Am Freitag ging es dann
so richtig los mit den Workshops. Ich hatte das Glück, mein Wunschseminar bei den Vertretern von
Kagei Adachi-Ryu zu ergattern. Sensei Nobuko Moser-Maruyama und Herr Eduard
Helfer als ihr Assistent - beide unterrichten in der Schweiz – wollten uns das
Arrangieren von Schwertlilien (Iris germanica) nach den Adachi-Regeln
beibringen.
Als "Aufhänger" diente das Knabenfest, welches stets am
5. Mai begangen wird. Eigentlich gilt ja hana-shôbu,
die Iris ensata, als Symbol für den Samurai. Aber hierzulande ist diese Iris so
gut wie nicht zu kriegen. Die kräftigen Blätter und prächtigen Blüten der Iris
germanica sind da ein wunderbarer Ersatz. Allerdings in großen Mengen auch
nicht so einfach erhältlich. Die beiden Seminarleiter hatten jede Menge
Probleme, genügend Blätter und Blüten für uns aufzutreiben.
In der ersten
Session widmeten wir uns der aufrechten Grundform. Gearbeitet wurde auf 2 kenzan in einer runden, flachen Schale.
Die erste Gruppe bestand auf einer fast offenen Irisblüte und je 2 Blättern
davor und dahinter. Diese Gruppe wurde am kenzan
links vorne positioniert. Die 2. Gruppe wurde am selben kenzan, aber rechts hinten aufgestellt. Wieder eine Blüte – diesmal
noch geschlossen – und 4 Blätter. Gruppe 3 befand sich mittig vorne am kenzan und bestand ebenfalls aus 1
Knospe und 4 Blättern. Ein kurzes Blattpaar ohne Blüte wurde auf einem weiteren
kenzan im rückwärtigen Teil der
Schale positioniert.
Die Besonderheit der Adachi-Schule liegt darin, wie die
Irisblätter aufgestellt werden. Die Blätter überlappen sich nur wenig, es
entsteht ein sehr breiter Fuß. Zudem soll das Blattpaar von der Basis bis zur
Spitze ungefähr gleich breit sein. Somit entsteht ein stark nach oben
strebender Ausdruck. Bei den teilweise stark gebogenen Blättern der Iris
germanica ist das kein leichtes Unterfangen. Wir haben oft recht lange nach
zusammenpassenden Blättern gesucht. Auf Sonnen- und Schattenseiten wird
Rücksicht genommen und auch die Nägelchen sollen zueinander schauen. Allerdings
werden hinter der Blüte die kürzeren Blätter vor den längeren angeordnet. Die
längeren Blätter stehen immer an der Außenseite des Arrangements. Das heißt,
bei den Gruppen 2, 3 und 4 befinden sich die längeren Blätter rechts, während
in Gruppe 1 die linken Blätter länger sind. Speziell die Gruppen 1 und 3 werden
leicht nach vorne geneigt, die andern Linien stehen vertikal. Trotzdem sollten
die Blätter nicht an den Blüten "kleben". Je nach Jahreszeit wird
dann der Igel mit den 3 Hauptgruppen mehr oder weniger weit vorne in der Schale
aufgestellt. Je mehr von der Wasserfläche zu sehen ist, desto mehr nähert man
sich dem Sommer. Im Herbst wandert der kenzan
dann wieder weiter nach vorne.
Am Nachmittag hatten wir die Wahl zwischen einer
traditionellen Abwandlung des Themas vom Vormittag oder einem freien
Arrangement, das auch Elemente anderer Schulen enthalten konnte. Ich entschied
mich für die traditionelle Variante, da ich das Adachi-Prinzip weiter vertiefen
wollte. So entstand eine Art Landschaft mit 2 Blüten und 8 Blättern als
Hauptgruppe und einer kleinen Blattpaar, das die räumliche Tiefe
versinnbildlichen sollte. Die Hauptgruppe wurde von 2 Zweigen begleitet, wobei
der längere der beiden vor den Iris kreuzte. Da ich das eher zarte
"Universalgefäß" für dieses Arrangement verwendete, wollte ich nicht
die kräftigen Schwertlilienblätter nehmen. Es gab auch einige ziemlich
mitgenommen wirkende Blätter der gelben Wasseriris (I. pseudacorus), die ihren
Weg aus der Schweiz nach Naurod gefunden hatten. Ein wenig kürzer schneiden,
kräftig abduschen und dann mit ein bisserl Blumendoping verwöhnen und schon
waren sie einsatzbereit. Ich bin schon sehr dankbar dafür, gelernt zu haben,
wie man Pflanzen gut transportiert bzw. wieder auf die Beine bringen kann. Das
scheint bei den anderen Ikebana-Schulen teilweise nicht so verbreitet zu sein.
Jedenfalls stellten wir unsere fertigen Arrangements in einer kleinen
Ausstellung zusammen, damit auch die anderen SeminarteilnehmerInnen sie
bewundern konnten. Schließlich ist der große Abendrundgang ein fixer
Bestandteil des Kongresses. Bis Samstagnachmittag ist das Abbauen der
Arrangements nicht gerne gesehen.
Nach dem Abendessen gab es dann noch Bilder
und Erfahrungsberichte von der 8. Europäischen Regionalkonferenz von Ikebana
International in Potsdam letzten Herbst. Den Abschluss bildete ein Film von der
großen Demo von Iemoto Akane Teshigahara, dem Oberhaupt der Sogetsu-Schule, in einem
Theater in Potsdam.
Hier nun einige unserer Werke mit Schwertlilien:
die "Vorlagen" von Sensei Moser-Maruyama bzw. Herrn Helfer (darunter)
meine beiden Arrangements
Iris-Impressionen
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