Montag, 14. Mai 2018

IBV-Kongress 2018

Beim diesjährigen IBV-Kongress im Wilhelm Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod standen Seminare von Mitgliedern der Stuttgarter Ikebana-Schule und von Ikenobō im Mittelpunkt. Die Stuttgarter Schule zeichnete für die Tischdekoration verantwortlich und es wurden zwei Seminare zum Thema Ikebana und Musik abgehalten. Bei Ikenobō reichte der Bogen von traditionell zu modern, mit Seminaren zu Rikka shōfūtai, Shōka und Rikka shinpūtai und Jiyūka. 
Bei der Mitgliederversammlung wurde der Austragungsort der nächsten BUGA – Heilbronn – vorgestellt. Die Präsentation zeigte die Verwandlung des Geländes vom heruntergekommenen, zugemüllten ehemaligen Bahnhofsgebiet zu einem Ausstellungsgelände, das in der Folge zu einem neuen Stadtteil weiterentwickelt werden soll. 

Aber jetzt zum Ikebana-Teil: Ich hatte das Glück, meinem Wunschseminar zugeteilt zu werden. Ich kannte den Vortragenden, Dr. Horst Nising, hauptsächlich dem Namen nach und bin ihm lediglich bei diversen Veranstaltungen kurz mal über den Weg gelaufen. Es traf sich daher ganz vortrefflich, dass er ein Seminar zum Thema traditionelles Rikka shōfūtai abhalten wollte. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von Frau Marie Luise Luibrand. 

Wer schon einmal Rikka arrangiert hat weiß, dass die vorgesehene Seminarzeit dafür recht knapp bemessen ist. Besonders wenn man bedenkt, dass ein Großteil der angemeldeten Damen anderen Ikebana-Schulen angehört und von der Rikka-Technik wenig Ahnung hat. Noch dazu ist die zugrundeliegende Theorie alles andere als kurz und einfach zu formulieren. 
Dr. Nising wählte einen sehr interessanten Ansatz, um das Thema allen Seminarteilnehmerinnen (6 Sogetsu-Damen, 1 x Rose Ikebana und 3 Ikenobō-Vertreterinnen) näher zu bringen. Die sehr ausführliche Seminar-Mappe enthielt neben Geschichte und theoretischen Grundlagen auch das Foto eines sehr modernen Rikka shōfūtai, das im Februar-Heft von kadō veröffentlicht wurde. 
Dieses Arrangement von Prof. Yukei Miura wurde von Dr. Nising detailliert aufgeschlüsselt und entsprechend beschriftet. Ziel des Seminars war es, dieses Arrangement – auch wenn wir anderes Material zur Verfügung hatten – möglichst genau zu kopieren. 
Dr. Nising begleitete uns Schritt für Schritt durch das Arrangement. Nachdem er die Zweige für die Hauptelemente shin, soe und uke vorbereitet und positioniert hatte, wurden wir in die Botanik entlassen, um selbst nach passenden Ästen zu suchen. Während wir unsere Beute bearbeiteten, standen uns die beiden Seminarleiter stets mit Rat und Tat zur Verfügung. 

Zum Ende der ersten Einheit war das Grundgerüst aufgebaut, das bis zum Abendessen mit weiteren Elementen ergänzt wurde. Als besonders anspruchsvoll erwies sich dabei die fließende Linie nagashi, die aus Typhablättern gearbeitet wurde. Diese Blätter sind zwar sehr stabil und lange haltbar, leider aber auch drehfreudig und widerspenstig. Aber wir haben auch das ganz passabel hinbekommen. 
Nach dem ersten Tag konnten wir ein Arrangement vorweisen, dass zu gut ⅔ fertiggestellt war. Im Vergleich mit den anderen Seminaren, deren Ergebnisse beim abendlichen Rundgang bewundert werden konnten, hinkten wir natürlich gewaltig hinterher. Unser Raum war abgeschlossen, schließlich sollten erst die vollendeten Arrangements ausgestellt werden. 

Die letzte Seminareinheit haben wir kräftig überzogen, aber anders wären wir nicht zurande gekommen. Die abschließenden Elemente wie maeoki, hikae und die beiden dome erforderten viel Zeit und Draht, um in die korrekte Ausrichtung gebracht zu werden. 
Für die abschließende Endkorrektur nahm sich Dr. Nising viel Zeit und korrigierte behutsam die gröbsten Problemzonen. Dabei sparte er nicht mit Anerkennung für die geleistete Arbeit, was zu zufriedenen Teilnehmerinnen führte, die auf ihre Arrangements stolz sein konnten. 

Der Ausflug am Samstagnachmittag führte uns in Städel-Museum nach Frankfurt, wo wir die Rubens-Ausstellung bei einer hervorragend gestalteten Führung genießen konnten. 
um geselligen Abend trafen wir uns alle in der geschmückten Aula, wo zu allererst die tolle Tischdekoration ausführlich bewundert wurde. Für die musikalische Untermalung sorgte das Kleine Orchester Darmstadt mit besinnlichen aber auch mitreißenden Stücken. Wir schafften es sogar durch andauernden Applaus, gleich zwei Zugaben herauszuschinden, bevor wir die Musikerinnen und Musiker endlich ziehen ließen. 

Den krönenden Abschluss des Kongresses bildete die Vorführung von Prof. Shūsui Pointner-Komoda, die uns fünf ausgewählte Arrangements in der Tradition der Ikenobō-Schule präsentierte. 
Und dann war er auch schon wieder Geschichte, der 37. IBV-Kongress in Wiesbaden-Naurod. Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr bei Seminaren der Ohara-Schule!

Dr. Nising bei der Arbeit und sein fertiges Arrangement 
 
 unsere Gruppe ....
.... und unsere Arrangements

 hier noch mein Beitrag

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