Mittwoch, 24. Mai 2023

Pfingstrosen

Bei Übungsabenden zum Thema Pfingstrosen gibt es meist einen großen Andrang, was auch diesmal wieder der Fall gewesen ist. Bis auf den letzten Platz war der Übungsraum in der ÖGG besetzt. 
Der Großteil der Teilnehmer*innen entschied sich zwar für Freestyle, aber immerhin wurde auch fleißig Shōka shōfūtai geübt. 

Aufgrund der wirtschaftlichen Situation war das Angebot an Pfingstrosen zwar überschaubar, dafür gab es für Shōka aber sehr schöne weiße Exemplare mit stabilen Stielen und gutem Laub. Sie hätten zwar noch ein wenig länger sein können, aber man kann halt nicht alles haben. 
Die dunkelroten Pfingstrosen für Freestyle waren teilweise noch sehr geschlossen, werden aber schnell aufblühen und lange Freude bereiten. Zusätzlich enthielt das Freestyle-Paket noch Aralienblätter, Spirea-Zweige, Solidago und sehr kleine, aber entzückende blasslila Eustoma. Eine ungewöhnliche Sorte, die war bisher am Großmarkt nicht erhältlich. 

Das Shōka wurde mit fünf Blüten gearbeitet und erfreulicherweise enthielten die Bunde Blüten in unterschiedlichen Stadien von Knospe bis hin zu halb offen. Das brachte uns die nötige Variation ins Arrangement. 

Neben den Pfingstrosen standen auch die letzten Besprechungen für unsere Ausstellung auf dem Programm, die kommenden Mittwoch eröffnet wird. Die Bilder für die Online-Ausstellung, die neben den Arbeiten vor Ort auch Gastbeiträge enthält, werden am 5. Juni veröffentlicht.

Fotos folgen später, im Moment weigert sich die Speicherkarte noch, sie freizugeben.

Nachtrag: Die Fotos haben sich doch noch entschlossen, die Speicherkarte zu verlassen 👍

Donnerstag, 11. Mai 2023

Seminar in Frankfurt - Tag 3

Der letzte Seminartag ging in etwas reduzierter Besetzung über die Bühne. Mehrere Teilnehmerinnen, darunter auch drei Damen aus unserer Gruppe, mussten leider bereits früher abreisen und verpassten so eine sehr interessante Lektion über Shōka nishu-ike

Professor Nishida hatte sich bei seinem Großmarktbesuch für ungewöhnliches Material entschieden: dunkelrosa Waxflower und Vergissmeinnicht. Da vorauszusehen war, dass die Vergissmeinnicht vermutlich nicht durchhalten würden, gab es als Ersatz Oxypetalum (in Pink bzw. die restlichen weißen vom Rikka shimpūtai) oder einfachblühende Eustoma, ebenfalls pinkfarben. 

Nishida-Sensei bestand darauf, dass eine Standard-Schulform gearbeitet wurde, denn seiner Aussage nach erkennt man an der Art, wie jemand so eine Form arrangiert, eventuelle Schwächen, die sich im Lauf der Zeit eingeschlichen haben können. Irgendwie verständlich, denn jeder neigt dazu, das zu arbeiten, was einem persönlich entgegenkommt. 

Die Waxflower wurde also als Linienmaterial verwendet und dementsprechend ausgeschnitten. Dabei sollte aber der natürliche Charakter der Pflanze nicht verloren gehen, lediglich die Linien sollten klar hervortreten und die Harmonie der yakueda und ashirai musste stimmen. 
Je nachdem, ob Vergissmeinnicht (einige haben überlebt!), Oxypetalum oder Eustoma für nejime verwendet wurden, unterschied sich der Charakter der fertigen Arbeiten ganz erheblich. Und natürlich musste die Ausgestaltung von shin/soe auch an den Charakter der Blumen und die Form der verwendeten Vase angepasst werden. Dementsprechend vielfältige Arrangements sind schließlich entstanden. 

