Sonntag, 17. Januar 2021

Neue Herausforderungen

Der Lockdown wird uns leider noch eine ganze Weile begleiten und die Beschaffung von Blumen und anderen Materialien ist ziemlich schwierig geworden. Allerdings gibt es in den Supermärkten vermehrt Frühlingsblumen (wie z.B. Tulpen) im Angebot. Spaziergänge sind ebenfalls erlaubt und diverse Zweige von Bäumen und Sträuchern bieten sich geradezu für Ikebana an. 

Auch wenn sie jetzt noch tot wirken und weder Blüten noch Blätter zeigen, so tragen sind sie dennoch den Keim neuen Lebens in sich. Zusammen mit Frühlingsblumen nähren sie unsere Hoffnung auf ein baldiges Wiedererwachen der Natur. 

Die Herausforderung für die kommenden 2-3 Wochen lautet nun, sich mit Shōka shōfūtai und Shōka shinpūtai mit Frühlingsmaterial zu beschäftigen. Wer sich noch nicht so firm mit Shōka fühlt, arbeitet stattdessen Freestyle. Ich freu mich schon auf möglichst viele Beiträge!

Shōka shōfūtai 


Shōka shinpūtai 

Freestyle

Freitag, 1. Januar 2021

Ikebana zum Jahresbeginn

Jahreswechsel – Zeit nicht nur für gute Vorsätze und ein weiteres Kapitel in unserem Blog, sondern auch für hatsu-ike, das erste (festliche) Ikebana des neuen Jahres. 

Traditionell ist das in Japan das shō-chiku-bai, ein Denka-Shōka aus Kiefer, Bambus und blühender Winterpflaume. Dieses Arrangement gilt gemeinhin als das festlichste aller Ikebana, da es aus Pflanzen mit besonderen, glückverheißenden Eigenschaften besteht. 

Die Kiefer symbolisiert als immergrüne Pflanze ewiges Leben, Bambus steht für Prosperität und die Winterpflaume dafür, auch unter widrigsten Bedingungen mitten im harschen, kalten Winter zu gedeihen. Auch aufgrund einer weiteren Charakteristik ist dieses shō-chiku-bai einzigartig: Alle drei verwendeten Pflanzen besitzen die gleiche Wertigkeit, können also für jede yakueda verwendet werden. 

Zudem ist das shō-chiku-bai eine Art Mittelding, da es von Form und Aufbau her zwischen Rikka und Shōka steht. Allerdings zählt es eindeutig zum Shōka und wird als erste Form des Denka go-kajō gelehrt. Aufgrund der Gleichwertigkeit der Materialien gilt das shō-chiku-bai zudem als Wegbereiter des Shōka sanshu-ike

In unseren Breiten ist es ziemlich schwierig, passendes Material für ein traditionelles Neujahrsarrangement aufzutreiben. Meistens hapert es am Bambus, denn nur mit dickstämmigen, kleinblättrigen und dicht belaubten Exemplaren erzielt man einen besonders imposanten Ausdruck. Und mit kurznadeliger Kiefer sieht es in Zeiten zunehmender Klimaveränderung auch nicht gerade rosig aus.

Aber es muss ja nicht unbedingt ein shō-chiku-bai sein, mit dem man das neue Ikebana-Jahr einleitet. Vorgetriebene Blütenzweige aller Art, seltene oder kostbare Blumen und/oder symbolträchtige Pflanzen, festlich gestaltet in einer selbst gewählten Form – all dies kann für hatsu-ike verwendet werden. 

Ziel dabei ist, das neue Jahr mit einem jahreszeitlichen Arrangement festlich willkommen zu heißen und Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft in Form eines Blumenarrangements auszudrücken. Da es uns nach wie vor nicht möglich ist, gemeinsam Ikebana zu betreiben, werden wir unser Ikebana zum Jahresbeginn einfach hier mit unseren Freunden teilen. Lasst uns hoffen, dass unsere Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gehen!