Mittwoch, 23. Oktober 2019

Rosa Chrysanthemenwolken

Unsere schon traditionelle jährliche Begegnung mit Chrysanthemen fand diesmal in Form von Shōka shōfūtai isshu-ike mit fünf oder sieben Linien oder als natürliches Jiyūka statt. 

Der Großmarkt hat leider ein sehr enges Zeitfenster, in dem vernünftige einzelblütige Chrysanthemen angeboten werden. Heuer waren wir fast ein wenig zu früh dran, denn die Auswahl war noch ziemlich bescheiden. Immerhin konnten wir Exemplare mit kleinen, kugelförmigen Blüten in ausreichender Zahl ergattern. 
Spinnenchrysanthemen oder asternblütige Sorten wären zwar besser geeignet gewesen, aber wenigstens waren die Stiele so lang, dass sogar klassisch gearbeitet werden konnte. Die Blätter waren erfreulicherweise nicht völlig hoffnungslos und so stand einem erfolgreichen Arrangement nichts mehr im Wege. 

Für das Jiyūka wurden die einzelblütigen rosa Chrysanthemen mit einer kleinblütigen, leuchtendgelben Sorte kombiniert, die eine völlig andere Blütenform aufwies. So war einem Grundprinzip des Ikenobō Ikebana – die verwendeten Blumen müssen sich in Größe, Form, Charakter und Farbe deutlich unterscheiden – Genüge getan. 

Erfreulicherweise lässt sich vom Nachwuchs wieder eine absolvierte Zwischenprüfung vermelden. Wenn es weiterhin so gut läuft, geht sich vielleicht heuer noch die Hauptprüfung aus. 

Neben den Chrysanthemen war auch der anstehende Workshop Thema des Abends. Wir sind bereits beinahe ausgebucht und das Programm steht. Neben einem kleinen Rikka shōfūtai werden wir uns ausführlich mit tatehana beschäftigen. 

Hier nun die Bilder unserer Arbeiten. Da eine der Damen kurzfristig erkrankt ist, wurden die bestellten Blumen zugestellt und das Arrangement wird als Hausübung nachgeliefert werden.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Freestyle mit Masse

Unser gestriger Übungsabend begann mit einer ausführlichen Berichterstattung über die Dinge, die im Unterricht in Naurod besprochen wurden. Besonders die Tatsache, dass neuerdings im Rikka zukünftig ausschließlich im de gedrahtet werden soll, fand doch sehr große Zustimmung. 
Jeder von uns erinnert sich noch mit Schrecken an die Unmengen an Farnblättern oder Säulenasparagus, die bis ins letzte Spitzerl gedrahtet werden mussten und justament kurz vor dem Fertigwerden abgebrochen sind. Na ja, in knapp einem Monat können wir das Gesagte ja im Rikka-Workshop umsetzen. 

Auch über die Lange Nacht der Museen wurde gesprochen und wir hoffen, dass es im nächsten Jahr (und falls das Gartenbaumuseum wieder teilnehmen wird) besseres Wetter und mehr Besucher gibt. 

Wir haben uns gestern mit Freestyle zum Thema Masse beschäftigt. Das Überraschungspaket enthielt diesmal weder Schleierkraut noch Limonium, beides Materialien, die gerne zu diesem Zweck verwendet werden. Wir erhielten rosa Hahnenkammcelosie, creme-gelbe mittlere Chrysanthemen, weißes Septemberkraut, Bohnenranken mit schönen, dunkelvioletten Stielen (und gelegentlich noch einigen zartvioletten Blüten), Blätter der Blasenspiere und einjährige, büschelige Hirse. 

Im ersten Moment wurde diese Materialkombination als ein wenig ungewöhnlich empfunden – so wenig im Kübel und daraus den Eindruck von Masse vermitteln? Aber die kräftige Farbe der Celosie wurde vom anderen Material gut kontrastiert und es entstanden vielfältige Arrangements. 
Auch eine erste Zwischenprüfung wurde wieder gearbeitet – der Nachwuchs entwickelt langsam Ehrgeiz, gut so und nur immer weitermachen.

 

Montag, 7. Oktober 2019

Lange Nacht der Museen - Nachtrag von Christa

Beim 20-Jahr-Jubiläum der Langen Nacht der Museen beteiligte sich dieses Jahr  auch wieder das Österreichische Gartenbaumuseum. Und da sich die ÖGG das Gebäude teilt, war es selbstverständlich, dass auch wir unseren Beitrag leisten.
Nachdem sich aber einige unserer Damen beim Seminar von Prof. Noda in Naurod befanden, war das Grüppchen zum Arrangieren für die Präsentation recht klein geblieben. 
Hilde, Rosa Maria und ich - die "wackeren Drei" - haben uns für 16.00 Uhr verabredet und so hatten wir genügend Zeit, um in Ruhe zu arbeiten. Zur Aufmunterung und Belohnung gab es leckere Brötchen und Prosecco und so ging alles flott von der Hand. 

