Montag, 31. Juli 2023

Seminar in Naurod - Freestyle 2

Nach dem natürlichen Ausdruck vom Vortag ging es heute um ein Freestyle-Arrangement, das eine ganz persönliche Geschichte erzählen sollte – um personalisierten Ausdruck. 
Die Blumen werden dabei nicht als eigentliche Pflanzen verwendet, sondern es wird ihnen eine bestimmte Bedeutung zugewiesen. Beispielsweise waren die Sonnenblumen im Arrangement von Noda-Sensei im naturalistischen Arrangement einfach Sonnenblumen und somit Boten des Spätsommers. Heute arrangierte Prof. Noda mit Sonnenblumen, Schleierkraut und Hypericum ein Freestyle mit dem Titel 'Happy children playing at the beach'. 
Das Schleierkraut stellte dabei den Strand und die Wellen dar, die Sonnenblumen waren die lachenden Kinder und deren Freude wurde durch einzelne Hypericum-Beeren an den Enden von wild gebogenem Silberdraht dargestellt. Leider darf das Foto hier nicht gezeigt werden, sondern dient nur als Anschauungsobjekt zu Unterrichtszwecken.

Damit das Gefäß zum Thema passte, klebte Prof. Noda eine Illustration mit maritimen Motiven auf die Vase. So wurde ein ganz normales Shōka-Gefäß zu einem wichtigen Teil des Gesamtwerks und verstärkte den Eindruck der Strandszenerie. 

Die heutige Aufgabenstellung lautete also, mit unseren Arbeiten ebenfalls eine Geschichte zu erzählen, bzw. ein Gefühl oder eine Stimmung zu vermitteln. Deshalb mussten wir vor Beginn der Korrektur genau erklären, was wir mit unserem Arrangement darstellen wollten. Aufgrund unserer Geschichte erfolgte dann die behutsame Verbesserung der Arbeiten. 

Nach den spielerischen ersten Tagen beginnt morgen dann der Ernst des Ikebana-Lebens, denn wir werden uns mit Shōka shōfūtai beschäftigen, und zwar mit Sonderformen wie nijū-ike, fune oder anderen Spezialarrangements. Da steht uns dann wohl ein harter Tag bevor. Nicht nur kubari schnitzen, sondern auch die passenden Zweige suchen, die dann mit den Blumen aus dem Großhandel kombiniert werden. Hoffentlich hält das Wetter, denn im Regen durch den Wald zu laufen, macht keinen besonderen Spaß.

Hier nun die Bilder unserer Arbeiten:
'Schmetterlinge tanzen unter der Sonne im Wind'
'Mutter und Tochter spazieren durch den Park'
'Meine Welt'
'Ping-Pong'
'Das Fenster zum Garten'
'Neues Leben nach dem Feuer'

Sonntag, 30. Juli 2023

Seminar in Naurod - Freestyle 1

Nach langen vier Jahren Pause geht endlich wieder ein Seminar mit Prof. Manabu Noda im Wilhelm Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod über die Bühne. Die Study Group Austria ist mit sechs Damen beim Workshop stark vertreten, auch ein Zeichen dafür, wie sehr wir uns alle nach Neuigkeiten aus erster Hand sehnen. Und Prof. Noda ist dafür eine mehr als nur gut geeignete Quelle. 
Da der Unterricht in Englisch stattfindet, ist man nicht auf Dolmetscher angewiesen, was sich speziell bei den Korrekturen als überaus hilfreich erweist.

