Donnerstag, 28. November 2013

Inzwischen in Wien.. Chrysanthemen! Ein Nachtrag.







Nachtrag zum Übungsabend am 12. November:

Frau Professor weilt wochenlang zur Weiterbildung in Japan. Kein Grund zu verzweifeln, hat sie doch schon liebevoll im Vorfeld für uns gesorgt und eine hoch qualifizierte "Einspringerin" organisiert. Johanna, wir danken Dir! Du hast die Anreise aus Graz nicht gescheut und uns bestens betreut. Der Übungsabend war ganz stark besetzt, leider hat die Verfasserin dieses Beitrags nicht alle Fotos der vielen Arrangements zur Verfügung und kann nur Beispiele zeigen.

Zeitlich waren wir diesmal ein wenig im Druck, wir hatten nur wenig mehr als zwei Stunden zur Verfügung. Nach einer kurzen Einführung über die Chrysantheme als ganz besonders edle Blume in der japanischen Denkungsweise und im Ikebana - diese Pflanze findet in allen Formen des Ikenobô-Ikebana Verwendung - werden ein natürliches Jiyûka mit drei, und ein shôka shofutai mit zwei Sorten vorgeführt. Das Material zeigt sich widerspenstig. Die herrlichen Blüten für das Shôka müssen ein wenig "frisiert" werden, sie wären ansonsten zu mächtig. Bloß nicht zupfen, sonst rieseln alle Blütenblätter ab, schneiden ist angesagt. Die wunderschönen, dunkelgrünen Blätter sind zu verkleinern. Hier wiederum darf nicht die Schere zum Einsatz kommen, hier muss vorsichtig und mit Bedacht "gerissen" werden. Die Stiele erweisen sich als ganz frisch und daher brech-freudig. Wir danken Gaby, die für genügend Ersatzmaterial gesorgt hat, von Herzen. Das Ausschneiden der kleinblütigen, verzweigten Chrysanthemen ist auch nicht gerade einfach, beide Gruppen, die Shôka- und die Moribana-Damen, sieht man - Schere in der Schwebe, Stirn gerunzelt - ernsthaft grübeln. 

Die Korrektur-Runde läuft zügig, einfühlsam und hilfreich. Fein, dass wir uns mit so einem festlichen und eleganten Thema beschäftigen durften!

Mittwoch, 27. November 2013

Adventarrangement

Gestern war wieder einmal unsere Kreativität gefragt - ein Adventarrangement sollte gearbeitet werden. Eigentlich gibt es so etwas im Ikebana nicht, aber wir machten uns die Gestaltungsprinzipien im Jiyûka zu Nutze, um mehr oder weniger feierliche Arrangements zu fertigen.
Der Jahreszeit entsprechend verwendeten wir neben Kiefern und kleinen Chrysanthemen auch Schnittweihnachtssterne, die hier als "Winterrosen" verkauft werden. Die kompakt-rundlichen Blüten eignen sich sehr gut für weihnachtliche Arrangements. Man muss nur darauf achten, dass austretender Milchsaft gleich mit dem Feuerzeug abgeflammt wird, dann halten die Blüten auch sehr lange.
Ich finde, unsere Werke sehen sehr festlich und "adventlich" aus:

 

