Mittwoch, 25. September 2013

Eine besondere Jiyûka-Erfahrung

Unser gestriger Übungsabend bescherte uns eine Novität: Für den Nachwuchs stand ein Jiyûka yoko-no-hana (das ist die neue, horizontale Form) auf dem Programm. Jede von uns war neugierig, wie aus kleinen Aspidistrablättern, einigen Freesien, Chrysanthemen und Kleinkram wie Hypericum und Limonium ein die Breite betonendes Arrangement entstehen sollte. Gleich vorneweg - es war gar nicht so einfach, die Blätter dazu zu bringen, in die richtige Richtung zu weisen - und dort auch zu bleiben. Natürlich, wenn wir Draht hätten nehmen dürfen, dann wäre es ein Klacks gewesen, aber schließlich sollte genau dieses Hilfsmittel nicht verwendet werden. Neben der horizontalen Ausrichtung war auch das Element Fläche vorgegeben, weswegen die Blätter viel ihrer Vorder- oder Rückseite zeigen sollten. Eine von uns hat ein wenig "geschummelt" und die Blätter wie Linien eingesetzt, aber das war durch das Gefäß nötig geworden.
Nachdem wir beschlossen hatten, diesmal beidseitig und beinahe (aber doch nicht ganz) symmetrisch zu arbeiten, wurden die Blätter mit viel verbaler Unterstützung dazu gebracht doch endlich an den gewünschten Positionen zu verharren - zumindest so lange, bis die Fotos gemacht waren. Die horizontale Ausdehnung unterstützten wir mit Linien aus Freesien und Hypericum, während der Blickpunkt und Anschluss ans Gefäß mit Chrysanthemen und Limonium gearbeitet wurde. Im Endeffekt war das Ergebnis gar nicht so schrecklich, wie anfangs teilweise befürchtet. Das neue Jiyûka wird noch viele Überraschungen und exotische Blickwinkel für uns bereit halten.
Die Fortgeschrittenen unter uns beschäftigten sich mit traditionellem Shôka, und zwar klassisch und modern. Gestern waren wir ein wenig unterbesetzt, aber die hohe Klasse der Shôka glich das wieder aus. Neben maze-ike mit Miscanthus und Dahlien gab es ein klassisches Chrysanthemen-Shôka und ein entzückendes oki-fune (selbstverständlich ebenfalls klassisch im kubari gearbeitet) mit Krötenlilien zu bewundern.
Wegen der anstehenden kleinen Ausstellung und Vorführung im Rahmen der diesjährigen "Langen Nacht der Museen" wurde noch über die Beiträge dazu gesprochen und der grobe Ablauf festgelegt. Die eigentliche Organisation liegt beim Gartenbaumuseum und wir werden am 5. Oktober sehen, wo wir unsere Werke aufbauen dürfen.

 

Montag, 16. September 2013

"Herbstzauber" - Ikebanaseminar in Wien

Freitag der 13., für abergläubische Menschen kein guter Termin, um ein wichtiges Vorhaben zu starten. Und dazu dann noch 13 Teilnehmerinnen, also gleich ein doppelter Grund für schlechte Schwingungen? Aber wir vom Ikebana-Volk sind vor solchen Dingen (hoffentlich) gefeit. Jedenfalls starteten wir an diesem ominösen Tag unser diesjähriges Herbstseminar mit Prof. Shûsui Pointner-Komoda. Fast 3 intensive Tage mit unserer geschätzten Meisterin, die uns wieder ein Stück auf dem kadô voran bringen sollen.
Seit den frühen Morgenstunden wurden die letzten Punkte auf der seit Langem bestehenden Vorbereitungsliste abgearbeitet: Blumen vom Großmarkt holen - und hoffen, dass alle bestellten Pflanzen auch wirklich bereitliegen - und in die ÖGG bringen, kazai versorgen und je nach geplanten Arrangements zusammenstellen, Seminarraum herrichten, Plätze verteilen und kurz durchschnaufen. Nach einer schnellen Tasse Tee/Kaffee zur seelischen Aufmunterung schließlich die Gefäße und sämtliches sonstige Zubehör in den Seminarraum raufschleppen. Bald danach trafen die restlichen Seminarteilnehmerinnen ein und diejenigen, welche Prüfungsarbeiten geplant hatten, begannen mit ihren Arrangements. Rechtzeitig vor dem Eintreffen der Meisterin war wie immer alles fix und fertig - inklusive der Teilnehmerinnen.
Der Präsident der ÖGG, Ing. Eipeldauer, übernahm die offizielle Begrüßung und nach der Korrektur und Bewertung der Prüfungsarrangements begann das eigentliche Seminar gleich mit einem "Hammer": Ein natürliches Jiyûka in Anlehnung an das traditionelle nana-kusa mit 7 unterschiedlichen herbstlichen Blumen, Gräsern und Zweigen. Nicht nur für unseren Nachwuchs eine Herausforderung, sondern auch für die geübten Ikebanesinnen. Aber das Ergebnis war zauberhaft, da hat sich die Mühe gelohnt.


