Dienstag, 25. Februar 2020

Freestyle Basic 2

Dieser Übungsabend wurde von Christa gestaltet, die als Vertretung eingesprungen ist. Von der Materialbeschaffung über den Unterricht bis hin zu den Korrekturen hat sie sämtliche Agenden übernommen und sich dabei wunderbar geschlagen. 
Außerdem hat sie – schließlich war Faschingsdienstag – auch jede Menge frische Krapfen besorgt. Die waren aber keineswegs als Bestechung gedacht, sondern als Belohnung. 

Christa hat uns für ihr Thema, ein Freestyle-Arrangement Basic 2 (breite oder geteilte sashi-guchi), ganz tolles Material vom Großmarkt besorgt: Vorgetriebene Spirea-Zweige, noch ziemlich geschlossene, halbgefüllte Narzissen (grünlich-gelb mit ein wenig Orange in der Mitte), orange-rote Tulpen (die Farbe hat sehr gut mit dem Farbtupfer in den Narzissen harmoniert), Traubenhyazinthen und Salal-Blätter. 

Vorgeführt hat Christa ein geteiltes Arrangement in einer leicht gebogenen Schale, wobei die beiden Einzelteile wieder auf gleicher Höhe positioniert waren. Der Aufbau war ziemlich natürlich, mit in der Natur vorkommenden Größenverhältnissen – also die Spirea höher als die Blumen. 
Die Mehrzahl der Damen und Herren haben sich an diese Struktur gehalten, es gab aber auch Werke mit breiteren, weicher wirkenden sashi-guchi
Neben dem eher natürlichen Aufbau fanden sich ebenso Arbeiten, in denen die Anordnung der Materialien mehr designhaft war, was dann gleich einen völlig anderen Eindruck ergab. 

In einem Freestyle wurden zwei parallel gestellte Schalen verwendet, wobei es sich streng genommen schon um die Form Basic 3 gehandelt hat, und ein Arrangement wurde mit engem Fuß (Basic 1) arrangiert. Ganz so streng halten wir uns nie ans Programm – wenn es besser passt, dann sind auch andere Gestaltungsmöglichkeiten jederzeit erlaubt. Schließlich soll man sich immer an das Material anpassen und nicht umgekehrt. 

Eine unserer Damen bereitet sich schön langsam auf Zwischenprüfungen von Shōka mit Blütenzweigen vor, wofür sie diesmal mit Kornelkirsche geübt hat. Das Ergebnis war schon recht ansehnlich. 

Ein ganz herzliches Dankeschön an Christa für diesen wunderbaren Übungsabend ganz im Zeichen einer "Frühlingsparade"

 

Freitag, 14. Februar 2020

Monatstreffen Ikebana International

Das Februar-Treffen von Ikebana International Chapter #223 Vienna war thematisch eine Fortführung des vorangegangenen Monatstreffens. Es ging um die Grade der Förmlichkeit, diesmal aus Sicht der Sōgetsu-Schule. 
Grundlage bildete das Prinzip 30 aus den "50 Prinzipien von Sōgetsu" von Sōfū Teshigahara. Darin geht es um die Gegenüberstellung von Kunst und "Nichtkunst", wobei das kanji für "nicht" dasselbe ist, das im Zen-Buddhismus verwendet wird. 
Laut Teshigahara sind beide Teile – sowohl die Kunst als auch die Nichtkunst – für das Arrangieren erforderlich. 
Weiters werden im 30. Prinzip die Förmlichkeitsgrade shin, gyo und so dem menschlichen Körper mit Knochen, Fleisch und Haut gegenübergestellt. In Sōfū's Interpretation bilden die Knochen (stellen die Gedanken oder die Absicht dar), das Grundgerüst, Fleisch und Haut sind die Materialien und die Umsetzung. 

Über unser heutiges Verständnis dieses philosophischen Ansatzes wurde angeregt diskutiert, besonders über die Absichtslosigkeit, die in gewisser Weise der "Nichtkunst" nahekommen könnte. Wir kamen überein, dass ein durchgestaltetes, geplantes Arrangement als shin-Form ansehen werden könnte, die gyo-Form bereits freier wirkt und in der so-Form die Natürlichkeit/Nichtgestaltung überwiegt. 
Andererseits gab es auch die Meinung, dass Knochen, Fleisch und Haut (also Idee, Material und Umsetzung/Anlass) in einem Arrangement zusammenwirken sollen. Als Beispiel wurde ein Arrangement zum Valentinstag genannt, bei dem Blumen, Aufbau, Vasen und Anlass ein gemeinsames Ganzes bilden. 

