Freitag, 28. November 2014

Monatstreffen Ikebana International

Beim gestrigen Monatstreffen des Vienna Chapter von Ikebana International in der Studiogalerie drehte sich alles um die Chrysantheme. Bei uns oft als "Allerheiligenblume" bezeichnet und mit Friedhof und Tod assoziiert, genießt die Chrysantheme in Japan besonders hohes Ansehen. Sie wird kiku genannt, was so viel wie "Abendsonne" bedeutet, sie ist die Nationalblume und gilt als Symbol der Unsterblichkeit und Vollkommenheit. Sie blüht, wenn andere Blumen schon verwelkt sind und zählt zu den kaiserlichen Symbolen. Schon  797  war  die  "Kaiserliche  Chrysantheme"  kiku-no-go-mon  mit  ihren  16  Blütenblättern zum Emblem des tenno geworden und ist es bis heute geblieben. Man spricht nicht umsonst vom "Chrysanthementhron", wenn man die Herrscherfamilie bzw. den Japanischen Kaiser meint.

Auch gestern fanden sich wieder hauptsächlich Angehörige der Sogetsu-Schule in der Studiogalerie ein, aber eine weitere Ikenobô-Dame und eine Vertreterin der Ichiyo-Schule waren ebenfalls anwesend. Und eine bunte Vielfalt an Chrysanthemen, von den einzelblütigen, großen Exemplaren über die kleinen Santini-Varietäten bis hin zu den Gartenchrysanthemen mit ihren wunderbar verbogenen Stielen, stand im Mittelpunkt des Geschehens. Wie immer war es faszinierend zu sehen, wie verschiedenartig die Zugänge zum Thema waren und wie vielfältig sich die Ergebnisse präsentierten. Die bunten Chrysanthemen erhellten den novembrig-trüben Abend und wirkten sich positiv auf alle Anwesenden aus.

 
  Sogetsu-Arrangements,

 2 x Ikenobô und (ganz rechts) Ichiyo

Mittwoch, 26. November 2014

Schon wieder Jiyûka ....

Nach dem intensiven Wochenendworkshop brachte uns der Übungsabend schon wieder eine Begegnung mit Jiyûka. Ein jahreszeittypisches Arrangement - natürlich oder auch als hi-shizen-teki gearbeitet -  sollte es sein. Der Schwerpunkt lag auf "Kreativität zu Advent/Weihnachten", man musste aber nicht zwingend originell sein. Dabei durfte auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen. Als Resultat gab es dann auch das eine oder andere Jiyûka mit "Behübschung". Seien es nun Krampusse, Weihnachtshirsche, Kerzen oder Glitzerkram - einmal im Jahr darf man auch über die Stränge schlagen und sich und sein Arrangement nicht ganz so ernst nehmen.
Einzige Vorgabe: das Arrangement musste "Ikenobô-like" sein, also auf jeden Fall lebendige Pflanzen enthalten und diese sollten nach den Gesichtspunkten unserer Schule zur Geltung gebracht werden. Auch wenn der Hirsch durch den Winterwald trabt oder der Krampus auf dem Ast rumturnt, das Arrangement für sich ist ein (natürliches oder artifizielles) Jiyûka nach den geltenden Richtlinien. Neben den "aufgemascherlten" Arrangements gab es auch natürliche Jiyûka im Moribana- und Nageire-Stil. So wurde das Gleichgewicht gehalten und alle kamen auf ihre Kosten.

 
   
 
 