Der Samstag war besonders für unsere Meisterin sehr anstrengend. Nicht nur, dass sie ein modernes suna-no-mono vorbereiten musste, auch für den Nachwuchs wurden 2 Arrangements vorgeführt und die Theorie dahinter ausführlich erklärt. Diesmal gab es Jiyûka in der "neuen" Variante, und zwar sowohl ein tate-no-hana (aufrechte Form) als auch ein naname-no-hana (schräge oder geneigte Form). Wieder wurde entweder jahreszeittypisches Pflanzenmaterial verwendet, oder zumindest mit einer Kleinigkeit im Arrangement darauf hingewiesen. 

 
Obwohl dieser Seminartag sehr lange dauerte, schafften wir es nicht, unsere Rikka fertigzustellen. Deshalb mussten wir am Sonntag eine Frühschicht einlegen, damit wir bis zum Eintreffen von Prof. Pointner zumindest halbwegs vollständige Arrangements vorweisen konnten. Die Korrekturarbeiten dauerten dann trotzdem bis zum Mittag. Während wir noch verbissen drahteten, bogen und innerlich fluchten, demonstrierte unsere Meisterin für den Nachwuchs ein weiteres naname-no-hana, diesmal mit geteilter kabu in einer langen Schale. Es war verblüffend zu sehen, wie "leicht" Sonnenblumen wirken können, das hat man diesen manchmal steif wirkenden Blumen gar nicht zugetraut.


Nachmittags wurden noch ein Shôka shofûtai sanshu-ike maze-ike für die Fortgeschrittenen und ein Shôka shinpûtai für alle Teilnehmerinnen vorgeführt.


Mit der Urkundenverteilung und Verabschiedung unserer Meisterin ging ein wunderbares, aber auch sehr anspruchsvolles Seminar viel zu schnell wieder zu Ende. Uns blieb nur noch, den Seminarraum wieder in den Urzustand zurückzuversetzen und unsere Arrangements und den restlichen Krempel nach Hause zu transportieren. Aber wir dürfen uns jetzt schon auf das nächste Seminar im Oktober 2014 freuen.
Und hier zum Drüberstreuen noch meine Beiträge zum Seminar:

Mittwoch, 11. September 2013

Der Hauch des Herbstes

Nach fast 1 Monat Pause begann gestern wieder der reguläre Unterricht in der ÖGG. In Vorbereitung auf das Seminar mit Prof. Pointner-Komoda am Wochenende beschäftigten wir uns mit Herbstmaterialien: Gräser, Zweige mit herbstlichen Fruchtschmuck und typische Spätsommerblumen in leuchtenden Farben wurden verarbeitet. Die Stilvorgabe lautete Jiyûka in 2 Gefäßen für die Fortgeschrittenen bzw. geneigtes Moribana/Jiyûka für den Nachwuchs.
Am Großmarkt gab es diesmal ganz ausgefallene Blumen zu kaufen: Kleinblütige Clematis (vermutlich eine integrifolia), die durch ihren aufrechten Wuchs, stabile Stiele und zarte, ungewöhnliche Blüten auf sich aufmerksam machten. Die mussten natürlich sofort erworben werden, dazu dann Spraynelken in einem ungewöhnlichen Pink und als Kontrast kleine, weiße Bartnelken. Das alles kombiniert mit den zarten Ähren der Rutenhirse (Panicum virgatum). Dieses Herbstgras besticht besonders dann, wenn es in Massen auftritt. Auf dem Gelände der IGS in Hamburg waren riesige Areale mit Panicum bzw. Pennisetum bepflanzt - ein atemberaubender Anblick.
Aber zurück zum Ikebana. Beim Auspacken der Clematis am Abend ein großer Schock - traurig herabhängende, welke Blüten. Dabei hat der Händler doch sooo von der Stabilität dieser Blumen geschwärmt und sie waren den Tag über ständig eingewässert und kühl gestellt. Aber nachdem ein Teil der traurigsten Blüten und einige Blätter entfernt bzw. gekürzt und die Stiele frisch angeschnitten waren, erholten sich die Pflanzen nach einer kleinen Dusche innerhalb kürzester Zeit wieder vollständig. Sie sind also doch robuster als man ihnen ansieht. In den Arrangements haben sie sich dann wunderbar exotisch präsentiert - wie man an den Bildern sehen kann.

