Sonntag, 28. Februar 2016

Frühlingsworkshop in der ÖGG


Unser traditioneller Workshop "Ikebana mit Blütenzweigen" war auch heuer wieder ein großer Erfolg. Wir konnten wunderbare Pfirsichzweige – am Freitag ganz frisch aus Italien am Großmarkt gelandet – verarbeiten. Dazu gesellten sich noch Palmkätzchen, Drehweide, Spirea und als große Herausforderung ziemlich sparrige Forsythienzweige. Eine unserer Damen brachte einen großen Berg Kornelkirschen mit, die ebenfalls Verwendung fanden. Heuer waren sie durch die zu warme Witterung leider schon fast am Verblühen. Aber so tolle, knorrige Zweige kriegt man am Großmarkt einfach nicht. An Blumen hatten wir Seidenmohn, Anemonen, Freesien, Mimosen, Tulpen und Iris zur Verfügung, dazu noch einige Traubenhyazinthen und als "Grünzeug" blühenden Viburnum. Aus diesen "Zutaten" wurden diverse Shōka und Jiyūka arrangiert. Eine unserer Ladies testete ein kleines Rikka shinpūtai, das bei unserer Frühlingsausstellung gezeigt werden soll. 
Freitagnachmittag begann der Unterricht mit Theorie und Praxis eines Shōka shōfūtai isshu-ike mit den Pfirsichzweigen. Jede von uns hatte 10 lange, verzweigt Zweige zur Verfügung, aus denen sich jede Menge Linien gewinnen ließen. Nach dem Sortieren nach Sonnen- und Schattenseiten (wir hatten Glück, die Zweige waren fast durchgehend dunkel gefärbt) konnten wir uns dem Arrangieren unter besonderer Beachtung der erforderlichen Biegung der Linien widmen. Zu Beginn waren die Zweige noch ziemlich knospig, aber im Lauf des Workshops öffneten sich immer mehr der Blüten. 
Nach so viel Biegerei kam dann quasi als Entspannungsübung noch ein linienbetontes Jiyūka an die Reihe. Seidenmohn, Drehweide, Narzissenblätter, der Viburnum und als Akzent die blauen Blütchen der Traubenhyazinthen wurden dafür verwendet. Gegen 20:00 beschlossen wir dann, dass es für den ersten Tag genug sein sollte. 
Samstagvormittag starteten wir mit frischer Energie in die zweite Runde. Zuerst zum Aufwärmen die Vorführung eines Shōka shōfūtai nishu-ike mit Palmkätzchen und Tulpen und danach kam die große Herausforderung eines Shōka mit sparrigen, kaum biegbaren Forsythien und Iris. Gezeigt wurden sowohl die einteilige Variante als auch die geteilte Version in Form eines modernen sui-riku-ike. Strafverschärfend kam hinzu, dass es am ganzen Großmarkt nur genau 35 Zweige für 10 Teilnehmerinnen gab. Daher entschlossen sich zwei der Damen, ersatzweise mit Kornelkirsche zu arbeiten, und ihre Forsythien zu stiften. Dadurch war genügend Ersatzmaterial vorhanden, damit alle gut zurechtkamen. 
Danach zur Auflockerung wieder ein Jiyūka, diesmal mit Spirea, Anemonen, Freesien und Mimosen. Oder aber freies Arrangieren und "Resteverwertung". Nach dem obligatorischen Aufräumen beendeten wir gegen 17:30 den Workshop und brachten unsere Werke sicher nach Hause. Und wir freuen uns schon auf die Neuauflage im kommenden Jahr. 
Da einfach der Platz für 51 Fotos fehlt, hier nun jeweils ein Arrangement jeder Teilnehmerin und zusätzlich vier besonders gut gelungene Werke:
 

