Mittwoch, 29. April 2015

Perspektivisches Jiyûka

Der gestrige Übungsabend verlief sehr vergnüglich. Aufgrund einer anstehenden Geburtstagsfeier gab es gleich zu Beginn ein Gläschen Sekt und danach ging das Arrangieren gleich noch viel lockerer von der Hand. Manchmal ist ein wenig Beschwingtheit auch von Vorteil ;-)
Jedenfalls stand ein relativ schlichtes, unaufwändiges Arrangement auf dem Programm. Wir beschäftigten uns mit einem perspektivischen Jiyûka, wobei die Anordnung der Pflanzen die räumliche Tiefe des Arrangements betonen sollte. Dadurch ergeben sich neue Blickwinkel und man erhält die Gelegenheit, das kazai auch einmal auf ungewohnte Weise einzusetzen. In der Minimalvariante hatten wir 3 Xanadu-Blätter, je 2 Gerbera und ungewöhnliche Ranunkeln, sowie ein Stämmchen blühenden Frauenmantel zur Verfügung. Wer ein größeres Gefäß hatte, konnte noch zusätzliche Linien einfügen.
Bei traditionellen Arrangements setzen wir Blätter oft als Linie ein. Das heißt, man zeigt nicht sehr viel von der Fläche sondern arrangiert sie so, dass man eher die Seitenansicht verwendet. Auch die Stiele der Blätter dienen dann als Strukturelement. Wir hingegen wollten diesmal die Blattflächen in den Fokus rücken. Und da beim Jiyûka Gefäß und Arrangement miteinander verschmelzen sollen, haben wir die Stiele so gekürzt, dass sie fast nicht mehr sichtbar waren. Dadurch wurde der flächige Charakter des Jiyûka weiter verstärkt. Auch die Gerbera wurden so gesteckt, dass die Blüten als Fläche betrachtet werden konnten. Die Ranunkeln dienten als Farbkleckse und der Frauenmantel lockerte das Ganze ein wenig auf. 
Im Hinblick auf Haupt- und Nebenblumen (man sollte bei mehreren Blumenarten im Arrangement immer eine Sorte verstärkt verwenden und die anderen nur als Akzent einsetzen) waren in der Minimalversion also gerade mal 7-8 Stiele im Gefäß verteilt. Trotzdem vermittelte das fertige Arrangement einen kompakten, geschlossenen Eindruck. Die einzelnen Elemente hatten durch die Anordnung vorne-hinten genügend Platz und kamen sich nicht in die Quere. 
Diejenigen von uns, die breitere Gefäße mitgebracht hatten, verwendeten zusätzliche Blüten und Blätter, um ebenfalls ein in sich geschlossenes Arrangement zu erzielen. Eine der Damen hatte sogar schon wunderbare Hostablätter im Garten, die noch nicht von Schnecken durchlöchert waren. Auch damit konnte ein flächenbetontes Jiyûka mit entsprechender räumlicher Tiefe arrangiert werden.
Nach der "Arbeit", die diesmal wirklich flott von der Hand ging, widmeten wir uns noch dem kleinen Geburtstagsbuffet, "vernichteten" die Getränke und verbrachten einen gemütlichen Abend.

 

Mittwoch, 15. April 2015

Shôka shôfûtai sanshu-ike und Jiyûka

Der Seminarraum der ÖGG war gestern wieder sehr gut besucht, unsere Gruppe wächst langsam aber stetig. 15 Arrangements waren die Ausbeute des Übungsabends - gar nicht so schlecht.
Die Materialzusammenstellung für ein Shôka shôfûtai sanshu-ike ist nicht so einfach - speziell dann nicht, wenn das gleiche kazai auch für ein aufrechtes Jiyûka verwendet werden soll. Aber diesmal hat der Großmarkt wieder einmal recht interessantes Pflanzenmaterial für uns bereitgestellt. Wir verwendeten rosa Mandelzweige, die kurz vor dem Aufblühen standen, dazu weiße Eustoma und als 3. kazai Ruscus. Diese doch etwas "antiquierte" Pflanze brachte interessante Linien und Bewegung in das Shôka und konnte im Jiyûka gut als Füllmaterial und als die aufrechte Form kontrastierende, schwingende Linie eingesetzt werden. 
Eine unserer Damen arbeitete eine breit ausladende Jiyûka-Form (yoko-no-hana), da sie wunderbare Aspidistra-Blätter und gerade aufblühende Spirea zur Verfügung hatte. Auch ein Shôka mit Spirea, Aspidistra und Eustoma war zu bewundern und eine Teilnehmerin ersetzte den Ruscus ebenfalls durch Aspidistra-Blätter. Obwohl die meisten Shôka aus identem Material bestanden, war die Variationsbreite doch erstaunlich. Auch eine so traditionelle Form wie ein Shôka shôfûtai erlaubt ein recht großes Maß an Freiheit.     

  Jiyûka tate-no-hana - und als Kontrast eine waagrechte Form

 ein bunter Reigen an Shôka shôfûtai sanshu-ike - unterschiedlicher Ausdruck trotz (fast) gleichem kazai