Sonntag, 17. November 2013

Nächste Ausstellungsrunde

Nach dem morgendlichen Besuch im Dojô – die Atmosphäre dort ist einfach unbeschreiblich – trafen wir uns alle bei Starbucks, um unseren gemeinsamen Ausstellungsrundgang im Haupthaus zu beginnen. Da wir die Stockwerke 6 + 7 bereits am Vorabend kurz besucht hatten, arbeiteten wir uns diesmal durch den 4. und 5. Stock. Erfreulicherweise war das Gedränge diesmal nicht so heftig und wir konnten in Ruhe über die Arrangements diskutieren und fotografieren. Dann ein Abstecher in die Katakomben des Headquarters, wo uns Professor Furukawa (mit seinem Junior) und seine SchülerInnen begrüßten. Man konnte die Grundgerüste eines gewaltigen geteilten Rikka shinpûtai (2 Monstergefäße) erkennen. Wolken getrockneten Perückenstrauches über ausladenden Kiefernästen. Darauf angesprochen, wie man denn das Monster transportieren würde hieß es, "das wird alles wieder zerlegt, denn es passt in keinen Aufzug". Die Studenten des Professors waren gerade dabei, Grundplatten für doboku in Gefäße (meist Keramik, aber auch einige klassische Bronzegefäße) einzupassen bzw. komiwara zu befestigen, die Abdeckungen zu schnitzen und erste Hauptäste anzuschrauben. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto splittete sich unsere Gruppe auf. Wir machten einen Abstecher ins Takashimaya, um dort die 3. Runde an Arrangements zu betrachten.
Auch hier war wieder der größte Teil der Arrangements ausgetauscht worden. Direkt hinter dem Eingang gab es mehrere wunderbare Beispiele von klassischem Shôka shofûtai zu sehen. Auch die Qualität der Rikka und Shôka shinpûtai war sehr gut. Über die (klassischen) Rikka shofûtai erübrigt sich jede Diskussion. Auffällig ist, dass viele Rikka shinpûtai im komiwara und etliche Shôka shofûtai in modernen Gefäßen mit kubari im Ring gearbeitet wurden. Ziemlich geschafft von einerseits den unzähligen Arrangements als andererseits auch von den Menschenmassen machten wir uns auf den Heimweg ins kashin-en. Morgen, an unserem letzten Tag, werden wir nur noch einen kleinen Abstecher ins West 18 machen und dann die Eindrücke der letzten Tage "sickern lassen". Erst wenn die mehrere hundert Ikebana-Fotos gesichtet, nachbearbeitet, geordnet und auf CD gebrannt wurden, lässt sich ermessen, welche Ausmaße diese Ausstellung eigentlich hatte.

 klassisches suna-no-mono futa-kabu-ike (Gruppe Prof. Uetsuhara)

 klassisches (mit Ring + kubari in Keramik!) Shôka betsuden mae-zoe und klassisches Shôka shofûtai -Form (beide Gruppe Prof. Shibata)

Besuch in den Katakomben bei  Prof. Furukawa + Sohn 
(im Hintergrund das Monster-Rikka)

 klassische Shôka shofûtai - einfach unbeschreiblich schön - und Shôka shinpûtai

 
 häufig zu sehen - Rikka shinpûtai in 2 Gefäßen

Fliegender Wechsel

Samstag Schlag 17:00 begann der fliegende Wechsel der Ausstellung. Während oben die Arrangements in Windeseile abgebaut und verstaut wurden, bildete sich in der Eingangshalle eine lange Schlange vor dem Lift. Die AusstellerInnen der 2. Runde machten sich für ihren Einsatz bereit. Wir durften wieder zuschauen und wählten das Dojô als Ausgangspunkt unserer Tour. Durch die wesentlich geringere Anzahl an Arrangements verlief der Wechsel hier schneller. Bei einigen der großen Rikka wurden nur Behübschungen durchgeführt, während die anderen Arrangements komplett neu aufgebaut wurden. Diesmal waren wir hautnah dabei, wie die Professoren Furukawa, Shibata und Uetsuhara die Arbeiten ihrer SchülerInnen korrigierten und letzte Hand anlegten. Man muss bedenken, dass im Dojô nach althergebrachter Sitte auf den Knien kauernd arrangiert wird und die teilweise schon älteren Damen und Herren für ihre Gelenkigkeit zu bewundern sind. Professor Furukawa lud uns ein, am kommenden Vormittag seine Klasse zu besuchen, wo die Arrangements für seine Sonderausstellung (die wir leider nicht mehr sehen können) vorbereitet werden. Darauf sind wir schon sehr gespannt.
Unter den bereits fertiggestellten Arrangements im Dojô ist eines besonders hervorzuheben: Ein klassisches Shôka betsuden uchi-soe, aber mit "normalen" tai aus Korkspindelstrauch und Winterchrysanthemen. Durch den sehr hoch angesetzten uchi-soe und den etwas ausladenderen soe-za ist bei diesem Arrangement für die Balance kein hidari-tai nötig.
Im 6. Und 7. Stock des Hauptgebäudes wurde ebenfalls noch fleißig gearbeitet, als wir unsere Stippvisite dort fortsetzten. Unter den unzähligen Arrangements aller Stilrichtungen und Güteklassen wäre noch ein klassisches suisen-Rikka erwähnenswert. Im Gegensatz zum Arrangement im Dojô, wurden hier als Nebenmaterialien nur 1 vergilbtes shaga-Blatt im und Winterchrysanthemen für maeoki verwendet. (Im Dojô war das Arrangement noch nicht fertig und von vielen Leuten umringt, aber es blitzten rote Beeren im gedan-Bereich hervor.) Bemerkenswert ist vor Allem, dass die Blätter so lang sind, dass kein einziger ukezutsu verwendet werden musste!
Bei der Morgentour werden wir auf jeden Fall zuerst im Dojô vorbeischauen und dort die fertigen Werke bewundern, bevor wir der Einladung von Professor Furukawa nachkommen.