Mittwoch, 24. Februar 2016

Suisen - Denka und natürliches Jiyūka


Februar ist in unserer Gruppe stets die Zeit der Tazetten. Es geht doch nichts über die Fummelei, die ein Denka Shōka mit suisen erfordert:
Erst alle Stiele "ausziehen", die hakama zwischenlagern, die Blätter möglichst nicht zu oft angreifen und sortieren. Und dann die "richtigen" Blätter aussuchen, die schon von Natur aus die benötigte Biegung zumindest andeutungsweise aufweisen. Dabei möglichst immer noch nicht allzu viel über die Blätter streichen, sonst sind sie schlapp, bevor sie überhaupt wieder in die hakama eingefädelt werden. 
Diesmal hatten wir sogar Tazetten mit recht ordentlichen, zumindest ausreichend langen Blättern erhalten. Mit der Qualität echter japanischer Tazetten können sie sich natürlich bei Weitem nicht messen. Und von den drüben erreichten Längen von 50 cm und mehr können wir sowieso nur träumen.
Nachdem die Blätter ausgesucht und auf die ungefähre Länge zugerichtet sind – immer noch keine Formversuche starten! – kommen die Blüten an die Reihe. Für die shin/soe-Gruppe braucht man einen möglichst eleganten Stiel, der 2-3 nicht nach unten hängende Blüten aufweist und möglichst auch noch in die richtige Richtung gebogen ist. Mit der tai-Blüte ist es einfacher, da braucht man nur 1-2 Knospen, schließlich ist davon nicht gerade viel zu sehen. Wenn auch hier die Längen abgeglichen sind, kann es endlich ans Wiederzusammenbauen gehen. 
Blätter und Stiele ein wenig schlanker schnippeln und in die hakama einfädeln, aber ohne dabei zu viel an den Blättern rumzufuhrwerken. Dann die Blüten mittig zwischen die Blätter stecken und fertig ist im Prinzip das Arrangement. Schließlich muss man die beiden fertig zusammengebauten Stämme nur noch in den kenzan stecken und jetzt erst darf man die Blätter so hinstreicheln, dass sie in die richtige Richtung zeigen. Wenn man es dabei übertreibt oder sich mit der natürlichen Wuchsrichtung verschätzt hat – zurück zum Schritt "Blätter aussuchen" und das Spielchen startet von vorne. Außerdem muss man hoffen, dass die hakama diese Belastung aushält und nicht auch noch zerreißt. Aber wenn man endlich fertig ist – die schlichte Schönheit eines suisen-Denka geht einem ans Herz. 
Unserem Nachwuchs wäre diese Übung noch ein bisserl zu schwer gewesen, aber sie durften das "Ausziehen" an ihren Tazetten für ein natürliches Jiyūka üben. Im kommenden Jahr sind sie dann schon so weit, es selbst zu versuchen. Für das Jiyūka hatten wir neben den Tazetten auch noch Anemonen und duftig-zarte Zierapfelzweige zur Verfügung. Die Farbkombination Rosa-Dunkelblau-Creme war einfach entzückend frühlingshaft.

Freitag, 19. Februar 2016

Monatstreffen Ikebana International


Bambus ist wirklich ein sehr vielseitiges Material für Ikebana – besonders wenn man Mitglied der Sogetsu-Schule ist. Wir Ikenobō-Leute benutzen Bambus auch, aber meist nur so, wie es seinem natürlichen Wachstum entspricht. Natürlich gibt es Ausnahmen, speziell beim Jiyūka, aber so vielfältige und kreative Anwendungsmöglichkeiten findet man bei uns eher nicht. Dafür verwenden wir im klassischen Shōka Bambusgefäße und auch die Vielzahl an Bambuskörben aller Art eröffnet jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten. 
Wie sich erahnen lässt, stand das gestrige Monatstreffen von Ikebana International Vienna Chapter #223 ganz im Zeichen dieses Grases. Obwohl, bei den dicken Halmen, die unsere Präsidentin mitgebracht hat, ist die Assoziation mit Gras etwas weit hergeholt. Jedenfalls türmten sich jede Menge frisch geschnittene Bambushalme mit wunderbaren, großen Blättern im Übungsraum der Studiogalerie
Die meisten Anwesenden verarbeiteten hauptsächlich die Stangen und die Seitentriebe, die gespalten und verspreizt, ineinander verwoben oder auch nur senkrecht aufgestellt wurden. Die Blätter waren da oft nur Beiwerk oder Akzentpunkt. Zusammen mit mehr oder weniger vielen Blumen entstanden vielfältige Arrangements – einige arbeiteten sogar zwei Gestecke. 
Ikenobō war mit einem Shōka shinpūtai, drei relativ natürlichen und einem etwas abstrakteren Jiyūka vertreten. 
Übriggebliebene Bambushalme fanden ebenfalls ihre Abnehmer und somit landete gar nicht so viel am Komposthaufen. Wenn man den ursprünglichen Bambushaufen gesehen hat, ist das sehr erstaunlich….


 hier die Ikenobō-Arrangements