 
 

Dienstag, 3. September 2013

Ikebana-Ausstellung IGS Hamburg


Vom 29. August bis zum 1. September 2013 organisierte der Ikebana-Bundesverband im Rahmen der IGS Hamburg eine Ikebana-Ausstellung. 86 AusstellerInnen aus 8 Ikebana-Schulen präsentierten ihre Werke in den beiden Blumenhallen auf dem Ausstellungsgelände. Halle 1 diente gleichzeitig als Ausstellungsgelände für wechselnde Floristik- und Gartenleistungsschauen, weshalb die Präsentation der Arrangements nicht gerade einfach war. Sogar der Wassergraben der Halle wurde für schwimmende und/oder dem Wasser verbundene Arrangements genutzt. Es ist eine der Stärken der Sogetsu-Schule, die Arrangements mit der Umgebung harmonisch verschmelzen zu lassen. In dieser Halle fanden auch die täglichen Vorführungen statt und der Infobereich des IBV war ebenfalls hier aufgestellt.
Halle 2 präsentierte sich am Montag als fast völlig leeres Areal, keine Idee davon, dass hier am Mittwochabend eine Ausstellung eröffnet werden sollte. Montag und Dienstag dienten der Vorbereitung: Unzählige Podeste (jedes fein säuberlich in einem nummerierten Schuber verpackt) und sonstige Materialien wurden angeliefert, die Stellwände aufgestellt und mit Stoffbahnen bespannt und sonstige Hintergründe angebracht. Einige AusstellerInnen begannen bereits am Dienstagnachmittag mit dem Aufbau ihrer Werke. Der Großteil der TeilnehmerInnen arrangierte aber erst am Mittwoch. Für 17:00 war die interne Eröffnung angesetzt, mit Sekt und Brötchen für die Mitwirkenden und einer Runde durch die fertige Ausstellung, bei der jeder Künstler sein Werk kurz vorstellte.
Die offizielle Eröffnung fand dann am Donnerstagvormittag statt, gefolgt von einer Ikebana-Demonstration von Prof. Shûsui Pointner-Komoda und Ilka Leibing. Die beiden arrangierten gleichzeitig jeweils ein Jiyûka bzw. ein Shôka shinpûtai und arbeiteten dann gemeinsam an einem Rikka shinpûtai. Am Nachmittag gab es dann eine Vorführung der Saga-Goryu-Schule, präsentiert von Meisterin Yoshi Takahashi. Sie zeigte das Pendant ihrer Schule zum Rikka shofûtai von Ikenobô. Der Hauptunterschied ist, dass bei Saga Goryu keinerlei Draht oder sonstige technische Hilfsmittel zum Einsatz kommen dürfen.
Freitag präsentierten sich Kagei Adachi Ryu und Ohara und am Samstag konnten die zahlreichen Zuschauer wunderbare Vorführungen von Koryu Toyukai und nochmals Ohara bewundern. Die beiden Schlussvorführungen am Sonntag waren Ikenobô und Sogetsu gewidmet.
Sonntag um 19:00 begann dann die Demontage der Ausstellung, die Arrangements wurden abgebaut, die Podeste verstaut und die Halle wieder in den tristen Urzustand zurückversetzt. Durch die perfekte Organisation durch die Ausstellungsleitung des IBV verlief der Abbau reibungslos und effizient. Kaum zu glauben, wie schnell die Paletten mit den Podesten wieder bepackt und verstaut waren. OK, lange Jahre an Erfahrung bei unzähligen Bundesgartenschauen hinterlassen ihre Spuren. Trotzdem, ein großes Lob für die perfekte Organisation der gesamten Veranstaltung!
Hier nun einige Impressionen von den Vorführungen und Bilder ausgewählter Arrangements.
Ursula Zembrot, Sogetsu; "Bodensee grüßt Waterkant"
Annelie Wagner, Ohara; Bunjin-bana
Zoo-Lan Lee-Rötter, Ohara; Arrangement im Gedenken an ihre Meisterin
Iemoto Riha Miyamoto & Yuko Costrau, Koryu-Toyokai; Blumenzeremonie
Manfred Fraustadt, Ikenobô, Shôka sanshu-ike