Mittwoch, 29. Oktober 2014

Perspektivisches Jiyûka

Der gestrige Übungsabend war wieder einmal überaus spannend. Da sich einige Damen auf Herbsturlaub befanden und wir eine kleine Truppe waren, wurde jedes Arrangement direkt am Fotoplatz besprochen und korrigiert. Ein ziemlich intensiver Unterricht, aber sehr lehrreich.
Auf dem Programm stand ein perspektivisches Jiyûka mit Schwerpunkt Linie. Die meisten verwendeten Miscanthus als Strukturmaterial, aber eine der Damen probierte stattdessen Zweige. Dadurch entstand eine horizontale Form, im Gegensatz zu unseren eher aufrechten Arrangements.  
Heuer war wieder einmal ein Jahr, in dem der Miscanthus gracillimus zur Blüte kam. Die zarten Blätter und Halme mit den graziösen Blütenrispen harmonierten wunderbar mit den altrosa Eustoma und den kräftig-gelben Spinnen-Chrysanthemen. Dazu dann noch Hypericum mit dunklen Früchten und dekorativen kleinen Blättern als Unterstützung - ein typisches Herbstarrangement eben, das durch das Gras Leichtigkeit ausstrahlte. Die Variante mit den Zweigen wirkte dagegen deutlich kräftiger und irgendwie erdverbunden. Samenstände von Echinacea setzten punktförmige Akzente und bildeten gleichzeitig die Verbindung zwischen Zweigen und Blumen. Beim yoko-no-hana muss man besonders auf die sorgfältige Gestaltung der beiden kabu achten. Während die Gräser auch mal wild durcheinander wirken können, müssen so deutlich ausgearbeitete Linien wie Zweige exakt positioniert werden, damit ein harmonischer Ausdruck entsteht.

 

Freitag, 17. Oktober 2014

Monatstreffen Ikebana International

Das Thema des Oktober-Treffens des Vienna-Chapters von Ikebana International lautete diesmal "Farbenspiel des Herbstes". Dementsprechend farbenfroh gestalteten sich auch die Arrangements. Die Studiogalerie war wieder sehr gut besucht, 15 Mitglieder trafen sich zu Ikebana und gemütlichem Zusammensein. Die Palette der Arrangements - überwiegend im Sogetsu-Stil - reichte von den Grundformen bis hin zu modernen, abstrahierten Werken. Stark vertreten war der horizontale Stil, der, ziemlich üppig arrangiert, derzeit von Akane Teshigahara propagiert wird. Einige der Damen und Herren haben bei der Regionalkonferenz in Potsdam dieses Jahr hautnah verschiedene Ausprägungen dieses Stils erlebt. 
Für mich ein wenig ungewöhnlich ist die Tatsache, dass es im Sogetsu-Ikebana auch Arrangements ganz ohne Blüten gibt. Ein Arrangement nur aus vergilbten Hostablättern oder eine minimalistische Teichlandschaft (2 wunderbar geschwungene Miscanthus-Halme und am Fuß einige im Wasser schwimmende Blätter) waren extreme Beispiele dafür. Leider sind die Bilder nicht gut genug geworden, als dass sie hier gezeigt werden könnten (der Hintergrund war problematisch).
Sehr schön habe ich eine Kombination von 2 Vasen gefunden, wo mit einfachsten Mitteln der Übergang vom Sommer zum Winter dargestellt wurde. In der "Sommer-Vase" prangten eine Dahlie und dazu grünbelaubter Efeu, das "Wintergefäß" enthielt nur einen blattlosen Pfarrerkapperl-Ast. Verbunden wurden die beiden Vasen durch eine toll verfärbte Ranke wilden Weins. Schlicht, aber effektvoll.
Ich bin schon sehr gespannt, wie die anderen Schule im November mit dem Thema "Chrysanthemen" umgehen werden. Bestimmt wird es wieder spannende Anregungen zu sehen geben. Hier nun einige ausgewählte Arrangements:

 Beispiel für den horizontalen Stil

 Grundformen - geneigt und aufrecht

 wunderbare Farbkombinationen - so fühlt sich Herbst an

  
 die oben beschriebene Kombination ....