Nach der Anreise am Samstag startete der Unterricht am Sonntag mit Freestyle, und zwar stand ein Arrangement mit naturalistischem Ausdruck auf dem Programm. 
Nach der Theorie-Lektion demonstrierte Prof. Noda zuerst ein Arrangement, das die Landschaft um das Wilhelm Kempf-Haus darstellt. Dazu verwendete er das Gefäß, das vom Tachibana Kadokai-Chapter als Willkommensgeschenk an die Teilnehmer*innen des Seminars überreicht wurde. Die Befestigung erfolgte mittels hana-kubari
Die Buche als Hauptmaterial wurde in diesem Fall auf natürliche Art angeordnet und das Augenmerk lag dabei auf der Linie der Zweige. Danach arrangierte Noda-Sensei ein weiteres landschaftliches Freestyle, wobei diesmal die dunkelgrünen Blattflächen der Buchenzweige als Symbol für den Sommer das Thema des Arrangements bildeten. Sonnenblumen und rote Hypericum-Beeren brachten eine Ahnung des kommenden Herbstes ins Spiel. 
Obwohl die Blätter der Buchenzweige nicht entsprechend ihres Wachstums angeordnet waren, handelt es sich dennoch um ein Freestyle mit naturalistischem Ausdruck. 

Nach dem Mittagessen machten wir uns auf die Jagd nach passenden Zweigen und anderen Begleitmaterialien, die gemeinsam mit den zur Verfügung gestellten Großmarkt-Pflanzen verarbeitet werden sollten. Bei der Korrekturrunde verlangt Noda-Sensei, dass jeder erklären sollte, was durch das Arrangement ausgedrückt werden soll. Aufgrund dieser Erklärungen erfolgten dann die Korrekturen, wobei sich Prof. Noda wie immer sehr viel Zeit für jeden Einzelnen nahm. Und bei 36 Teilnehmer*innen dauerte das eine ganze Weile. 

Der morgige Montag wird uns nochmal Freestyle bescheren, diesmal sollen wir allerdings ein designhaftes Arrangement mit ganz persönlichem Ausdruck gestalten. Lassen wir uns überraschen. 
Hier nun unsere Arbeiten dieses Tages. Die Arrangements von Prof. Noda dürfen hier leider nicht gezeigt werden, die sind nur für den Unterricht gedacht.

Mittwoch, 19. Juli 2023

Gladiolen

Der außertourliche Übungsabend im Juli stand ganz im Zeichen von Gladiolen. Laut Programm sollten Shōka oder Freestyle (in Form eines Moribana) gearbeitet werden. Wer wollte, konnte auch mit anderen Materialien arrangieren. 

Leider existiert das Gladiolenfeld in der Nähe der ÖGG dieses Jahr nicht, also mussten andere Quellen gefunden werden. Die Hitze der letzten Tage hatte zur Folge, dass die Blüten diesmal nicht ganz so groß und die Rispen schön dicht und kurz waren. Dafür waren die Blätter ziemlich breit und manchmal auch recht plump. Zumindest auf dem einen Feld, das einen Teil des Materials für den Übungsabend lieferte. Gladiolen von anderen Feldern hatten sich mitunter üppiger entwickelt, vielleicht weil die Wasserversorgung besser oder der Boden reichhaltiger war. 

Unsere Shōka-Arrangements variierten in der Blütenanzahl zwischen zwei und fünf und es wurden auch mal mehr und mal weniger Blätter verwendet. Es kam ganz auf die Qualität der Gladiolen an. Man kann also auch in geregelten Formen ein großes Maß an Freiheit finden. 
Das Freestyle wurde diesmal als Moribana gearbeitet, dadurch kommt die Pracht und Üppigkeit der Gladiolen besonders gut zur Geltung. Außerdem ist eine Kombination mit anderen Pflanzen nicht unbedingt einfach, Gladiolen wirken eben am besten als isshu-ike

Die Bilder sind nicht ganz so gut geworden, denn die Leuchtstoffröhren über dem Fotoplatz haben den Geist aufgegeben. Die wollten vermutlich nicht noch mehr Wärme an die Umgebung abgeben, schließlich war es schon heiß genug. Mit Blitzlicht zu fotografieren wäre allerdings keine gute Idee gewesen, die Schatten hätten viel mehr gestört. Aber man kann immerhin erkennen, was wir arrangiert haben.

Jetzt können wir uns erstmal eine ausgiebige Sommerpause leisten, bevor wir uns im August wieder in der ÖGG treffen. Für einige von uns geht es allerdings Ende des Monats zu einem Meisterseminar nach Deutschland. Die Vorfreude darauf ist schon sehr groß.