Und dann hieß es auch schon wieder Aufräumen und Abschied nehmen. Den Teilnehmer*innen wurden die Zertifikate verliehen, es wurden Geschenke an Sensei Nishida, unsere Übersetzerin Kyoko und die Chefin des Gästehauses überreicht und schließlich noch jede Menge Gruppenfotos geschossen. Und dann war es Geschichte, das wunderbare und intensive Seminar mit Professor Nishida. 
Hoffentlich gibt es im nächsten Jahr wieder so ein interessantes Spezial-Seminar irgendwo in Europa. Es heißt, dass dann das Shōka-Curriculum auf Englisch erhältlich sein soll. Lassen wir uns überraschen und hoffen das Beste!

Mittwoch, 10. Mai 2023

Special Member Seminar Frankfurt - Tage 1+2

Das Ikenobō Headquarter und das Chapter Tachibana Kadokai veranstalteten in Frankfurt ein Seminar unter der Leitung von Sensei Haruka Nishida. Dienstag und Mittwoch waren für Special Member vorgesehen, am Donnerstag war das Seminar auch für Regular Member offen. 
Unsere Study Group war mit 6 Special und 2 Silent Member gut vertreten. Die anderen Teilnehmer*innen kamen aus Deutschland, der Schweiz, Holland, Belgien und Frankreich. 

Der Schwerpunkt am Dienstag lag auf dem Curriculum Rikka 3, bei dem es um das Erarbeiten der Grundform mit kimono und kusa-mono (sashi-maze-Rikka) ging. Zuerst wurde aber noch das Wesentliche aus den Curricula 1+2 rekapituliert. 
Da mehr als 30 Teilnehmer*innen angemeldet waren und Sensei Nishida bereits in London die Erfahrung gemacht hatte, dass die vorgesehene Zeit bei Weitem nicht ausreicht, hat er bereits am Montag vorgearbeitet und das Beispiel-Rikka vor Ort nur noch schnell aufgebaut. So blieb uns mehr Zeit zum Arrangieren und Nishida-Sensei konnte sich ausführlich den nötigen Korrekturen widmen. 

Da kimono um diese Jahreszeit im Großhandel schwer erhältlich ist, musste stattdessen tsuyo-mono herhalten. Wir hatten Strelitzien (wird als immergrüne Pflanze als tsuyo-mono angesehen!), Grevillea, Myrte, Eukalyptus, Spirea, Magnolienblätter und Farn als "holziges" Material zur Verfügung, dazu kamen noch einzelblütige Chrysanthemen und Santinis. 
Die Herausforderung bestand darin, die weichen Materialien so einzufügen, dass die Verbindung der holzigen Materialien nicht unterbrochen wurde und auch kusa-mono miteinander verbunden blieb. Und zusätzlich sollte die Grundform möglichst ohne jegliche Abweichung gearbeitet werden. Es war eine äußerst interessante Herausforderung. Da es nicht alle schafften, rechtzeitig fertig zu werden, wurden einige Arbeiten erst am Mittwoch korrigiert. 

Danach ging es um Rikka shimpūtai. Prof. Nishida erklärte uns, warum diese moderne Form des Rikka überhaupt eingeführt wurde und worauf beim Arrangieren zu achten ist. Er legt großen Wert darauf, dass das Arrangement eine großzügige räumliche Ausdehnung aufweist und dass speziell im unteren Bereich eine Vielfalt an verschiedenen Materialien vorkommt. Außerdem soll gedan so gestaltet sein, dass der Eindruck entsteht, als schlösse sich eine Kugel über der mizugiwa
Ganz besonders wichtig ist für Nishida-Sensei, dass die Element shō-shin, , maeoki und ushiro-gakoi sorgfältig ausgearbeitet sind und die nötigen Freiräume aufweisen, ohne dass sie der jeweiligen Form im shōfūtai gleichen. Schließlich besitzt shimpūtai ja keine vorgegebene Struktur. 

Auch hier hatten wir sehr schönes Material zur Verfügung: Strelitzien-Blüten und Blätter, Calla, eine andere Art Eukalyptus, Freesien, Photinia, Hypericum, Astrantien, Heidelbeeren, Craspedia und Steelgras, dazu noch alles, was vom Rikka shōfūtai übriggeblieben ist. 