Es war eine sehr spannende Auseinandersetzung mit einem Thema, das in der Ikenobō-Schule eigentlich nur bei traditionellen Arrangements zur Anwendung kommt. Allerdings zieht sich das Prinzip, dass die Auswahl von Pflanzen, Vase, Form und Ausdruck von Aufstellungsumgebung und Anlass beeinflusst sind und bei der Gestaltung eine Rolle spielen, durch alle Ikenobō-Stile. 

Ich habe mich diesmal für ein Shōka shinpūtai in einer zarten Lack-Vase entschieden. Drehweidenzweige mit winzigen Blattansätzen als shu, die Ziermandelzweige, die durch ihren aufstrebenden Wuchs, die grünen Blättchen und kleinen Blüten einen starken Kontrast zur Bewegung der Drehweide ergaben als yo und eine einzelne Tazettenblüte an der mizugiwa, die einen optischen Anker bildet, als ashirai.

Mittwoch, 12. Februar 2020

Alle Jahre wieder - Tazetten

Das Tazetten-Shōka gehört – so wie Pfingstrosen, Gladiolen und Chrysanthemen – zu den jedes Jahr auf dem Programm stehenden Arrangements. 
Denka mit Tazetten ist eine der Formen, die man nur durch viel Üben meistert, dafür freut man sich aber doppelt, wenn es jedes Mal ein wenig besser klappt. Dabei sieht die Sache so einfach aus: lediglich zwei Blüten und acht Blätter werden in zwei kabu in eine schlanke Vase gestellt. Die Herausforderung beginnt aber meist schon beim Einkauf am Großmarkt. 

Aus Erfahrung haben wir die Tazetten immer rund um den Valentinstag im Programm, da ist die Chance größer, halbwegs geeignetes Material zu kriegen. Beim Workshop hatten wir das Glück, Exemplare mit sehr langen Blättern zu ergattern, was für den Übungsabend hoffen ließ. 
Natürlich gab es diese Sorte Tazetten diesmal nicht, aber das Ersatzmaterial war trotz einiger Schwächen nicht völlig unbrauchbar. Es gab leider nur Tazetten mit gefüllten Blüten, dafür standen diese schön aufrecht und hingen nicht herab. Die Blätter waren großteils ok, nur ein bisserl weich und natürlich wie immer nicht übermäßig lang. Auch die hakama waren in Ordnung und die Stiele ließen sich recht leicht ausziehen. Wie gesagt, das Material war brauchbar. 

Dass die gezüchteten Tazetten immer viel mehr Blätter aufweisen als die Wildformen ist uns bekannt, aber diesmal war die Wuchsform recht eigenartig. Bei den meisten Stielen befand sich auf einer Seite nur ein (langes und halbwegs stabiles) Blatt, während auf der anderen Stielseite gleich bis zu sechs Blätter (dünn, weich und teilweise sehr verbogen) zusammengequetscht aus der hakama herausschauten. 
Da ist das Zusammenstellen der Blattpaare natürlich ein wenig herausfordernd. Aber die Damen und Herren haben ihre Sache gut gemacht. Für einige von ihnen war es schließlich erst die erste Begegnung mit suisen-Denka. 

Für das Alternativprogramm war eigentlich Freestyle mit Drehweide und Tazetten vorgesehen, aber es gab am Großmarkt sehr hübsche Mandelröschen. Diese zusammen mit pinkfarbenen Anemonen, Tazetten und Bartnelkenbällchen ergaben eine frühlingshafte Kombination für eine aufrechte Grundform Basic 1. 

