Heute am frühen Nachmittag war es soweit: Zuerst Treffen mit
Yuki Ikenobô und anschließend Audienz beim Headmaster persönlich. Pünktlich um
13:20 begeben wir uns (natürlich in Schale geworfen) in den 11. Stock des
Headquarters und machen es uns im Sitzungszimmer bequem. Die designierte
Headmistress erscheint in einem schlichten und doch wunderbaren Kimono und
nimmt sich mehr als ½ Stunde Zeit für uns. Wenn man bedenkt, welches Programm
sie an diesem Tag bereits hinter sich und vor Allem noch vor sich hat, ist ihre
Ausdauer bewundernswert. Erst werden wir alle vorgestellt, dann folgt die
Verteilung der Gastgeschenke. Yuki Ikenobô packt sofort alles aus und freut
sich sichtlich über die Präsente. Dann macht ein Angestellter mit allen unseren
Kameras (der Arme wird von ihnen fast begraben) ein Gruppenfoto und
anschließend wird noch Smalltalk betrieben. Die Headmistress ist an unserer
Sichtweise von Ikebana interessiert und vor Allem daran, was uns speziell daran
berührt. Dann erklärt sie uns noch den zugrundeliegenden Sinn der Arrangements
von ihr und vom Headmaster.
Viel zu früh werden wir daran erinnert, dass der Terminplan
sehr dicht gedrängt ist und die nächste Gruppe bereits wartet. Zu unserer
großen Überraschung bemüht sich dann Sen'ei Ikenobô zu uns ins Sitzungszimmer
und erweist uns damit eine große Ehre. Als Gastgeschenk und nachträglich zu
seinem 80. Geburtstag überreicht ihm unsere Meisterin Weine eines besonders
ausgezeichneten Winzers, die extra per Luftpost eingeflogen wurden. Danach
wieder die obligaten Gruppenfotos und der Headmaster verschwindet zu seiner
nächsten Audienz.
Wir ziehen uns rasch wieder um und machen uns auf den Weg
ins Takashimaya, um uns in Ruhe die Ausstellung anschauen zu können. Es wird
nicht unser einziger Besuch bleiben, denn alle 2 Tage werden fast alle
Arrangements komplett erneuert. Lediglich die Werke der hohen Professoren und
natürlich die Arbeiten von Sen'ei, Yuki und Mika Ikenobô bleiben bis zum Ende
der Ausstellung stehen.
Im Eingangsbereich des Kaufhauses treffen wir auf 2 riesige
Rikka shinpûtai mit sehr viel dickem Holz und wunderbaren Kiefern und erkennen
darin die tags zuvor verladenen Grundgerüste wieder. Da hat sich noch sehr viel
daran verändert, bis die Arrangements fertiggestellt waren. Ich möchte nicht
wissen, wie lange daran noch gearbeitet wurde.
In der 7. Etage begrüßt ein Jiyûka von Professor Manabu Noda
die Besucher. Leider kommen die unzähligen gespannten Nylonfäden am Foto nicht
so zur Geltung. Dann kann man sich nur mehr von Besucherstrom durch die
Ausstellung tragen lassen und genießen. Von wahnsinnig tollen Arrangements bis
hin zu Merkwürdigkeiten, vom Miniarrangement bis zur Rauminstallation. Alles
ist vertreten, sämtliche Stilrichtungen des Ikenobô-Ikebana werden abgehandelt.
Mir persönlich gefallen die traditionellen Shôka und Rikka am besten, wobei die
Rikka speziell durch die wundervollen Kiefern und Koniferen bestechen. Bei uns
kriegt man solches Material nicht zu kaufen, und wenn man in der freien Natur
"wildern" geht, würde man vermutlich wegen Waldfrevels hinter Gittern
landen.
Besonders berührend ist die Arbeit von Sen'ei Ikenobô: Eine
große Koje wurde wie ein traditionelles Tatami-Zimmer gestaltet und auch mit
antiken Matten eingerichtet. Die geöffneten Schiebetüren geben den Blick frei
auf abendlich rot beleuchtete Sträucher und Büsche. Davor steht auf der Tatami
ein Rikka shinpûtai mit viel bemoosten Holz und herbstlichen Zweigen, nur beleuchtet
von einer einsamen Kerze (und natürlich geschickt angebrachten Scheinwerfern).
Der Headmaster wollte den Eindruck von Alter und Vergänglichkeit in Szene
setzen, auch in Hinblick auf die Rückbesinnung auf alte Traditionen.
Im Kontrast dazu steht die Koje von Yuki Ikenobô. Vor
zartrosa Hintergrund hängen Korbweidenäste kopfüber von der Decke, sparsam
dekoriert mit einzelnen Blüten, sorgsam in festgebundenen Röhrchen
eingewässert. Hier hat man die Frische und Jugendlichkeit, man spürt förmlich einen
Frühlingshauch durch die Zweige streichen. Jetzt müssen wir erst einmal die
ersten Eindrücke verarbeiten, bevor wir morgen am Abend wieder den Meistern
über die Schulter schauen dürfen.
Audienz bei Yuki und Senèi Ikenobô
das wurde aus den Rikka shinpûtai auf den Transportwägen - leider kein schöner Hintergrund
Arrangements von Sen'ei und Yuki Ikenobô
Begrüßungsarrangement von Prof. Manabu Noda ......
und einige ausgewählte Arrangements aus der Ausstellung ....
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