Am Freitag wurden nach
dem Frühstück die Kursleiterinnen und ihre Helferinnen vorgestellt und die einzelnen
Gruppen bezogen ihre Unterrichtsräume. Mein Seminar hatte den Titel "mawaru und hana kanade" und sollte sich mit den modernsten Formen des
Ohara-Ikebana beschäftigen. Der Seminarraum war bereits hergerichtet und jede
der 9 angemeldeten Damen + unser tapferer Einzelkämpfer wurde von einem Tischkärtchen und einen kleinen
Blumengruß in einem liebevoll gefalteten Japanpapier begrüßt. Nach einer kurzen
Einführung hörten wir Wissenswertes über den Stil mawaru, übersetzt "Spiralform". Hierbei wird in großen
Schalen auf mindestens 3 kenzan
gearbeitet. Das erste Hauptelement (shu-shi)
– in unserem Fall Ornithogallum – wurde hierzu in beliebiger Neigung und frei
wählbarer Länge auf einen kenzan am
Schalenrand positioniert. Von oben gesehen sollte die Spitze dieser Linie nur
knapp über den Schalenrand hinausreichen. Die beiden anderen Hauptlinien (fuku-shi und kyaku-shi) wurden dann so auf den verbleibenden Blumenigeln
angeordnet, dass von oben gesehen eine Spirale sichtbar war. Mit dem nächsten
Material (roten Alstromerien) wurde in gleich- und auch gegenläufiger Kreisbewegung
das Grundgerüst für das Arrangement festgelegt. Füllmaterial (diverse Blätter
und Solidago) sorgte für die optische Verbindung der Gruppen und deckte die kenzan ab. Dabei sollte darauf geachtet
werden, dass nicht in allen 3 Gruppen mit gleichem kazai zusammengestellt werden. Außerdem wurden die Gruppen in Form
eines ungleichseitigen Dreiecks positioniert und in der Mitte der Schale sollte
die freie Wasserfläche sichtbar sein.
Nach dem Mittagessen
erwartete uns die jüngste Form der Ohara-Schule – hana kanade. Diese "bewegten Blumen" sind eine
Weiterentwicklung von hana-mai, den "tanzenden
Blumen". Die 3 Hauptlinien (diesmal in festgelegter Länge abhängig von der
Gefäßgröße) verlaufen schräg über die Schale und kreuzen sich in
unterschiedlichen Höhen. Bei der Materialauswahl ist es – abhängig vom
gewünschten Ausdruck – möglich, entweder gleiches Material für alle Positionen
zu wählen, oder aber auch 2 oder 3 unterschiedliche Pflanzen zu verwenden. Die
Einsteckpunkte liegen wieder am Schalenrand und sollten ein ungleichseitiges
Dreieck ergeben. Ebenso auch die Spitzen der Linien, dieses Dreieck ist aber
gegenüber der Basis verdreht und schwebt über der Schale. Die Blumenigel werden
wieder unter Füllmaterial verborgen und diese "Fußverschönerungen" sollten
nicht nur flach arrangiert werden, sondern auch ein wenig nach oben streben und
in variierenden Höhen angeordnet sein. Bis zu 5 Materialien dürfen verarbeitet
werden, wobei wieder das Hauptgewicht auf der Farbe Grün liegt.
Nachdem alles
fertiggestellt und aufgeräumt war, wurde unser Raum für die Besucher
freigegeben. Wir nutzten die Zeit bis zum Abendessen, die Werke der anderen
SeminarteilnehmerInnen zu bewundern und über Gott und die Welt – und natürlich
Ikebana – zu plaudern. Die Seminarthemen reichten vom Moribana und dessen
Variationen über Farbschemata, Reihenformen und Kombinationen zum
traditionellen bunjin-bana und zu verschiedenen
Landschaftsformen, arrangiert im shippo. Nach dem Abendessen war wieder Zeit für einen Besuch der "Börse" und danach erfreuten wir uns an einem Vortrag über die Geschichte des Ohara-Ikebana. Der Tag klang dann bei gemütlichem Beisammensein in der Georgs-Stube aus.
"Vorlage" der Meisterin und meine Umsetzung, jeweils von vorn und von oben
deutlich erkennbar die Spiralform
die Nachmittagsarrangements
traditionelle Landschaften, im shippo arrangiert
Vasenarrangement und Detail der Befestigung, sowie bunjin-bana
weitere Impressionen vom Rundgang
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen