Mittwoch, 29. Februar 2012

Shôka betsuden - Spielerei mit Palmkätzchen

Diesmal konnten wir uns an einem "verspielten" Shôka versuchen, da die Form betsuden auf dem Programm stand. Dabei handelt es sich um eine Variante des Shôka shofûtai, bei der auf die Verwendungsmöglichkeiten von "ausgefallenem" Material eingegangen wird. Dabei kann es sich z. B. um besonders geschwungene/geformte Äste handeln, die in einem regulären Shôka keinen Platz finden. Oder es wird Rücksicht auf den Aufstellungsort genommen, wenn beispielsweise wenig Tiefe vorhanden ist oder das Arrangement von vorne und hinten zu sehen sein soll.
Eigentlich soll man ein Shôka betsuden nur dann machen, wenn einem ungewöhnliches Material in die Hände fällt, man sich also auf das Material einlassen muss. Diese "Absichtslosigkeit" zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Ikebana. Das ist bei regulärem Unterricht natürlich etwas kontraproduktiv. Es gibt ein Programm, das man absolvieren soll und Formen, die man üben muss, deshalb sucht man das kazai entsprechend zusammen und hat dadurch auch eine bestimmte "Absicht".
Ein "gewolltes" Shôka betsuden sieht immer ein wenig verkrampft aus, denn natürlich findet man nicht genau das Material, das man eigentlich benötigt. Deshalb hilft man etwas nach, formt den Zweig nach eigenem Belieben und dann geht die Natürlichkeit flöten. Wir wollten einfach das dahinter steckende Prinzip üben, erkennen, was abgeändert werden muss, damit die Form in sich wieder stimmig ist. Damit haben wir bewusst Unnatürlichkeit in Kauf genommen. Aber wenn uns dann mal wirklich tolles betsuden-Material über den Weg läuft, wissen wir wenigstens, was wir damit anfangen können.
Wir haben diesmal mit Palmkätzchen in allen Variationen geübt, da Weide leicht formbar ist und nicht gleich bricht. Dazu Tulpen, um die Frühlingshaftigkeit des Arrangements zu verdeutlichen. Wie man sieht, es sind wieder ganz interessante Werke entstanden.
a.
nihomen - von beiden Seiten zu betrachten

 
 nagashi - fließende Linien in unterschiedlichen Höhen

mae-soe -  Linie kommt nach vorne

Montag, 20. Februar 2012

Wir bauen Podeste - ein samstäglicher Bastelspaß

Um für künftige Ausstellungen gerüstet und nicht mehr von der Bereitstellung fragwürdiger Tische abhängig zu sein haben wir uns entschlossen, einen Samstag ganz dem Bau von Podesten zu widmen. 
Wir wollten leichte, einfach gestaltete Podeste, die schnell zerlegbar und gut zu transportieren sind. Deshalb entschieden wir uns für ein Stecksystem mit Klemmprofilen für den Fuß und Deckplatten in 2 Größen. Somit können wir die Podestgröße dem Arrangement anpassen. Zusätzlich bauten wir noch 2 große kastenförmige Podeste, die speziell für sehr schwere Arrangements geeignet sind.
Die Plattenzuschnitte und das sonstige Material holten wir gleich in der Früh vom nächstgelegenen Baumarkt und trugen alles in dem Seminarraum der ÖGG. Dort durften wir dankenswerterweise dem Bastelspaß frönen.
Nach einer Stärkung mit Kaffee/Tee und Faschingskrapfen - schließlich war Faschingsdienstag -  wurde fleißig gebohrt, gesägt, geschraubt, gehämmert und gelegentlich geflucht, bis die Rohlinge fertiggestellt waren. Gleichzeitig sorgte die Malertruppe dafür, dass die Podeste in strahlendes Weiß getaucht wurden.
Am Nachmittag war es geschafft: Die fertigen Einzelteile wurden im Gang zum Trocknen aufgestellt und wir konnten uns nach dem Zusammenräumen ins Wochenende verabschieden. Die nächste Ausstellung kann kommen - wir sind gerüstet!

Mittwoch, 15. Februar 2012

Ein Abend im Zeichen der Tazette

Beim gestrigen Übungsabend beschäftigten wir uns mit einem Arrangement, das zwar einfach aussieht - was sind schon 2 Blüten und 8 Blätter - aber gerade wegen dieser Schlichtheit bereits ein hohes Maß an Ikebana-Können erfordert.
Tazetten (suisen) sind typische Pflanzen des japanischen Winters und nehmen bezüglich ihrer "Wertigkeit" eine sehr hohe Stellung ein. Leider sind die bei uns erhältlichen Sorten nicht mit den in Japan wild wachsenden Pflanzen (suisen wachsen dort wie bei uns die Schneeglöckchen!) vergleichbar. Hierzulande wird nur Wert auf eine üppige Blüte gelegt, was zur Folge hat, dass auch die Blütenstiele sehr dick und teilweise sogar klobig sind. Die Blätter dagegen werden völlig vernachlässigt. Bei japanischen Tazetten sind diese gut 50 cm lang, manchmal auch länger. Bei uns kann man froh sein, wenn sie die halbe Länge erreichen.
Manchmal kann man sich damit behelfen, dass man Blüten von Tazetten und  Blätter von Narzissen (so sie nicht zu breit und schlabbrig sind) miteinander kombiniert. Ist zwar nicht die feine japanische Art, aber in der Not .....
Wir haben gestern ein Denka gearbeitet, das ist eine abgeänderte Form des "normalen" Shôka shofûtai. Die Änderung besteht darin, dass die soe-Blätter vor dem shin stehen und zudem nach vorne zeigen.
Jede suisen-Blüte wird von 4 Blättern begleitet, die genau definierte Längen haben und in bestimmte Richtungen schauen sollen. Da dies bei natürlich gewachsenen Stämme nicht der Fall ist, werden die Pflanzen "ausgezogen" und neu zusammengesetzt. Zuerst entfernt man vorsichtig das Häutchen (hakama), welches den Stamm zusammen hält. Dann zerlegt man die Stämme, sucht passende Blätter und Blüten zusammen und fädelt alles wieder in die hakama ein - fertig ist der optimale suisen-Stiel. Dann stellt man 2 dieser Stämme hintereinander und das war's dann auch schon. Okay, wer einmal an suisen rumgefummel hat weiß, dass es nicht ganz so einfach ist, aber im Prinzip läuft es so ab.
Das Endergebnis ist jedenfalls ein elegantes Arrangement, das den Charakter dieser wunderbaren Pflanze voll zu Geltung bringt.

Montag, 6. Februar 2012

Ein Wochenende in Wollomoos

Unsere Meisterin veranstaltete am Wochenende auf vielfachen Wunsch einen Workshop für fortgeschrittene "Ikebanesen" zum Thema "suna-no-mono". Dabei handelt es sich um ein traditionelles Arrangement, das in unserem Fall mit Kiefern als Hauptmaterial gearbeitet und mit modernen Pflanzen aufgepeppt wurde. Hier gleich einmal das Foto des fertigen Arrangements unserer Meisterin:
Ein suna-no-mono sieht immer spektakulär und beeindruckend aus, speziell wenn viel altes Holz verwendet wird. Besonders bei den Vorlagen alter Meister hat man den Eindruck, dass halbe Wälder in die Gefäße gepflanzt wurden. Üblicherweise arbeitet man 4-5 Tage, bis man alles perfekt hingekriegt hat. Alleine die Vorbereitung von Träger- und Deckplatte, zentralem Stamm und komiwara (das sind die Strohbündelchen, in denen die Pflanzen festgesteckt werden) dauert gut einen Tag. Aus diesem Grund habe ich ein wenig "geschummelt", und bin schon mit fertig vorbereitetem Gefäß angereist.
Der nächste Schritt ist das Vorbereiten der Hauptäste. Da man Kiefern mit der gewünschten Krümmung und Dimension leider nicht so einfach findet, muss man die Linien aus Einzelteilen zusammensetzen und zwar so, dass es im Endeffekt aussieht, als wäre der Ast natürlich gewachsen. Auf dieses Grundgerüst werden dann noch die Nadelzweige montiert. Der große Vorteil von Kiefer ist, dass die Zweige keine direkte Wasserversorgung benötigen, sondern die Feuchtigkeit über die Nadeln aufnehmen. Deshalb reicht täglich mehrmaliges Sprühen aus, um die Zweige frisch zu erhalten. Das Herstellen meines Grundgerüstes hat den ganzen Samstag gedauert. 
Den Sonntag habe ich dann damit zugebracht, die restlichen Linien hinzuzufügen. Da ich ein geteiltes Arrangement angefertigt habe (so wurde es schließlich am Prüfungsbogen verlangt), mussten einige Elemente doppelt vorhanden sein - allerdings aus unterschiedlichen Materialien gearbeitet. Das bedeutete natürlich einen erheblichen Mehraufwand, der sich allerdings gelohnt hat, mir gefällt mein fertiges Werk:
Hier noch einige Impressionen vom Wochenende:
Abendstimmung
so musst Du das machen ....
wie war das jetzt gleich?
 


unsere Meisterin bei der Arbeit









langsam wird es ja etwas ....