Mittwoch, 27. März 2013

Österliches Shôka mit Palmkätzchen

Der gestrige Übungsabend zwischen Palmsonntag und Ostern eignete sich bestens, um mit Palmkätzchen zu arbeiten. Hauptsächlich übten wir Shôka shofûtai und Shôka betsuden, aber auch Moribana sieht mit diesem Material gut aus. Zur Verfügung hatten wir feine, verzweigte Palmkätzchen, dazu noch Bänderweide und Iris. Zugegeben, das kazai war alles andere als einfach, denn so schön die Zweige im Bund ausgesehen haben, bei näherer Betrachtung waren doch einige "Besen" dabei. Aber im Endeffekt haben wir das Beste daraus gemacht und konnten uns an frühlingshaften Arrangements erfreuen.
Außerdem hatten wir wieder einmal die Gelegenheit, mit den Originalblättern der Hollandiris zu arbeiten. Üblicherweise verwenden wir ja die Blätter von japanischen (Wasser-)Iris und nehmen die Blüten der Hollandiris nur dann, wenn keine Originalblüten vorhanden sind (also beinahe ganzjährig außer im Juni-Juli). Aber unter der Neuschneedecke sind derzeit absolut keine "richtigen" Blätter aufzutreiben. Also hieß es gestern erst einmal die Blütenstämme vorsichtig von den Blättern zu befreien, falls nötig die Blattspitzen nachzuschneiden und die Stiele wieder mit der korrekten Anzahl von Blättern anzuziehen. Der Blumenhandel hat leider die ungute Angewohnheit, zu lange Blätter einfach abzuschneiden und wir, die wir unbedingt schöne Blätter brauchen, müssen dann tricksen. Für uns war es eine gute Übung, "natürlich" aussehende Blattspitzen zu produzieren. Nach einiger Fummelei wirkten die Iris in Kombination mit den zarten Palmkätzchen dann richtig edel.
Fototechnisch ist mir natürlich wieder einmal ein Arrangement durch die Lappen gegangen, was mir hoffentlich verziehen wird.

  
 

Mittwoch, 13. März 2013

Kampf mit Zweigen und Blumen - ein Abend im Zeichen von Nageire

Gestern war es wieder einmal so weit, ein Zweikampf mit Vase und Material - auch Nageire genannt - war zu absolvieren. Ich persönlich mag Nagiere sehr gerne, der natürlich-leichte Ausdruck des Arrangements berührt mich immer wieder aufs Neue. Im Grunde ist es nur die Technik, die diese Art des Ikebana zur Herausforderung macht. Sobald man herausgefunden hat, wie die Zweige und Blumen am Besten zu befestigen sind, ist die größte Hürde genommen.
Für unseren Nachwuchs war es gestern die erste Kontaktaufnahme mit Nagiere und sie alle haben sich wunderbar durchgebissen und wacker geschlagen. Wir verwendeten kräftige Eichenzweige, an die wir durch die umfangreichen Schlägerungsarbeiten im Wienerwald gekommen sind. Die Beschaffung war durch den äußerst schlammigen Boden eine Story für sich - die Spuren sind im Auto und an der Kleidung noch deutlich nachweisbar. 
Als Blumenmaterial gab es magentafarbene Anemonen und Pot nigra, damit wenigstens ein bisschen Grün den frühlingshaften Charakter unterstützt und die noch kahlen Zweige aufpeppt. Die Fortgeschrittenen brachten teilweise selbst Material mit und kämpften sich ebenfalls durch die Aufgabe. Leider ist Nageire bei den Damen nicht sehr beliebt, deshalb steht es nur 2 Mal auf dem Jahresplan. Vielleicht, wenn wir öfter üben würden .....

 

Montag, 4. März 2013

Puchberg - letzter Tag


Nach einer sehr kurzen Nacht brach der leider letzte Seminartag an. Gerade wenn man sich in die Materie vertieft hat und richtig am Arbeiten ist, heißt es auch schon wieder ans Ende denken. Aber bevor wir unseren ganzen Krempel ins Auto und dann nach Hause verfrachten mussten, durften wir uns noch einmal so richtig kreativ austoben. 
Für das Rikka shinpûtai hatten wir nicht nur tolles neues kazai von Anthurien über Nerinen, panaschierte Aspidistrablätter und Palmwedel bis hin zu verschieden geformten Gummibaumblättern zur Verfügung, sondern konnten auch noch die Reste der vergangenen Seminartage aufarbeiten. Das ergab natürlich ein breites Spektrum an fertigen Arrangements. Die noch nicht so erfahrenen Seminarteilnehmerinnen arbeiteten entweder mit mitgebrachtem Material an Prüfungsarrangements oder schauten den Fortgeschrittenen über die Schulter und versuchten sich auch selbst im Drahten. 
Da die gemeinsame Korrektur erst für den späteren Nachmittag angesetzt war, wurde zwischendurch klar Schiff gemacht. Man zerlegte schweren Herzens die im Laufe des Seminars angefertigten Werke, verpackte die Gefäße für einen sicheren Heimtransport und begann mit der Entsorgung des nicht mehr transportfähigen Pflanzenmaterials. Dabei sind dann doch einige Müllsäcke randvoll gefüllt zurückgelassen worden – man glaubt gar nicht, was sich während 5 Tagen Unterricht so alles ansammelt.
Zur Korrektur versammelte sich die gesamte Mannschaft vor jedem Rikka, ließ sich die zugrunde liegende Idee erklären und lauschte den Änderungsvorschlägen unserer Meisterin. Dabei lernten wir wieder sehr viel über Harmonie- und Gestaltungsprinzipien. Dann brach die Hektik des Zusammenräumens aus und das eine oder andere Arrangement war bereits abgebaut, bevor es bildlich festgehalten werden konnte – schade darum. Aber vielleicht taucht noch das eine oder andere Foto auf, das dann nachgereicht wird.
Schließlich versammelten wir uns für die allgemeine Verabschiedung und Urkundenüberreichung. Jede Teilnehmerin erhielt auch noch neues Infomaterial vom Headquarter in Kyoto, das anlässlich des 550 Jahr-Jubiläums herausgegeben worden ist. Und schon ist ein wunderbares Seminar Geschichte geworden. Aber wir dürfen uns bereits jetzt auf ein neues Seminar mit Ausstellung und großer Vorführung Anfang Juli freuen. Schließlich gilt es ein Jubiläum zu feiern – Prof. Pointner kommt seit nunmehr 40 Jahren regelmäßig mehrmals im Jahr ins Schloss, um uns Ikebana näher zu bringen.
 