 Schalnge vor den Aufzügen - alle wollen endlich zu Arrangieren beginnen

 Professor Shibata (der Herr mit Hut) korrigiert seine SchülerInnen

 ein Highlight im Dojô - klassisches Shôka betsuden uchi-soe

 klassisches Rikka (in moderner Keramik!) und ein wunderbares suisen-Rikka

 Shôka shinpûtai, klassisches suna-no-mono und Rikka shinpûtai

 ein sehr interessantes Jiyûka - die Alu-Gefäße liegen voll in Trend

Samstag, 16. November 2013

"hana gyoretsu" - Prozession mit Blumenwagen


Im West 18 war es heute ziemlich ruhig, dafür haben sich die Massen in der großen Halle im Hauptgebäude vor den Aufzügen gedrängt. Heute war noch mehr los als gestern. Wir konnten uns die Arrangements (vorwiegend Jiyûka, aber auch einige sehr schöne Shôka und Rikka shinpûtai) in Ruhe anschauen und auch ausgiebig fotografieren.
Nach einem geruhsamen Vormittag machen wir uns auf den Weg zur Kreuzung Shijo/Karasuma, wo der Blumenumzug starten soll. Durchdringendes Gejaule aus Muschelhörnern (erinnert vage an Alphörner) kündigt den Start der Prozession an. Vorneweg ein Fahnenträger, dahinter ein Priester (?) mit Muschelhorn und ein weiterer Offizieller unter einem roten Schirm. Dann kommen die Kinder, in bunte Kimonos gekleidet und mit goldenem Kopfschmuck, gefolgt von jungen Mädchen in Kimonos, die Blumen in Händen halten. Dann werden die Blumenwagen von kräftigen jungen Männern vorbeigezogen. Ihnen folgen Schülerinnen (wirklich nur Mädchen) mit Diplomen, die sie stolz den Zuschauern präsentieren. Das Ende des Zuges wird von einem weiteren Muschelhornspieler gebildet. Der alte Mann sieht aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen, aber die Töne aus seinem Horn sind ohrenbetäubend.
Sobald der Zug die Kreuzung beim Rokkakudo-ji erreicht, beginnt ein weiterer Mönch die große Glocke zu läuten. Wir verzichten darauf, das Tempelgelände zu betreten, da es völlig überfüllt ist. Wir sehen vom Haupthaus aus, dass die Blumenwagen rund um den Tempel abgestellt werden und sich die Menschen um die Vorderseite des Tempels drängen. Vage hört man Gebete und Trommelschläge. Nach etwa ½ Stunde löst sich das Gedränge auf und alle strömen ins Haupthaus, um über die Ausstellung herzufallen. Das ist der Zeitpunkt, an dem wir endgültig die Flucht ergreifen.
Morgen werden wir nochmals ins Dojô und in den 4. und 5. Stock gehen, bevor wir im Takashimaya unsere Ausstellungstour beenden. Schließlich sind Sonntag und Montag die letzten neuen Arrangements ausgestellt.

 
 einige Jiyûka aus dem West 18-Gebäude

 Rauminstallation - man beachte die kleine orange Blüte im Fokus

 Rikka shinpûtai mit viel Dynamik

 entzückend, die Kleinen

 
er bläst auf dem letzten Loch, aber er schafft es

 einer der Blumenwagen, abgestellt in Tempelhof