Das Arrangieren hat uns viel Spaß gemacht, allerdings musste Nishida-Sensei danach Schwerstarbeit leisten, bis unsere Arbeiten seinen Vorstellungen entsprachen. Meistens war ihm die räumliche Ausdehnung vorne-hinten zu schwach ausgeprägt, bzw. hatte er die Ausgestaltung des gedan-Bereichs zu bemängeln. 
Entweder waren die Funktionen von und maeoki nicht klar genug zu erkennen, oder die Räume dazwischen waren unzureichend ausgebildet. Alles in Allem war es ein hochinteressanter Tag, auch wenn manchmal das Arrangement nach der Korrektur nicht ganz dem Geschmack der Gestalter*innen entsprach. 

Hier nun einige unserer Arbeiten. Die Arrangements von Prof. Nishida dürfen nicht veröffentlicht werden, sie dienen lediglich als Anschauungsobjekte während des Unterrichts.

unsere sashi-maze-Rikka

Rikka shimpūtai - vor und nach der Korrektur
noch mehr Rikka shimpūtai

Mittwoch, 3. Mai 2023

Ikebana zum Knabenfest

Da unser Übungsabend aus Termingründen – kommende Woche findet das Special Member-Seminar in Frankfurt statt – vorverschoben werden musste, trafen wir uns schon nach 1 Woche wieder im Seminarraum der ÖGG. Diesmal stand Ikebana anlässlich des Knabenfestes auf dem Programm. 

Da in unseren Breiten die Iris ensata um diese Jahreszeit gerade erst auszutreiben beginnt und sie als Schnittblume überhaupt nicht erhältlich ist, haben wir uns stattdessen für Hollandiris entschieden. Die verwenden wir ja üblicherweise nur als Ersatzblüten, wenn wir mit Blättern der Iris pseudacorus arbeiten, die wiederum als Ersatzmaterial für kakitsubata dienen. Schließlich ist auch die Iris laevigata nicht gerade einfach aufzutreiben. In Japan ist in dieser Beziehung alles wesentlich unkomplizierter, da wächst und gedeiht kakitsubata das gesamte Jahr über und hana shōbu blüht rechtzeitig zu tango-no-sekku, dem Knabenfest.

Was fängt man also mit Hollandiris an? Die Blüte klafft sehr schnell ziemlich weit auf, die Stiele sind entweder steif oder instabil-wabbelig und die Blätter sehen nicht unbedingt dekorativ aus (und werden zumeist bereits vor dem Verkauf gekappt). Wir haben uns trotzdem für Shōka entschieden, bzw. verwendeten wir die Irisblüten als Unterstützungsmaterial im Freestyle. 
Während der kalten Jahreszeit sind Iris relativ problemlos erhältlich, aber sobald es wärmer wird, findet man sie aufgrund der schlechten Haltbarkeit nur noch selten am Großmarkt. Diesmal gab es lediglich die Wahl zwischen bereits recht weit aufgeblühten und komplett knospigen Exemplaren, die noch nicht einmal Farbe zeigten. Genommen haben wir die Iris mit den geschlossenen Blüten. Die wirken zwar auf den Fotos nicht so gut, aber spätestens am nächsten Tag sind sie dann sowieso aufgeblüht. 
Immerhin hatten die Iris sehr schöne Blätter, deren Spitzen noch nie mit einer Schere in Kontakt gekommen sind. Und auch die Stiele erwiesen sich als ausreichend stabil. 

Wir haben mit fünf Blüten arrangiert und zusätzliche Blattstiele als ashirai verwendet. Die Blütenstiele mussten teilweise ausgezogen und mit passenden Blättern versehen werden, damit die Ausrichtung gepasst hat. Das hat aber erstaunlich gut funktioniert, da wir die Blätter so ablösen konnten, dass die Blattenden unten schön zusammengerollt blieben und sich dadurch leicht über die Stiele schieben ließen. 
Durch die noch nicht sichtbare Blütenfarbe wirkten unsere Arbeiten etwas bescheiden, das müsste sich aber über Nacht schnell ändern. Sobald sich die Blüten etwas öffnen, muss man nur die harten Innenblätter, die für das Auseinanderklaffen der Blüte verantwortlich sind, entfernen, dann kann man das Arrangement noch eine Weile genießen. 

Hier nun unsere Arbeiten. Der nächste Übungsabend findet dann wieder zum regulären Termin statt, dann werden wir uns mit Pfingstrosen beschäftigen bzw. für die Ausstellung üben.