Samstag, 27. April 2019

Jiyūka-Workshop

Unser diesjähriger Jiyūka-Workshop verlief äußerst harmonisch und produktiv. 12 Damen und unser männlicher Neuzugang – der sich als sehr talentiert erwiesen hat – bevölkerten den Seminarraum der ÖGG. 
Das Programm bewegte sich diesmal teilweise abseits eingefahrener Pfade und forderte die Kreativität der Ikebanesen auf vielfältige Weise. Auf einige Ladies unserer Stammbesetzung mussten wir diesmal leider verzichten und diese wird sicher das Bedauern packen, wenn sie hören (und auf Fotos sehen), was so alles entstanden ist. 

Die Programmgestaltung richtete sich stark nach den Wünschen der Gruppe. So wurde beispielsweise gewünscht, dass einmal in durchsichtigen Glasgefäßen gearbeitet wird, damit verschiedene Befestigungstechniken und Gestaltungsmethoden ausprobiert werden können. 
Außerdem gab es Nachfrage nach einem Arrangement mit nonfloralem Material und nach Varianten der Gestaltung mit Schwerpunkt Fläche. Aber auch Klassiker wie ein linienbetontes, aufrechtes Jiyūka waren nicht vergessen worden. 

Das Material – diesmal ziemlich rosa-lastig mit Akzenten von Blau, Weiß und Gelb – war ebenso vielfältig wie das Programm. Am Beginn jedes Tages stand die Vorführung aller jeweils geplanten Arrangements. 
Das waren am Freitag ein flächenbetontes Jiyūka Basic 1 und ein Arrangement im Glasgefäß mit alternativer Befestigungstechnik. Am Samstag standen ein Jiyūka Basic 2 mit Schwerpunkt Linie, ein Jiyūka Basic 3 (Perspektive) mit Fläche und Linie, ein Arrangement in einer hohen Vase oder Flasche und schließlich noch ein kreatives Jiyūka unter Verwendung nonfloralen Materials auf der Demo-Liste. 
Damit verbunden waren auch der entsprechende theoretische Hintergrund und die Besprechung diverser Variationsmöglichkeiten. 
Niemand war gezwungen, die Arrangements genau nachzumachen oder dieselben Materialkombinationen zu verwenden. Nur die noch nicht so erfahrenen Ikebanesen sollten sich möglichst an die Vorlagen halten und somit ein Gespür für die Materie entwickeln. 

Am Samstag gab es mittags noch eine kleine Geburtstagsfeier, verbunden mit Torte und Sekt, was den nachmittäglichen Arrangements zusätzlichen Schwung verlieh und die Kreativität beflügelte. 
So konnten wir schließlich auf eine Galerie einzigartiger und kreativer Arbeiten zurückblicken, bevor abgebaut und mit dem Zusammenräumen begonnen wurde. Ein wunderbarer Workshop ist viel zu schnell zu Ende gegangen und wir haben wieder eine Menge gelernt. 
Hier nun eine kleine Auswahl unserer Arbeiten, lediglich ein bis zwei Beiträge jeder Person:


Mittwoch, 24. April 2019

Harmonie und Grün und Blau

Dass unser Übungsabend gleich am Dienstag nach Ostern stattgefunden hat, stellte ein kleines Problem dar. Nicht, dass sich nicht genügend TeilnehmerInnen eingefunden hätten – der Seminarraum der ÖGG war wieder sehr gut gefüllt. Aber die Aussichten am Großmarkt waren ziemlich trübe. 
Durch die Feiertage haben es die LKW aus Holland wohl nicht rechtzeitig bis zu uns geschafft. Deshalb war die Auswahl sehr beschränkt und das Material nicht gerade taufrisch. Trotzdem ließ sich etwas für die geplanten Arrangements auftreiben. 

Auf dem Programm standen Shōka shōfūtai sanshu-ike bzw. Jiyūka Basic 1. Das mit dem Frühlingsmaterial hat leider nicht ganz geklappt, aber wir hatten Muschelblumen und ganz zarte, dunkelblaue Eustoma zur Verfügung. In Ermangelung schöner Zweige oder gar Irisblätter (auch Palmwedel waren nicht aufzutreiben) mussten als drittes Material Aspidistrablätter herhalten. Für das Jiyūka gab es zusätzlich noch rosa Alstromerien und gelbgrünen Euonymus als Lückenfüller. 

