Wie auch im vergangenen Jahr
war auch heuer wieder ein Kurztrip nach Wollomoos zu unserer Meisterin
angesagt. Zeitig in der Früh machten wir uns auf den Weg – das Auto natürlich
wie immer ziemlich gut gefüllt mit diversen Blumen, Gefäßen und Ikebana-Zubehör
– und trafen kurz vor 11 an unserem Ziel ein.
Zum Privatunterricht bei der
Meisterin kamen neben den ständigen Schülerinnen diesmal auch Frau Gierke und
Frau Hermes. Die beiden hatten gehört, dass wir vorbeischauen wollten und
nutzten die Gelegenheit für ein Hallo. Dabei entstanden auch zwei sehr
interessante Jijyūka.
Professor Pointner arbeitete ein entzückendes Körbchen
mit Dahlien, da für den nächsten Jahreszeitenbrief ein aktuelles Arrangement
benötigt wird. Das Unterrichtsthema lautete Shōka shōfūtai mit Gladiolen und Shōka
shinpūtai. Von diesen Arrangements bekamen wir in unserem Kämmerchen aber
nichts mit, zu sehr waren wir mit unseren eigenen Arbeiten beschäftigt.
Christa
hatte zuerst ein Shōka shōfūtai shin-Form
auf der Agenda, das sie mit Enzian gestaltete. Das Werk wurde wohlwollend und
mit nur geringfügigen Korrekturen akzeptiert. Leider ist beim Foto etwas schief
gegangen und der zur Seite gekippte soe-ashirai
ist erst beim Nachbearbeiten der Bilder bemerkt worden. Da war das Arrangement
aber bereits Geschichte. Das passiert, wenn man die fertigen Werke immer wieder
umstellen muss.
Christas zweites Arrangement war ein Shōka shinpūtai futa-kabu-ike mit rosa Ballonblumen,
gestreiften Miscanthus und wilder Karotte. Die Schale mit dem blauvioletten
Muster passte wunderbar zum kazai. Ich
kämpfte mich derweilen durch ein modernes suna-no-mono
mit Wasserpflanzen. Ich hatte ein zurückhaltendes Arrangement im Sinn,
dominiert durch verschiedene Grüntöne, dazu Weiß (vertreten durch Callablüten
und aufgenommen in den Flecken der Callablätter und im panaschierten Euonymus
des in-dome) und Rosa (Blutweiderich
als shō-shin und Nelken im yo-dome).
Der Plan ist gut aufgegangen, auch wenn ich mit einigen Linien sehr gekämpft
habe. Speziell das Irisblatt zur Unterstützung des shin hat mich viel Kopfzerbrechen, Zeit und Nerven gekostet. Eigentlich
wollte ich mehrere Irisblätter und auch Binsen als Begleiter für shin und uke, aber die eigenartige Krümmung des shin-Stiels hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wäre
ich der Linie gefolgt, hätten Binsen und Blätter nach außen gezeigt. Eine
Gegenbewegung wiederum hätte zu Kreuzungen und Überschneidungen geführt. Im
Endeffekt waren ein einzelnes Irisblatt und eine zusätzliche Zweiglinie als
Unterstützung zum soe die
bestmögliche Lösung. Die Meisterin war mit meiner Umsetzung zufrieden und das
Arrangement ist fast ohne Korrektur akzeptiert worden.
Kristin, eine der
Schülerinnen von Frau Pointner, widmete sich neben dem Unterricht einer
Extraaufgabe, denn sie ist Spezialistin für beschädigte Gefäße. Christa hatte
zwei lädierte Vasen mitgebracht und auch Prof. Pointner steuerte eine
angeschlagene Schale bei. Den Schäden wurden mit Spezialkleber bzw. einer schnell
aushärtenden Zweikomponentenmasse zu Leibe gerückt, danach wurde geschliffen
und schließlich mit farbigem Nagellack (kaum zu glauben, wie viele Farbtöne es
gibt, darunter auch matte Varianten) bzw. Blattgold vollendet. Wenn sich eine
Beschädigung nicht verstecken lässt, dann verändert man eben die Stelle und
rückt sie ins Rampenlicht.
Der Heimweg verlief nicht so glatt wie die Hinfahrt,
starke Regenfälle, Straßenüberflutungen und Staus machten uns das Leben schwer.
Aber schlussendlich sind wir sicher daheim gelandet. Und auf den Prüfungsbögen
sind wieder einige Leerstellen gefüllt worden.
man glaubt gar nicht, was man für 3 Arrangements alles braucht....
Arrangement von Prof. Pointner für den Jahreszeitenbrief.....
.... und zwei weitere Jijyūka
Arrangements von Christa
mein suna-no-mono