Mittwoch, 23. Mai 2018

Pfingstrosenträume

Der Duft von Pfingstrosen wehte einem schon am Eingang zum Seminarraum in der ÖGG entgegen und sorgte gleich für die richtige Einstimmung auf das Thema des Übungsabends. 150 Pfingstrosen fanden ihren Weg vom Großmarkt hierher und tränkten die Luft mit ihrem feinen Duft. 

Auf dem Programmzettel stand ganz vage "Ikebana mit Pfingstrosen", das ließ jede Menge Interpretationsspielraum zu. Im Endeffekt fokussierten sich die Teilnehmerinnen auf natürliches Jiyūka im Moribana-Stil, auf eine reduzierte Form des Jiyūka im Körbchen oder kleinem Gefäß und auf modernes Shōka shōfūtai isshu-ike mit 7 Blüten. 
Shōka shinpūtai war diesmal keines dabei, zu schwierig ist die Partnersuche bei so einer "Prinzessin" wie der Pfingstrose. Die wirkt am Schönsten, wenn sie keine Konkurrenz zu fürchten hat. 

Durch die hohen Temperaturen der letzten Zeit war die Auswahl am Großmarkt bereits etwas eingeschränkt. Dieses Jahr fand die Haupternte schon viel früher als im langjährigen Durchschnitt statt. Und ein langer Aufenthalt im Kühlhaus bekommt den Pfingstrosen nicht sehr gut. 
Immerhin waren 100 rosa und 50 weiße Pfingstrosen mit leidlich schönem Laub aufzutreiben. Leider waren die Stiele recht dünn und krumm, sodass speziell beim Shōka mit leisen Problemen zu rechnen war. Aber aus 8 Blütenstielen sollte sich doch ein Arrangement mit 5 oder 7 Linien anfertigen lassen. 
Beim Kauf am Morgen noch ganz knospig, hatten sich die Blüten bis zum Abend bereits etwas entfaltet. Und sobald die Stiele gekürzt und das Laub reduziert war, konnte man während des Arrangierens beim Aufblühen zuschauen. 

Das natürliche Jiyūka wird eigentlich fast immer isshu-ike, aber in 2 Farben gearbeitet. Wie erwähnt sind Pfingstrosen ein bisserl heikel im Zusammenspiel mit anderen Blumen. Diesmal aber gab es eine ganz interessante Kombination mit Adlerfarn und Frauenmantel, was beinahe den Eindruck eines gemischten Rabattes im Park oder Garten vermittelte. Die Fiederung des Farnes passte wider Erwarten ganz gut zu den Pfingstrosenblättern und das helle Gelbgrün des Frauenmantels sorgte für Auflockerung und kleine Farbakzente zwischen den schweren Blüten. 
Bei den Arrangements im Körbchen wurden nur ein oder zwei Pfingstrosenblüten mit (blühenden) Zweigen oder Gräsern und etwas Kleinkram kombiniert. Auch die Vergesellschaftung mit zarten Gartenpflanzen wie Lavendel und Nigella ergab interessante Effekte. 

Eine unserer Damen konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihre Iris pseudacorus, die heuer immens stark ausgetrieben hat, zu einem Iris-Shōka zu verarbeiten. Noch waren die Blätter stabil genug, denn mit Fortschreiten des Sommers transformieren sie sich gerne in einen labbrigen, geknickten Zustand und sind nur noch gedrahtet verwendbar. Gut geeignet für Rikka und Jiyūka, aber eben nicht für Shōka. Besonders wenn der Teich sehr nährstoffreich und der Standort nicht vollsonnig ist, tritt dieses Phänomen oft auf. Dann reicht schon eine sanfte Brise und sämtliche Blätter sind mehr oder weniger stark geknickt. 

Hier nun die Bilder unseres gestrigen Schaffens – der Kurs war wieder einmal bis auf den letzten Platz ausgebucht. Schön langsam müssen wir wohl für die Korrektur Nummern ziehen, damit jeder rechtzeitig drankommt und nicht zu lange warten muss.

Pfingstrosen im Körbchen ....

 .... als natürliches Jiyūka

 .... und als modernes Shōka shōfūtai isshu-ike

 Iris-Shōka (die shin-Blüte ist leider noch nicht ganz offen)

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