Mittwoch, 25. November 2015

Aspidistra einmal anders


Unser gestriger Übungsabend in der ÖGG bescherte uns ein Shōka shōfūtai, das wir in dieser Art eher selten arrangieren. Üblicherweise arbeiten wir Aspidistra isshu-ike als Denka, diesmal aber – auch um den Nachwuchs nicht zu überfordern – haben wir 2 Blätter und 3 Chrysanthemen als Shōka nishu-ike verwendet. 
Bei Aspidistra ist es so wie mit anderen immergrünen Gewächsen: die sehen das ganze Jahr über ziemlich gleich aus. Auf die Jahreszeit kann man nur durch die verwendeten Blumen des nejime schließen. In unserem Fall also kleine Chrysanthemen. In den Ikebana-Bibeln sieht man ein Shōka shōfūtai nishu-ike mit Aspidistra häufig in Kombination mit den kleinen Ringelblumen, die es nur wild oder in Gärten gibt. Die Exemplare, die man im Handel kriegt, sind viel zu groß und kräftig. 
Unsere Aspidistrablätter sind schon am Montag gekauft worden und haben die Nacht eingerollt in der Badewanne verbracht. Dadurch haben sich die Blätter wieder ganz gut erholt und beinahe zu ihrer natürlichen Form zurückgefunden. Im Handel werden die Blätter richtiggehend zusammengedrückt und sind dann ganz flach ausgebreitet. Durch das Rollen erhalten sie ihre natürliche Biegung zurück und sind viel stabiler. 
Speziell für den Nachwuchs sind Aspidistrablätter ein sehr gutes Beispiel für die Zusammenhänge zwischen in und yo bzw. ura und omote und die jeweilige Positionierung im Shōka. Dadurch dass im Blumenhandel niemand auf "rechte" und "linke" Blätter achtet, sind in den vorgepackten Bunden immer die wildesten Mischungen vertreten. Beim Vorsortieren der Blätter wurden für jede Teilnehmerin 3 passende Blätter zusammengestellt, die sowohl von der Form und Größe als auch von der Steilheit der Blätter gut zusammenpassten. Dadurch hat es sich aber auch ergeben, dass nicht alle die standardmäßige hon-gatte-Form arrangieren konnten, sondern diesmal auch viele gyaku-gatte-Arrangements vertreten waren. So ist das eben, wenn man sich auf das kazai einstellen muss und sich die Pflanzen nicht den Wünschen der Arrangierenden unterordnen ;-) 
Jedenfalls sind alle gut mit dem Material zurechtgekommen und im Endeffekt konnten wir uns über 14 gelungene Arrangements freuen. Außerdem haben wir beschlossen, uns bei einem der kommenden Workshops einem "richtigen" Aspidistra-Arrangement zu widmen.

 
 

Montag, 16. November 2015

Laxenburg - letzter Ausstellungstag


Der Sonntag empfing uns mit stürmischem, regnerischem Wetter, wodurch wir nicht die guten Besucherzahlen vom Vortag erzielten. Aber trotzdem war die vormittägliche Vorführung wieder gut besucht. Diesmal waren wir nur zu zweit und jede von uns führte drei Arrangements vor. 
Christa begann wieder mit der schwierigen Vase und dem Weihnachtsstern, peppte diesmal das Jiyūka mit einer nach oben strebenden Linie auf. Danach kam eine V-förmige Vase mit unterschiedlich hohen Öffnungen. Da das Gefäß leider keine Trennwand aufwies, konnte der höhere Vasenteil leider nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt werden, da sonst alles aus der niedrigeren Öffnung rausgeronnen wäre. Leider ein Konstruktionsfehler. Aber mit entsprechend langen Stielen im höheren Teil konnten auch dort die Blumen mit Wasser versorgt werden. Ein Stiel mit mehreren Gloriosa-Blüten bildete das Hauptmaterial, das durch diverse andere Blumen unterstützt wurde, Bewegung erhielt das Arrangement durch farbige Drähte. Christas letztes Arrangement war eine linienbetonte Schulform mit engem Fuß, die speziell durch die leuchtend roten Gerbera strahlte. In Kombination mit weißen Gartenchrysanthemen und Korkenzieherhasel entstand ein typisch winterliches Jiyūka. 
Mein erstes Vorführ-Arrangement war ein Ikebana zum Verschenken: ein kleines Plastiktäschchen mit grün-weißen und gelben Chrysanthemen, dazu als Hintergrund ein Crotonblatt und einige rote Beeren – fertig war ein sehr persönliches Mitbringsel für jeden Anlass. Danach ein Jiyūka mit Schwerpunkt Perspektive in zwei Eternitwürfeln. Ebenfalls eher ungewöhnliche Ikebana-Gefäße, aber passend zur Jahreszeit und zu den verkrüppelten Cornus-Zweigen. Dunkle und helle Eustoma sorgten für die optische Tiefe und Schleierkraut brachte alles zum Leuchten. Im vorderen Gefäß blitzte noch eine kleine gelbe Chrysanthemenblüte zwischen den dunklen Eustoma hindurch und setzte einen zusätzlichen Akzent. Zuletzt – nach fünf Jiyūka in Folge – ein Shōka shinpūtai: Eine große weiße Chrysantheme in Kombination mit herbstlich rotem Spindelstrauch bildeten die Hauptelemente. Dazu dann ein Anthurienblatt und eine kleine Blütenknospe, denn dem Arrangement fehlte noch ein Schwerpunkt. 
Zum nachmittäglichen Workshop gab es leider nur zwei Anmeldungen, dafür durften die beiden Unentwegten aber gleich eine Kombination in zwei Gefäßen arbeiten. 
Viel zu schnell brach der Abend herein und dann hieß es wieder alles abräumen und das Museum in dem Zustand verlassen, in dem wir es vorgefunden hatten. Nochmals ganz herzlichen Dank an die Verantwortlichen, die uns diese Veranstaltung ermöglichten. Alles in allem war es eine sehr gelungene Ausstellung, für die wir vom Fachpublikum viel Lob ernteten. Jetzt heißt es, sich auf ein Wiedersehen im Mai 2017 freuen.

