Samstag, 16. Mai 2015

IBV-Kongress – die ersten Seminare



Am Freitag ging es dann so richtig los mit den Workshops. Ich hatte das Glück, mein Wunschseminar bei den Vertretern von Kagei Adachi-Ryu zu ergattern. Sensei Nobuko Moser-Maruyama und Herr Eduard Helfer als ihr Assistent - beide unterrichten in der Schweiz – wollten uns das Arrangieren von Schwertlilien (Iris germanica) nach den Adachi-Regeln beibringen. 
Als "Aufhänger" diente das Knabenfest, welches stets am 5. Mai begangen wird. Eigentlich gilt ja hana-shôbu, die Iris ensata, als Symbol für den Samurai. Aber hierzulande ist diese Iris so gut wie nicht zu kriegen. Die kräftigen Blätter und prächtigen Blüten der Iris germanica sind da ein wunderbarer Ersatz. Allerdings in großen Mengen auch nicht so einfach erhältlich. Die beiden Seminarleiter hatten jede Menge Probleme, genügend Blätter und Blüten für uns aufzutreiben. 
In der ersten Session widmeten wir uns der aufrechten Grundform. Gearbeitet wurde auf 2 kenzan in einer runden, flachen Schale. Die erste Gruppe bestand auf einer fast offenen Irisblüte und je 2 Blättern davor und dahinter. Diese Gruppe wurde am kenzan links vorne positioniert. Die 2. Gruppe wurde am selben kenzan, aber rechts hinten aufgestellt. Wieder eine Blüte – diesmal noch geschlossen – und 4 Blätter. Gruppe 3 befand sich mittig vorne am kenzan und bestand ebenfalls aus 1 Knospe und 4 Blättern. Ein kurzes Blattpaar ohne Blüte wurde auf einem weiteren kenzan im rückwärtigen Teil der Schale positioniert. 
Die Besonderheit der Adachi-Schule liegt darin, wie die Irisblätter aufgestellt werden. Die Blätter überlappen sich nur wenig, es entsteht ein sehr breiter Fuß. Zudem soll das Blattpaar von der Basis bis zur Spitze ungefähr gleich breit sein. Somit entsteht ein stark nach oben strebender Ausdruck. Bei den teilweise stark gebogenen Blättern der Iris germanica ist das kein leichtes Unterfangen. Wir haben oft recht lange nach zusammenpassenden Blättern gesucht. Auf Sonnen- und Schattenseiten wird Rücksicht genommen und auch die Nägelchen sollen zueinander schauen. Allerdings werden hinter der Blüte die kürzeren Blätter vor den längeren angeordnet. Die längeren Blätter stehen immer an der Außenseite des Arrangements. Das heißt, bei den Gruppen 2, 3 und 4 befinden sich die längeren Blätter rechts, während in Gruppe 1 die linken Blätter länger sind. Speziell die Gruppen 1 und 3 werden leicht nach vorne geneigt, die andern Linien stehen vertikal. Trotzdem sollten die Blätter nicht an den Blüten "kleben". Je nach Jahreszeit wird dann der Igel mit den 3 Hauptgruppen mehr oder weniger weit vorne in der Schale aufgestellt. Je mehr von der Wasserfläche zu sehen ist, desto mehr nähert man sich dem Sommer. Im Herbst wandert der kenzan dann wieder weiter nach vorne. 
Am Nachmittag hatten wir die Wahl zwischen einer traditionellen Abwandlung des Themas vom Vormittag oder einem freien Arrangement, das auch Elemente anderer Schulen enthalten konnte. Ich entschied mich für die traditionelle Variante, da ich das Adachi-Prinzip weiter vertiefen wollte. So entstand eine Art Landschaft mit 2 Blüten und 8 Blättern als Hauptgruppe und einer kleinen Blattpaar, das die räumliche Tiefe versinnbildlichen sollte. Die Hauptgruppe wurde von 2 Zweigen begleitet, wobei der längere der beiden vor den Iris kreuzte. Da ich das eher zarte "Universalgefäß" für dieses Arrangement verwendete, wollte ich nicht die kräftigen Schwertlilienblätter nehmen. Es gab auch einige ziemlich mitgenommen wirkende Blätter der gelben Wasseriris (I. pseudacorus), die ihren Weg aus der Schweiz nach Naurod gefunden hatten. Ein wenig kürzer schneiden, kräftig abduschen und dann mit ein bisserl Blumendoping verwöhnen und schon waren sie einsatzbereit. Ich bin schon sehr dankbar dafür, gelernt zu haben, wie man Pflanzen gut transportiert bzw. wieder auf die Beine bringen kann. Das scheint bei den anderen Ikebana-Schulen teilweise nicht so verbreitet zu sein.
Jedenfalls stellten wir unsere fertigen Arrangements in einer kleinen Ausstellung zusammen, damit auch die anderen SeminarteilnehmerInnen sie bewundern konnten. Schließlich ist der große Abendrundgang ein fixer Bestandteil des Kongresses. Bis Samstagnachmittag ist das Abbauen der Arrangements nicht gerne gesehen. 
Nach dem Abendessen gab es dann noch Bilder und Erfahrungsberichte von der 8. Europäischen Regionalkonferenz von Ikebana International in Potsdam letzten Herbst. Den Abschluss bildete ein Film von der großen Demo von Iemoto Akane Teshigahara, dem Oberhaupt der Sogetsu-Schule, in einem Theater in Potsdam.
Hier nun einige unserer Werke mit Schwertlilien:


die "Vorlagen" von Sensei Moser-Maruyama bzw. Herrn Helfer (darunter)

 meine beiden Arrangements

Iris-Impressionen

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