Sonntag, 3. März 2013

Puchberg - 4. Tag


Jiyûka-Tag – teils geliebt und teils gefürchtet von den Ikebanesen. Ganz harmlos stand in der Programmübersicht "Neues Jiyûka zum Mädchenfest in 2 Varianten". Die eine oder andere Teilnehmerin dachte sich wohl, dass das ein ruhiger Tag werden würde, nach all den intensiven Shôka-Übungen. Aber weit gefehlt. Theorie und Vorführung des ersten Arrangements dauerten bis zum Mittagessen, danach wurde das Material ausgeteilt – wir arbeiteten auch teilweise mit Resten der vergangenen Tage – und erst dann durften wir selber ans Werk gehen. Die Korrektur dieses geneigten Jiyûka mit breitem Fuß zog sich bis zum späten Nachmittag hin. Kaum zu glauben, welche Details für einen harmonischen Gesamteindruck nötig sind.
Die zweite Variante des Jiyûka beschäftigte sich mit dem Thema "Tiefe geben", wobei wir entweder ein einem großen Gefäß oder verteilt auf 2 Schalen werkten. Auch hier wurden wir sehr detailliert korrigiert und auf jeden noch so kleinen Fehler hingewiesen. Wenn man sich die Arrangements vor und nach der Korrektur angesehen hat, waren doch gewaltige Unterschiede in der Stimmigkeit und Harmonie erkennbar. Oft reichte ein kleines Verrücken einer Linie oder das Verschieben eines Gefäßes, um den Ausdruck zum Besseren zu verändern. Allerdings wurden manche Arrangements auch ziemlich zerrupft und die Betreffende durfte wieder fast ganz von vorne anfangen. Aber wie sonst soll man eine kreative Stilrichtung erlernen, bei der es keine vorgegebene "Form" wie z. B. im Shôka gibt, als durch genaues Betrachten der Korrekturen und immer wieder neu arrangieren, bis der Gesamteindruck stimmig ist.
Den Abend verbrachten wir dann beim gemütlichen Zusammensein im Referentenzimmer. Die Leitung des Hauses stellte uns Getränke und Snacks zur Verfügung und wir tratschten – oder eleganter: wir kommunizierten – bis in die frühen Morgenstunden. Leider müssen wir schon bald wieder ans Zusammenpacken und Aufräumen denken, aber ein Tag mit Rikka shinpûtai steht uns noch bevor, auf den wir uns freuen können.

Samstag, 2. März 2013

Puchberg - 3. Tag


Das war heute wieder ein besonders anspruchsvoller und herausfordernder Seminartag. Auf dem Programm standen 2 Shôka shofûtai nishu-ike und ein Shôka shinpûtai. Dazu dann noch Arbeiten mit eigenem Material für Prüfungen oder als Übung. Besonders das Shôka mit Palmkätzchen und Tulpen stellte in der klassischen Variante hohe Anforderungen. Die Tulpenstiele waren relativ dick und konnten nicht verschmälert werden, ohne die Stabilität im kubari zu gefährden. Dagegen waren die Stämme der Weidenkätzchen geradezu zierlich und es passten beinahe 3 Stiele nebeneinander in den Spalt des kubari. Da das aber optisch nicht gerade schön aussieht bzw. weil die Linien dann nicht die richtige Ausrichtung haben, waren im Endeffekt vermutlich mehr Befestigungskeilchen als Linien im Arrangement zu finden.
Das zweite Shôka wurde mit Weichselzweigen und Narzissen gearbeitet. Diesmal verzichteten wir auf klassische Befestigung und arbeiteten alle im kenzan. Hier bestand die Herausforderung darin, dass manche der Zweige wildeste Formen aufwiesen. Also griffen wir auf unser Wissen über Shôka betsuden zurück und versuchten, das Beste aus dem kazai herauszuholen. Dabei sind wirklich interessante Werke entstanden. Das Shôka shinpûtai im Anschluss stellte dann direkt eine Erholung dar. Nach dem Abendessen blieb noch genügend Zeit für freies Arbeiten, wobei nicht nur Shôka sondern auch Jiyûka-Arrangements entstanden. Da ab heute zusätzliche 3 Damen am Seminar teilnehmen, gibt es jetzt nur noch eine Auswahl an Bildern zu sehen. Um alle Werke zu veröffentlichen fehlt einfach der Platz.
Ab morgen wird es dann verspielter mit unseren Werken, die nächsten beiden Tage sind für Jiyûka zum Thema Mädchenfest und Rikka shinpûtai vorgesehen.