Den kommenden Übungsabend wird dann eine unserer Damen bestreiten – hin und wieder müssen auch andere Gruppenmitglieder Unterrichtserfahrung sammeln. 
Zwei der Denka haben sich leider wieder geweigert, fotografiert zu werden, obwohl sie tadellos arrangiert waren. Die restlichen Werke sind aber alle zu sehen.

die Freestyle-Arbeiten ....
.... und die suisen-Denka

Montag, 3. Februar 2020

Blütenzweige-Workshop

An diesem Wochenende haben wir uns wieder einmal so richtig ausgetobt. Der Blütenzweige-Workshop in der ÖGG ist sowieso immer ein Highlight im Ikebana-Jahr und heuer waren wir bis auf den letzten Platz ausgebucht. 
Dabei hat es bei der Vorbestellung des Materials gar nicht gut ausgesehen. Der Händler hat uns nicht viel Hoffnung gemacht, dass wir die gewünschten Zweige auch kriegen, aber er hat wahre Wunder vollbracht und alles aufgetrieben. 
Pfirsichzweige, Zierquitten und Spirea, alles in wunderbarer Qualität. Palmkätzchen und Drehweide bezogen wir von einem anderen Lieferanten und anstelle des Ginsters gab es halt Ersatzmaterial in Form von wunderbar gelb-orange gefärbten Cornuszweigen, deren Sonnenseiten purpurrot überhaucht waren. Zu unserer großen Freude ließen sie sich noch dazu sehr gut biegen. 

Bei den Blumen mussten wir ein bisserl umdisponieren, weil beispielsweise Anemonen und Ranunkeln in den gewünschten Farben nicht in der benötigten Menge erhältlich waren. So wurde eben Rot gegen Blau und Rosa gegen Rot ausgetauscht. 
Mit den Tazetten hatten wir ebenfalls Glück. Eigentlich waren sie nur für Freestyle bzw. als nejime zu den Quitten oder den Cornus vorgesehen, aber da die Blätter sehr lang (leider auch ein wenig breit) und gute hakama vorhanden waren, konnte das Material auch für Tazetten-Shōka verwendet werden. 
Mal schauen, vielleicht kriegen wir für den kommenden Übungsabend – bei dem Tazetten auf dem Programm stehen – ebenfalls so schöne Exemplare. Es kann aber auch gut sein, dass es dann nur Tazetten mit kurzen Blattstummeln und ohne hakama im Angebot gibt. 

Freitag und Samstag lag der Schwerpunkt auf traditionellem und modernem Shōka shōfūtai, am Sonntag standen Shōka shinpūtai und Freestyle-Arrangements auf der Agenda. Von allen Teilnehmerinnen wurde erwartet, zumindest ein Shōka klassisch zu arbeiten. 
Die genaue Erklärung, wie ein kubari herzustellen und richtig zu verwenden ist, gab es zusammen mit der Demo dreier Beispielarrangements am Freitag. Dann ging es ans Schnitzen und Vorbereiten der Gefäße. Es waren verschiedene klassische Vasen vorhanden, man musste sich nur untereinander absprechen, wer wann zum Zug kommen sollte. Das hat auch wunderbar geklappt und auch die noch nicht so erfahrenen Ikebanesen konnten am eigenen Leib erleben, dass klassisches Arbeiten gar nicht so schlimm ist.

Samstag war fleißiges Arrangieren angesagt, wobei noch ein weiteres Shōka nishu-ike, diesmal mit den Cornus-Zweigen, vorgeführt wurde. 
Der Sonntag startete mit der Theorie-Einheit Freestyle und der Vorführung dreier Gestaltungsmöglichkeiten: Linienbetontes Arrangement, Arbeiten mit Blättern als Flächenmaterial und schließlich alternative Befestigung mittels Saugnäpfen und farbigen Aludrähten. 
Für das Shōka shinpūtai gab es keine Vorlage, da sollte jeder seine eigenen Ideen umsetzen. 

An der Prüfungsfront hat sich auch wieder einiges getan: Zwei praktische Hauptprüfungen für das 7. Diplom und mehrere Zwischenprüfungen (yokō-gake, nijū-tachinobori, klassisches isshu-ike mit Blütenzweigen, sui-riku-ike und auch Freestyle-Arrangements), dazu noch die theoretische Hauptprüfung für nyumon-shōden. Die Mädels waren wieder sehr fleißig unterwegs. 
Zusammen mit einer Neueinsteigerin hat uns am Sonntag auch wieder einer unserer beiden Herren die Ehre gegeben. 

Aufgrund der großen Anzahl von Arbeiten (wir waren schließlich 21 Personen!) gibt es maximal zwei Arrangements pro TN zu sehen. Geordnet sind die Bilder in der Reihenfolge Shōka isshu-ike – Shōka nishu-ike – Shōka sanshu-ike – Shōka shinpūtai und Freestyle.