Im 1. Stock waren drei Tische bereitgestellt und schon ging’s los. Das Motto  im Museum lautete "GIFT". 
Es gab zwei Jiyūka zu sehen, eines mit Berberitzenzweigen als Strukturmaterial, das andere mit Liguster. Bei der Berberitze ist die Wurzel giftig, beim Liguster sind es die Beeren. Dazu wurden herbstliche Blumen kombiniert. Beim Shōka shinpūtai mit Sonnenblumen war ebenfalls Berberitze vertreten. 

Rosa Maria hat gegoogelt und zwei Infoseiten erstellt, auf denen über die Giftigkeit informiert wurde. Weiters hat sie für uns schöne Tischkärtchen mit Bambuszweigen gemacht. Alles "Made by Rosa Maria" – vielen Dank dafür! 

Der Raum, in dem wir sonst unsere Frühjahrsausstellung gestalten, war für die Ausgabe der Tombolapreise vorgesehen. Der Andrang war zwar sehr groß, aber ich glaube, das Interesse galt mehr den Preisen als unseren Arrangements. Aber einige Personen werden beim Anstellen sicher einen Blick auf unsere Werke geworfen haben.

Jetzt wäre noch zu erwähnen, dass alles mit klassischer Musik von Schülern der Musikschule Donaustadt untermalt wurde. Tja und für den eventuellen Hunger war auch vorgesorgt: Es gab Gulasch- und Kürbiscremesuppe, Würstel, belegte Brote, Mehlspeisen, Kaffee und Getränke. 

Alles wunderbar, bis auf das Wetter!!! Wegen des Regens hat sich alles Indoor abgespielt. Hoffentlich ist das im nächsten Jahr besser.

Sonntag, 6. Oktober 2019

Lange Nacht der Museen

Dieses Jahr beteiligte sich das Österreichische Gartenbaumuseum wieder an der Langen Nacht der Museen. So kam es, dass die Fachgruppen Blumenstecken und Ikenobō Ikebana mit einer Vorführung bzw. einigen Ausstellungsarrangements vertreten waren. 

Da einige aus unserer Gruppe erst tags zuvor vom Meister-Seminar in Naurod zurückgekommen sind und es sowieso nur wenige Ausstellungsplätze gab, haben sich drei Daheimgebliebene bereit erklärt, unsere Gruppe würdig zu vertreten. Christa, Hilde und Rosa Maria arrangierten nicht nur Shōka shinpūtai und Jiyūka, sondern fertigten auch Informationsblätter zu den Arrangements an. Und da das Thema des Abends "Gift" lautete, gab es gleich noch Wissenswertes zu den giftigen Bestandteilen der verwendeten Pflanzen nachzulesen.

Ein detaillierterer Bericht folgt später, hier erst einmal die Bilder der Ausstellungsstücke.

Donnerstag, 3. Oktober 2019

Seminar Naurod - letzter Arbeitstag


So, wir haben unsere Aufgabe mit Bravour erfüllt und unsere Rikka shōfūtai taka-uke fertiggestellt. 
Es war wieder ein sehr angenehmes Arbeiten und wir hatten auch diesmal mehr als genug Zeit. Es wurde auch schon mit dem Aufräumen des Seminarraums begonnen, damit wir morgen in der Früh (geplant ist eine Aktion vor dem Frühstück um 7 Uhr) nicht mehr so viel zu tun haben. 

Jetzt erwartet uns noch die Übergabe der Teilnahme-Urkunden und danach heißt es sich frisch machen und für den Sektempfang und den festlichen Abend aufhübschen. 
Wir haben für Professor Noda eine kleine Überraschung geplant. Da er dieser Tage Geburtstag hat, wird er nach dem Essen mit einem Ständchen beglückt und wird die Glückwünsche der TeilnehmerInnen entgegennehmen. Hoffentlich verschrecken wir ihn nicht mit unserem Gesinge. 

Morgen heißt es dann schon wieder Abschied nehmen. Die Tage sind wie im Flug vergangen und wir alle haben unheimlich viel gelernt. Hoffentlich gibt es bald ein Wiedersehen mit Noda-sensei

Hier noch das geteilte Shōka shōfūtai sanshu-ike von gestern und unsere Variationen des Rikka shōfūtai taka-uke.

 Noda-sensei
 Uschi
Gabriela 
irgendwie finde ich immer gyaku-gatte-Material ....