 
 
 

Samstag, 14. November 2015

Laxenburg – Vorführung und Workshop


Nach der überaus besucherreichen Eröffnung unserer Ausstellung durften wir uns auch über viele Zuschauer bei unserer ersten Vorführung freuen. Zu dritt zeigten wir jeweils zwei Arrangements und zwar vorwiegend verschiedene Variationen von Jiyūka, aber auch Shōka shōfūtai und Shōka shinpūtai. 
Zuerst war Christa mit einem kreativen winterlichen Jiyūka in einer schwer zu handhabenden Vase an der Reihe. Weihnachtsstern, Kiefer und Schleierkraut vereinigten sich zu einem typisch winterlichen Arrangement. Danach kam ein kleines Jiyūka mit Chrysanthemen, Ilex und Minihagebutten. Es folgte der fliegende Wechsel zu Uschi, die zuerst ein perspektivisches Jiyūka mit bemoosten Cornus-Zweigen, violetten Eustoma (man beachte die Farbe – vorweihnachtlich!), zart-rosa Chrysanthemen, kleinen Hagebutten und immergrünen Koniferen demonstrierte. Nach so viel Jiyūka dann als "Kontrastprogramm" ein traditionelles Shōka shōfūtai nishu-ike mit jungen Cornus-Zweigen und wieder den violetten Eustoma. 
Meine Beiträge waren zuerst ein linienbetontes Arrangement mit Schachtelhalm, blass-lila Eustoma, roten Hypericum-Kugerl und kleinen Blättchen von Euonymus, danach folgte ein Shōka shinpūtai mit Hagebutte, Gladiolenblättern und einer kleinen Gartenchrysantheme. Dieses Arrangement wurde in einer japanischen Holzvase in komiwara gesteckt, da in die kleine Öffnung kein kenzan reingepasst hätte. 
Nach gut 75 Minuten verabschiedeten wir die Besucher in die Mittagspause und widmeten uns den Vorbereitungen für den nachmittäglichen Workshop. Hier durften wir 8 Damen und einen einsamen Herren begrüßen, der gleich der buchstäbliche Hahn im Korb war. Immer wieder erfreulich, dass sich auch das starke Geschlecht zu uns verirrt (auch bei der Vorführung beehrte uns ein fleißig fotografierender Herr). 
In kleinen Keramiktöpfchen mit Steckmasse entstand unter unserer Anleitung ein farbenfrohes, massebetontes Jiyūka aus rosa Nelken, gelben Santini-Chrysanthemen, Salal-Blättern und Unmengen an Schleierkraut. Typha-Blätter dienten als Linie um den kugeligen Charakter des Arrangements ein wenig aufzulösen und Richtung zu geben. Stolz posierten die Workshopteilnehmer mit ihren Werken für das obligate Gruppenfoto. 
Während des gesamten Tages durften wir uns über einen steten Strom an Besuchern freuen. Hoffentlich wird der Sonntag ebenso erfolgreich! 
Hier nun die fehlenden Bilder der Ausstellungsarrangements, unsere Werke von der Vorführung und die stolzen Workshopteilnehmer - flankiert von Christa und Uschi, die wieder für den reibungslosen Ablauf sorgten. 

  
die restlichen Ausstellungsarrangements 
 
  
Vorführungs-Werke von Christa, Uschi und mir 
 
 
die stolzen Workshop-Teilnehmer .....
 .... und so hat die "Vorlage" ausgesehen