bestellt, aber die Arrangements wurden auch mit eigenem Material aufgepeppt. Diesmal gab es Sonnenblumen, Hängeamarant, süße rosa Gomphrena, Nigella-Kapseln und Hirse. 

Die Schwierigkeit bestand darin, die verschiedenen Materialien in Harmonie zu bringen. Hängendes Material soll trotz seines Charakters eine gewisse Lebendigkeit vermitteln. Indem wir vom Hängeamarant einen Großteil der Blätter entfernten, wurde der Blütenstand in den Mittelpunkt gerückt und gleichzeitig die Haltbarkeit verlängert. Die Sonnenblumen bildeten einen Schwerpunkt am Vasenrand und das Hängeelement wurde mit aufstrebenden Linien kontrastiert und somit betont. Obwohl die meisten von uns das gleiche Material verwendeten, entstanden doch sehr unterschiedliche Arrangements, die einen herbstlichen Charakter vermittelten.

Eine unserer Damen hatte sich vorsichtshalber in Selbstquarantäne begeben und steuerte ihr Arrangement per Mail bei.


Mittwoch, 9. September 2020

Ikebana mit Herbstmaterial

Nur ein paar Tage nach dem Workshop trafen wir uns schon wieder in der ÖGG, diesmal zum regulären Übungsabend. Und da von Hildes wunderbaren Miscanthus noch einiges übrig war, wurde der gleich gemeinsam mit Astern in Form eines Shōka shōfūtai nishu-ike verarbeitet. 
Zusätzlich zum breiten, gestreiften Miscanthus stand auch eine sehr schmalblättrige Sorte zur Auswahl. Die hat den Vorteil, dass sich die Blätter nicht einrollen, auch wenn man sie nicht mit Vaseline behandelt, um das Austrocknen zu verhindern. Einziger Nachteil des schmalblättrigen Miscanthus – man schneidet die Blätter gerne beim Fotografieren ab, da sie auf dem kleinen Kamerabildschirm nur schwer zu erkennen sind. Ist leider bei einigen Arrangements passiert (und auch an der korrekten Positionierung der Arrangements müssen wir noch arbeiten – so eine schmale mizugiwa erwischt man schnell mal von der falschen Seite und dann sind Löcher sichtbar, die den Gesamteindruck ruinieren). 

Unsere Arbeiten waren nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Gräsersorten sehr verschieden, sondern auch, weil die Astern am Großmarkt derzeit nur in farblich gemischten Bunden verkauft werden. Also mussten die auseinandergeklaubt werden, damit jeder der Damen und Herren genügend Stiele in einer Farbe zur Verfügung hatte. 

Neben Shōka wurde auch Freestyle gearbeitet. Das allgemeine Thema lautete ja "Arbeiten mit Gräsern und Herbstblumen", weshalb wir nicht nur auf Miscanthus und Astern beschränkt waren. Auch Schilf (im kreativen Mond) und Lampenputzergras kamen zum Einsatz, sowie Herbstanemonen und weitere Spätsommerblumen. 

Eine unserer Damen versuchte sich mit Erfolg an einem hängenden Boot mit rosa Schneebeere und Astern, eine gute Vorbereitung auf die bald anstehende Zwischenprüfung. Auch auf ein weiteres Shōka shōfūtai muss hingewiesen werden, das wurde isshu-ike mit herrlich zarten Cosmeen gearbeitet. Solch ein Material kriegt man am Großmarkt nicht, das muss im Garten geschnitten und vorsichtig transportiert werden. Es ist halt nur ein sehr kurzlebiges Arrangement, aber das ist eben die Vergänglichkeit im Ikebana, die auch ihren Reiz hat.


Samstag, 5. September 2020

Rikka-Workshop

Am letzten Wochenende vor Schulbeginn haben wir uns zu einem intensiven Rikka-Workshop in der ÖGG getroffen. Eine unserer Damen hat in ihrem Garten breiten, gestreiften Miscanthus stark verkleinert und wir haben die Gelegenheit genutzt, dieses Material in einem Rikka shōfūtai zu verarbeiten. 