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Seminar in Naurod - Rikka und Shōka shōfūtai Teil 2

Nachdem wir am Vormittag unsere Rikka fertiggestellt hatten (die Shōka-Gruppe hatte sich mittlerweile mit ihren nishu-ike beschäftigt), folgte die Korrekturrunde, sie überaus informativ war. Noda-sensei ging intensiv und einfühlsam auf jeden Einzelnen ein und erklärte sehr verständlich, was warum und wie zu ändern sei, um den Gesamteindruck noch harmonischer zu gestalten. Dabei erkundigte er sich bei fraglichen Linien immer, um welchen ashirai es sich denn handle und gab dann Hinweise, wie die Sache noch verbessert werden könnte. 
Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Professor so auf seine Studenten eingeht und versucht, deren Ideen noch besser in die Tat umzusetzen. Wesentlich einfacher wäre es für ihn, einfach seine eigenen Vorstellungen umzusetzen. Dass es das nicht tut, macht ihn vermutlich zu so einem guten und gefragten Lehrer. 

Nach der Mittagspause stand die letzte Theorie-Lektion an. Dabei ging es um Rikka shōfūtai taka-uke (eine der Lektionen aus dem naraimono nana-kajō) beziehungsweise um ein geteiltes Shōka shōfūtai sanshu-ike mit riku-mono
Für das Rikka wählte Professor Noda Plattährengras als Hauptmaterial. Da dieses als shin zu schwach und zu wenig ausdrucksvoll gewesen wäre, wurde es in Form eines taka-uke in Szene gesetzt. 
Als shin wurde ein nur wenig gebogener Ebereschenzweig gewählt, dessen de nur halb so hoch wie in einem Standard-Arrangement angesetzt war. Dadurch wurde der aufstrebende Charakter des Arrangements betont und gleichzeitig die Schönheit der ausschwingenden Gräser verstärkt. 

Diesmal kam die Technik des sankasho-zukai zum Einsatz, mit shin, uke-za und hikae aus den Eschenzweigen. Um die Wirkung der Gräser zu erhöhen, wurden sie nur an einer Position, nämlich als taka-uke verwendet. 
Auch im Bereich von und maeoki lernten wir eine neue Technik kennen. Da sowohl die Rosmarinzweige des als auch die Salalblätter des maeoki einfarbig grün waren, wurde als farbliche Trennung ein irogiri aus panaschiertem Pittosporum dazwischen gesetzt. 
Das Arrangement bestand aus kimono, tsuyo-mono und kusa-mono, weshalb zusätzlich ein kusa-michi erforderlich war und die dome nicht als in- und yo-dome, sondern als ki- und kusa-dome ausgeführt wurden. Es musste natürlich besonders auf die sachiguchi der einzelnen Elemente geachtet werden, damit es nicht zu (verbotenen) Vermischungen kam. 

Die Shōka-Theorie beschäftigte sich mit Shōka sanshu-ike allgemein (und da besonders mit der Materialzusammenstellung) und ging danach erst auf allgemeine Regeln für kabu-wake und dann im Speziellen auf ein geteiltes Shōka shōfūtai sanshu-ike ein. 
Das ist die einzige Möglichkeit eines kabu-wake mit riku-mono. In den traditionellen Arrangements gyōdō-ike und sui-riku-ike muss immer zumindest eine kabu aus Wasserpflanzen bestehen. Im sanshu-ike hingegen sind auch nur Landpflanzen erlaubt, allerdings sollte zumindest eine Pflanzenart einen "wässrigen" Charakter aufweisen (wie glänzende Blätter, glatte Stiele, "feuchtes" Aussehen). 
Vorgeführt wurde ein Arrangement aus Schachtelhalm, Eberesche und Calla in einer weiten suiban. Davon gibt es erst morgen ein Foto, denn das Arrangement ist im Vortragsraum verblieben und die Tür war schon versperrt, als die Kamera endlich verfügbar war. 

Nach der Theorie-Einheit wurden wir in die Wälder geschickt, um passende Zweige für unsere jeweiligen Arrangements zu schneiden. Wir haben seit der Früh gehofft, dass es zu regnen aufhören würde (seit gestern am Abend hat es fast durchgehend geschüttet) und wir wurden erhört. Es wurden nur unsere Füße ein bisserl feucht, von oben kam kein Wasser herunter. 
Morgen haben wir dann reichlich Zeit, an unseren Arrangements zu arbeiten, bevor wir den Ausklang des Seminars bei einem festlichen Abend genießen dürfen. 

Hier erst einmal die Bilder unserer ersten Rikka und dazu noch das heutige Arrangement von Prof. Noda. 
Ach ja, zwischendurch fand Noda-sensei noch die Zeit, sein Begrüßungsarrangement ein wenig zu verändern und ein dazu passendes zweites kleines Jiyūka zu arbeiten.