 .... und mein Beitrag zum Monatstreffen

hier nun doch noch ein Bild der Teichlandschaft

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Übungsabend Shôka shinpûtai kabu-wake

Nach dem anstrengenden Seminar-Wochenende sollte der Übungsabend mit den Themen Shôka shinpûtai kabu-wake bzw. geteiltes natürliches Jiyûka eigentlich kurz und entspannend sein. Aber kaum zu glauben, wir haben diesmal fast genau so lange gebraucht, als wenn ein kompliziertes traditionelles Shôka auf dem Programm gestanden hätte. Es ist eben gar nicht so einfach, Harmonie in ein geteiltes Shôka shinpûtai zu kriegen, ohne dass die Angelegenheit erzwungen wirkt. 
Vom Material her haben wir ein wenig "Resteverwertung" betrieben. Es waren beim Seminar zwar nicht allzu viele Reserveblumen übrig geblieben, aber die Damen haben teilweise ihre Arrangements zerlegt und die Blumen wiederverwendet. Wäre ja schließlich schade, wenn das kazai verkommen würde.
Unser Nachwuchs beschäftigte sich mit einem geteilten Jiyûka und eine der Damen übte wieder Nageire, um die Technik in den Griff zu kriegen. 
Die Korrekturen, speziell die der Shinpûtai-Arrangements, nahmen viel Zeit in Anspruch und waren wieder einmal sehr lehrreich. Hier nun die Ergebnisse unserer gestrigen Anstrengungen.

 

Nachtrag zum Seminar

Hier nun die fehlenden Bilder, die sich endlich entschlossen haben, das Handy zu verlassen....

 Prüfungsarrangements vom Freitag 
die Kombi vor hellem Hintergrund wirkt besser und daneben ein
modernes Shôka shofûtai sanshu-ike maze-ike

 Unterricht am Freitag, links Prof. Pointner's Arrangement, rechts meines
Jiyûka tate-no-hana mit breitem Fuß und Schwerpunkt Linie

Dienstag, 14. Oktober 2014

"Herbstwind" - Seminar mit unserer japanischen Meisterin

Freitag bis Sonntag war die ÖGG wieder fest in der Hand der Ikebanesen - unsere geschätzte Meisterin, Prof. Shûsui Pointner-Komoda, beehrte uns mit ihrem Besuch. Es wurde ein Intensiv-Seminar zum Thema "neue Formen des Jiyûka" abgehalten. Unglaubliche 18 Teilnehmerinnen fanden sich ein, um sich mit den jüngsten Variationsmöglichkeiten des Ikenobô-Ikebana zu beschäftigen. Diese Weiterbildung ist besonders für Unterrichtende im Hinblick auf die neu gestalteten Prüfungsbögen zur Erlangung der diversen Diplome essentiell. Schließlich müssen die Lehrkräfte zumindest eine Ahnung davon haben, was sie den Schülern vermitteln sollen ;-)

Bereits am Donnerstagnachmittag richteten wir den Vernissagenraum des Gartenbaumuseums für unsere Bedürfnisse her, denn der große Saal der ÖGG alleine hätte nicht allen Teilnehmerinnen Platz geboten. Also wurde die Gruppe gesplittet und die weiter fortgeschrittenen Damen quasi "ausgelagert".
Freitag in aller Frühe wurden die bestellten Blumen vom Großmarkt geholt und die "Frühschicht" machte sich ans Versorgen der Pflanzen und Herrichten des kazais für die erste Unterrichtsrunde. Danke übrigens an alle Helferinnen! 
Im Lauf des Vormittags trafen nach und nach die Teilnehmerinnen ein, bezogen ihre Plätze und einige von uns arbeiteten an Zwischenprüfungsarrangements. Diese wurden erfreulicherweise noch vor Seminarbeginn von unserer Meisterin korrigiert.

Schlag 15:00 ging es mit der offiziellen Begrüßung los und wir stürzten uns gleich in den theoretischen Teil über das reformierte Jiyûka. Im Anschluss daran durften wir das Gehörte in Form eines tate-no-hana mit breitem Fuß (eine aufrechte Version) und Schwerpunkt Linie (sen) umsetzen. Diese Variante war uns bereits vertraut, aber trotzdem gab es immer noch Neues darüber zu lernen. Da für die neuen Formen auch etwas andere Gefäße als bisher benötigt werden, waren wir froh, dass die große Keramik-Lieferung von der Kaspar Hauser Stiftung in Berlin rechtzeitig bei uns eingetroffen ist. Und außerdem tut man damit Gutes und unterstützt eine gemeinnützige Organisation. Den Abend ließen wir gemeinsam in einem asiatischen Lokal in der Nähe ausklingen.