Aspidistra wird eigentlich nur isshu-ike arrangiert und in seltenen Fällen auch nishu-ike mit einem nejime aus Ringelblumen oder Tazetten. Als Material für Shōka sanshu-ike sind Aspidistra nicht üblich. 
Um dieses Problem zu umgehen, wurden die Blätter schmal geschnitten und als naga-hamono behandelt. Sie sahen dann nicht mehr wie typische Aspidistrablätter aus, sondern konnten als längliche tropische Blätter durchgehen. 

Da Shōka sanshu-ike viel Gestaltungsspielraum lässt, waren die Arrangements dementsprechend vielfältig. Die Eustoma erforderten ein wenig Geschick, da die Stiele sehr dünn und wild bewegt waren. Aber die intensiven blauen Blüten passten wunderbar zu den hellgrünen Muschelblumen und den dunklen Blättern.

Ach ja, eine unserer Damen hat ihren Prüfungsbogen komplettiert und ein Shōka shōfūtai sui-riku-ike mit Schneeball und orangefarbenen Calla arrangiert. Im klassischen suiban sah das Arrangement entzückend aus. Also war doch noch ein Hauch Frühling im Seminarraum zu spüren.

Nach dem Workshop am Wochenende, bei dem wir uns mit Jiyūka beschäftigen, gönnen wir uns erst mal ein wenig Erholungspause. Der zweite Dienstag im Monat fällt im Mai erst auf den 14., wodurch wir fast drei Wochen ohne Ikebana auskommen müssen.

Noch eine kleine Rüge an die Damen und Herren - bitte um mehr Disziplin beim Fotografieren, 2 Shōka fehlen!

 auch eine andere Materialkombination sieht gut aus
 
 das (gelungene) Prüfungs-Arrangement

Mittwoch, 10. April 2019

Gestreifte Flächen

Nach unserer erfolgreichen Ausstellung – Rekord mit über 200 Besuchern! – haben wir uns eigentlich ein bisserl Erholung verdient, weshalb der Übungsabend unter dem unverfänglichen und "einfach" klingenden Thema "Basic 2 mit Fläche" stand. 
Gefragt war also ein Jiyūka mit breitem oder geteiltem Fuß (nebeneinander), wobei die Ausrichtung des Materials jedem selbst überlassen war. 

Das Großmarkt-Überraschungspaket bescherte uns panaschierte Aspidistrablätter (die haben wir schon von der Ausstellung her gekannt und wir lieben sie – sie sind klein und schön stabil und sehen einfach toll aus), dazu noch gelbe Gerbera und dunkelblaue Anemonen. Als Füllmaterial diente Frauenmantel und für etwaige Linienunterstützung stand Seminolengras zur Verfügung. Schließlich sollte Fläche immer auf irgendeine Art kontrastiert und somit aufgelockert werden.
Anemonen und Gerbera haben zwar beide runde Blütenformen, trotzdem ist ihr Charakter völlig unterschiedlich. Die Entscheidung bestand nun daraus, welche der beiden Blumen als Hauptmaterial dienen sollte. 

Anders als bei den traditionellen Stilen, bei denen Blätter gemäß ihres natürlichen Wachstums und nicht flächig gezeigt werden, steht bei einem flächebetonten Jiyūka sehr wohl die Vorder- oder Rückseite der Blätter im Mittelpunkt. Außerdem sollten möglichst keine Stiele zu sehen sein – außer sie dienen als Gestaltungselement. Das war bei unseren Arrangements allerdings sowieso nicht der Fall. 

Die meisten von uns arbeiteten aufrecht oder schräg, eine richtig horizontale Form war nicht darunter. Es kostete uns Überwindung, die eingetrichterten traditionellen Regeln über Bord zu werfen und die Blätter so anzuordnen, dass ihre flächige Wirkung gut zur Geltung kam. Nach anfänglichem Rumgemurkse hatten wir bald den Dreh raus und wir konnten unserer Kreativität freien Lauf lassen. 
Als Ergebnis hatten wir dann eine Parade unterschiedlichster Arrangements, die alle aus den gleichen Materialien zusammengestellt waren und doch so vielfältig aussahen. Das Fotografieren klappt mittlerweile auch schon ganz gut, aber trotzdem ist ein Arrangement entwischt. 


  
 
 ein kleiner Ausreißer - Basic 3 mit schräg hintereinander angeordneten Füßen