 Uschi
 Gabriela
 mein Rikka - natürlich wieder gyaku-gatte
 das taka-uke-Rikka von Noda-sensei
 und seine Freestyle-Arrangements - man beachte die Details

Dienstag, 1. Oktober 2019

Seminar in Naurod - Rikka und Shōka shōfūtai

Der dritte Seminartag war besonders für Professor Noda sehr anstrengend. Neben der Theorie zu Rikka und Shōka shōfūtai wurden ein Rikka und zwei Shōka auch noch vorgeführt. Und anschließend stand noch die Korrektur des ersten Shōka auf der Tagesordnung – wahrlich ein Monsterprogramm. Aber schön der Reihe nach. 

Geplant war eigentlich ein "Standard-Rikka" ohne irgendwelche Variationen, aber das passende Material war halt einfach nicht aufzutreiben. So musste kurzerhand umdisponiert werden und wir hatten es mit einem Rikka shōfūtai issō-no-mono gedan ozukai zu tun, das zusätzlich noch eine Betonung des uke aufwies. 

Wir verwendeten einzelblütige Madonnenlilien als shin und uke, dazu Palme für soe und mikoshi. Sankasho-zukai, die Verwendung gleichen Materials an drei unterschiedlichen Positionen war nicht möglich, da sich weder die Lilien noch Palmen im gedan-Bereich einsetzen ließen. 
Deshalb wurden hikae aus Eustoma und nagashi aus Hypericum gearbeitet. Um auch hier das kazai auf beiden Seiten des Arrangements – und zusätzlich auf unterschiedlichen Ebenen – einzusetzen, kamen die Eustoma als ashirai zu uke und und Hypericum als maeoki zum Einsatz. 
Da aber das Hypericum für einen standardmäßigen nagashi zu kurz war, wurde stattdessen uke verstärkt und nagashi und maeoki entsprechend reduzierter arrangiert. So konnte die Harmonie des Arrangements erhalten bleiben. 

Der für den verwendete Eukalyptus erwies sich als Knackpunkt, denn trotz des eher sparsamen, luftigen Erscheinungsbildes sollte ein zentrierender Bereich im Rikka gebildet werden. Aber mithilfe von diversen dō-uchi ist es gelungen, die Lücken zu schließen. Dazu trug auch die Fackellilie bei, die neben shō-shin auch einen kräftigen Farbklecks hinter dem bildete. 
Professor Noda vollendete die Arbeit mit den beiden dome und ushiro-gakoi und hatte den ersten Teil seines Unterrichts (inklusive Theorie-Vortrag) in knapp zwei Stunden erledigt. 

Nach einer kurzen Erholungspause ging es dann mit Shōka isshu-ike und Shōka nishu-ike weiter. Es ist meist sehr schwierig, in Blumenhandlungen passendes Material für ein isshu-ike zu finden, denn die meisten Pflanzen werden in einem einheitlichen Blühstadium verkauft. Für ein Shōka shōfūtai isshu-ike sind aber Knospen und halb offene Blüten genauso wichtig wie fast völlig aufgeblühte Exemplare. Deshalb entschied sich Noda-sensei für Eustoma, eine der wenigen Pflanzen im Handel, die auch Knospen aufweisen. 

Während der Demonstration erklärte er sehr anschaulich, wo und warum welche Blühstadien im Arrangement vertreten sein sollen. Dass der soe diesmal so niedrig ausgefallen ist, liegt daran, dass sich im oberen Bereich des shin bereits eine recht große Blüte befunden hat. 

Das zweite Shōka – daran werden sich die Damen morgen am Vormittag versuchen – bestand aus Eukalyptus mit Enzian als nejime. Eine sehr ungewöhnliche Kombination, die aber ihren Reiz hat. 

Nach dem Mittagessen machten wir uns an die Arbeit und die Shōka isshu-ike waren recht bald fertig und wurden gleich sehr ausführlich korrigiert. Wir mit unseren Rikka waren zum Ende des Unterrichts noch nicht fertig, das werden wir am kommenden Vormittag erledigen. Immerhin gab es laufend Zwischenkorrekturen, sodass die Endkorrekturen wohl nicht mehr allzu weitreichende Änderungen erfordern. 

Sehr gespannt können wir auf unser zweites Rikka sein, denn es wird sich um eine weitere Form aus dem naraimono-nana-kajō handeln – taka-uke. Hoffentlich spielt das Wetter morgen mit, denn die entsprechenden Zweige müssen wir uns aus der Umgebung besorgen. Und bei strömenden Regen ist das wahrlich kein Vergnügen. 

Hier also die Fotos der Arbeiten von Professor Noda. Unsere Rikka werden hoffentlich morgen fotografiert werden können.