Am Samstag dann beschäftigte sich der Unterricht mir weitaus seltener geübten Variationen des Themas "men" (Fläche). Zuerst ein perspektivisches Jiyûka, bei dem es besonders auf die Ausarbeitung der räumlichen Tiefe des Arrangements ankommt. Wir arrangierten eine schräge Form - naname-no-hana. Und in der Nachmittagseinheit dann yoko-no-hana mit schmalem Fuß (waagrechte Form), ebenfalls mit Schwerpunkt Fläche. Beim Abendprogramm mussten wir kurzfristig umdisponieren, da uns das vorgesehene Restaurant im letzten Moment abgesagt hat. Also ging es mit den Öffis in die Innere Stadt und dort verbrachten wir einen angenehmen Abend bei traditioneller Wiener Küche.

Sonntag schließlich ging es um das Thema "ten" - Arbeiten mit punktförmigen kazai. Wir konnten in einem oder auch verteilt auf 2 Gefäße arbeiten, entweder in schräger oder aufrechter Ausrichtung. Am Nachmittag stand dann zur Entspannung Shôka shinpûtai auf dem Programm. Bevor es ans große Aufräumen und Einpacken ging, wurden die Teilnahmezertifikate verteilt und unsere Meisterin verabschiedet. Ein wunderbares und sehr informatives Seminar ist wieder viel zu schnell vorbei gegangen. Aber wir dürfen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr freuen. Vermutlich wieder Mitte Oktober, dann mit dem Schwerpunkt Shôka und Jiyûka mit Chrysanthemen.
Hier erst einmal einige Bilder von Prüfungsarrangements, den "Vorlagen"  unserer Meisterin und meine Arbeiten. Einige Fotos vom 1. Tag weigern sich derzeit noch hartnäckig, die (Handy)Kamera zu verlassen und werden schnellstmöglich nachgeliefert.

hier nun einige Zwischenprüfungsarrangements
  
 die Arrangements von Prof. Pointner-Komoda

  meine Arbeiten...
    
...und eine aufrechte Version einer Kollegin

Sonntag, 5. Oktober 2014

Lange Nacht der Museen 2014

Die diesjährige "Lange Nacht der Museen" im Gartenbaumuseum stand unter dem Motto "Gärten sind Medizin". Die beiden ÖGG-Fachgruppen Ikebana bzw. Blumenstecken nach der Wiener Schule sorgten für die optische Verschönerung der Räumlichkeiten. Um den musikalischen Hintergrund kümmerten sich SchülerInnen der Musikschule Wien und dann im Garten die "Floraphoniker" mit ihren aus Gartengeräten hergestellten Instrumenten. Für das leibliche Wohl war mit Suppen, Würsteln, Aufstrichbroten und einer Palette an Kaffee und Mehlspeisen ebenfalls bestens gesorgt. Dazu gab es dann auch noch frischen Schilcher-Sturm zu verkosten. Frisch geröstete Kürbiskerne waren ein willkommener Snack für zwischendurch. Der Schulgarten selbst war wieder wunderbar dekoriert und beleuchtet und die aufgestellten Feuerschalen sorgten für eine romantische Stimmung.
Die Blumensteckerinnen stellten ihre Werke im Ausstellungsbereich des Museums zwischen all den alten Gartengeräten aus, während wir uns im oberen Stockwerk präsentierten. Gleich neben der Ausgabestelle für die Tombolagewinne - das bescherte uns einen regen Zustrom. Dieses Jahr gab es 3 schöne Glasvitrinen für und, dazwischen 2 weitere Stellflächen mit schönem Hintergrund und für das Relief einen prominenten Platz an der Wand. Durch die Vitrinen waren die Arrangements einerseits gut geschützt - schließlich weiß man aus langjähriger Erfahrung, dass die Besucher gerne mit den Händen "sehen". Andererseits wirkten die Werke gleich noch ein bisschen exklusiver. Außerdem wurden die Ikebana durch spezielle Lampen buchstäblich ins rechte Licht gerückt. 
Gezeigt haben wir Shôka und Rikka shinpûtai, ein klassisches Chrysanthemen-Shôka, ein Jiyûka im Nageire-Stil, eine wunderbare Jiyûka-Kombination in 2 Gefäßen und das bereits erwähnte Relief. Da wir arrangierten, während uns die Besucher über die Schulter schauten, erhielten die Zuschauer gleich einen kleinen Einblick, wie ein Ikebana entsteht. Und auch für uns war es eine gute Übung, nicht in Panik auszubrechen, wenn es mal ein wenig stressiger wird oder nicht alles auf Anhieb klappt. Da lernt man eben Gelassenheit ;-)
 Es war zwar nur eine kleine Ausstellung, aber sowohl dem Museumsleiter als auch der Chefin der ÖGG gefielen unsere Werke und auch wir waren mit unserer Leistung zufrieden.