Sonntag, 23. November 2014

Vorführung in Hirschstetten

In der Vorweihnachtszeit findet in den Blumengärten Hirschstetten jeweils von Donnerstag bis Sonntag der schon traditionelle Advent- und Weihnachtsmarkt mit diversen Ausstellungen und einem breiten kulinarischen Angebot statt. Dieses Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto "Weihnachten in den Alpen". Die ÖGG ist in einem der Ausstellungsglashäuser mit einem kleinen Infostand vertreten, der jedes Wochenende von einer anderen Fachgruppe "bespielt" wird. Den Auftakt bildeten die Fachgruppen "Alpenpflanzen und Blütenstauden" und "Ikenobô-Ikebana". Neben einem Ikebana, das wegen der Temperaturen im Glashaus und der langen Standzeit aus robusten Pflanzen bestehen musste, waren auch 2 bepflanzte Steingartenschalen und das Muster eines Leichtbau-Pflanztroges in Steinoptik (aber aus Styropor und Schnellzement gebaut) zu sehen. Dieser "Pseudo-Steintrog" hat neben dem geringen Gewicht und der variablen Form den großen Vorteil, dass durch das Styropor der Wurzelbereich vor dem Durchfrieren geschützt ist. 
Als Abschluss des ersten Ausstellungswochenendes gab es eine kleine Ikebana-Vorführung zu sehen. Die Kojen sind leider sehr klein und auch der Platz für die Zuschauer davor ist begrenzt, aber trotzdem fanden sich doch recht viele Interessierte ein und sahen beim Entstehen von 2 Jiyûka und einem Shôka shinpûtai zu. Mehr als diese 3 Arrangements waren nicht möglich, denn auch so wurde der Platz schon fast zu knapp. Auch der hohe Lärmpegel im Glashaus war nicht gerade förderlich. Trotzdem blieben die Zuschauer bis zum Schluss und stellen auch viele Fragen bzw. baten um Infomaterial. Mal schaun, vielleicht findet sich das eine oder andere Gesicht beim nächsten Workshop wieder ;-)
Das weitläufige Gelände der Blumengärten ist liebevoll gestaltet worden, wobei der Winterschutz für viele Pflanzen in das Gestaltungskonzept miteingeschlossen wurde. Tagsüber waren viele Familien mit Kindern unterwegs, auf die unzählige Verkaufsstände und diverse Attraktionen warteten. Mit Einbruch der Dunkelheit verwandelte sich das Gelände in eine zauberhaft beleuchtete Märchenlandschaft, wodurch noch mehr Details erkennbar wurden. Ein echter Geheimtipp, den man allerdings mit sehr vielen anderen Besuchern teilt. 
 
 das Ausstellungs-Jiyûka aus Wacholder und Chrysanthemen - robust und jahreszeitgemäß

 2 Jiyûka zum Thema "Linie" - natürlich bzw. kreativ mit nonfloralem kazai

 Shôka shinpûtai aus Aspidistra, Nadelkissenprotea und wilden Anthurien - ungewöhnlich

die ÖGG-Koje nach der Vorführung

Samstag, 22. November 2014

Jiyûka-Workshop

Beim letzten Wochenend-Workshop dieses Jahres drehte sich wieder alles um Jiyûka. Da die Adventszeit immer mit Terminen vollgestopft ist, waren wir nur eine relativ kleine Runde. Das war diesmal sogar von Vorteil, denn die Teilnehmerinnen wurden dadurch besonders intensiv betreut und jedes einzelne Arrangement konnte ausführlich bemurmelt und korrigiert werden.
Von der Materialzusammenstellung her waren wir eigentlich ziemlich ungebunden. Es gab 4 Themen, die "abgearbeitet" werden sollten: Linie, Fläche, Masse und Kombination. Bei den Strukturmaterialien ergaben sich natürlich nicht so viele Variationsmöglichkeiten, aber die Blumenkombinationen und die Form des Arrangements blieb der Kreativität jeder Teilnehmerin überlassen. Selbstverständlich bestand auch die Möglichkeit, Eigenentwürfe mit anderem kazai umzusetzen. In Abhängigkeit vom Gefäß und von den jeweiligen Vorlieben der Künstlerinnen entstanden sehr vielfältige und auch überraschende Themenvariationen vom üppigen bis hin zum puristischen Endergebnis.
Zum Thema Linie stand als Strukturmaterial Korkenzieherhasel auf dem Programm, bei Fläche waren es gestreifte Aspidistrablätter und als Masse dienten Schleierkraut und Asparagus plumosus. Für die Kombination gab es keinerlei Vorgaben, lediglich Gefäß und Arrangement sollten möglichst gut aufeinander abgestimmt sein.
Man konnte deutlich erkennen, wie sich die Kreativität der Workshop-Teilnehmerinnen von Arrangement zu Arrangement steigerte. Durch die Vielfältigkeit der Ideen und durch gelegentlich überraschende Herangehensweisen an die Themen wurden auch die noch nicht so erfahrenen Ikebanesen mitgerissen und steigerten sich kontinuierlich. Das ist der große Vorteil unserer kreativen Wochenend-Workshops: Man kommt auf neue Ideen, wie man ein bestimmtes kazai in einem neuen - und bisher vielleicht nicht vorstellbaren - Licht erscheinen lassen könnte. Das gilt besonders für Materialkombinationen. Manches, das auf den ersten Blick (speziell nebeneinander im Blumenkübel) ungewöhnlich erscheint, erweist sich im fertigen Arrangement als harmonisch und ausdrucksstark. 
Jedenfalls hatten wir wieder viel Spaß und konnten nicht nur unsere Arrangements, sondern auch viele Anregungen mit nach Hause nehmen. Hier nun die meisten unserer Arbeiten, geordnet nach Thema:

LINIE 

 

 FLÄCHE


 MASSE


 KOMBINATION