Vorab gab es eine Umfrage unter den Teilnehmerinnen, welcher von 4 Entwürfen aus unterschiedlichen Materialkombinationen denn die Zustimmung einer Mehrheit finden würde. Das Votum fiel auf ein issō-no-mono-Rikka mit Lilien als shin und uke und Miscanthus als soe und mikoshi. Dementsprechend wurde das Material am Großmarkt besorgt, aber als die Damen dann den wunderbaren, langen Miscanthus sahen, wollten sie doch diesen als Hauptmaterial verwenden. 

Da wir ja flexibel sind (und unsere Theorie-Hausaufgaben gemacht haben), konnten wir vor Ort die entsprechenden Abänderungen im Entwurf vornehmen, um den Miscanthus ins wohlverdiente Rampenlicht zu setzen. Schlussendlich entstand ein Rikka shōfūtai gedan-ozukai santōyūsōtai mit umgekehrtem Blumenweg in folgender Zusammensetzung: Shin und soe aus Miscanthus, uke und hikae aus Lilien, shō-shin und uke-uchi aus Enzian, aus Rosmarin (der gesamte Seminarraum hat geduftet!) und maeoki und nagashi aus Hypericum. Es gab keinen mikoshi, denn der uke wurde betont ausgeführt und die schwingenden Linien des Miscanthus wären mit einem mikoshi in Konkurrenz getreten. Ushiro-gakoi wurde aus Goldrute gearbeitet, kusa-michi aus kleinblütigen Astern und die dome aus Farn bzw. Minichrysanthemen. 

Ein recht einfaches Konzept, aber der Teufel lag wie immer im Detail. Durch gleiches Material für maeoki und nagashi, das noch dazu als tsuyo-mono (gemeinsam mit ) härter als das restliche Pflanzenmaterial ist, verschieben sich zum einen die sashi-guchi. Dazu besteht hikae aus einer Blume, wodurch yo-dome aus nichtblühendem kazai gearbeitet werden sollte. Der Farn, der ebenfalls tsuyo-mono ist, bietet sich da geradezu an. Allerdings muss dann kusa-michi auf der nagashi-Seite in einem blühenden in-dome enden. Also verläuft der Blumenweg nicht auf die üblicher Weise, sondern macht einen kleinen Schlenker zurück auf in-kata. Auf diese Weise bleiben die holzigen und die grasigen Bereiche in Gruppen voneinander getrennt. Eh ganz logisch, aber es ist trotzdem eine ziemliche Fummelei geworden. 

Durch den betonten uke ist nämlich der nagashi ebenfalls etwas kürzer als üblich ausgebildet und da eine Verbindung zum maeoki bestehen muss, sind entsprechende Verbindungslinien erforderlich. Das bedeutet, dass in-dome hinter nagashi eingesteckt wird und trotzdem nach vorne wirken muss. Wie gesagt, eine Fummelei. 

Besonderer Wert wurde diesmal auch auf die Ausarbeitung der mizugiwa gelegt. Die Damen haben sich sehr bemüht, einen dichten, geraden Fuß hinzukriegen, der sauber und schlank das Arrangement trägt. Und alle haben sehr gut gearbeitet, es gab keine schrägen Linien, Drahtverhaue oder ähnliche Schlampereien, die den Gesamteindruck des Rikka getrübt hätten.

Einige Teilnehmerinnen, die sich noch nicht an des Rikka herangewagt haben, beschäftigten sich mit verschiedenen Übungs- und Prüfungsarrangements. Wir hatten jedenfalls einen sehr entspannten Workshop, der allen trotz des intensiven Arbeitens viel Spaß gemacht hat.

Unsere Rikka ...

... und was sonst noch entstanden ist