Sonntag, 26. Oktober 2025

European Member Seminar - Vorführung und Ausstellung

Samstag und Sonntag standen ganz im Zeichen von Vorführung und Ausstellung. Der Arbeitstag der Teilnehmer*innen begann am Samstagmorgen mit der Verteilung der Blumenpakete. Je nach Stilrichtung und Anzahl der angemeldeten Personen wurden Überraschungspakete mit zwei oder drei Sets an Pflanzenmaterialien verteilt. 
Bis auf wenige Eingeweihte (diejenigen, welche alles bestellt, sortiert und verpackt haben) wusste niemand, welche Pflanzen sich in den Blumenbündeln befanden. Eine Herausforderung, die persönlichen Komfortzonen zu verlassen und sich voll auf das Material einzulassen. Man ist schließlich geneigt, auf Bewährtes zurückzugreifen. Selbstverständlich stand das restliche vorhandene Blumensortiment ebenfalls zur Verfügung und man konnte auch auf selbst Mitgebrachtes zurückgreifen. 

Während die Damen und Herren fleißig an ihren Arrangements werkten, bereitete Prof. Moribe fünf der Vorführungsarrangements grob vor und später wurden Freiwillige damit beauftragt, die Papierballons für das Überraschungsarrangement am Schluss aufzublasen und an Stäben und Drahtaufhängungen zu befestigen. Zudem wurden die beiden Container, in denen arrangiert werden sollte, mit Papier verkleidet, mit viel Kies und noch mehr Oasis befüllt und schließlich unter dem Vorführungstisch versteckt. Dort landeten auch die anderen vorbereiteten Gefäße.

Die Ausstellungsarbeiten wurden von Moribe-Sensei kontrolliert und wenn erforderlich auch korrigiert, bevor sie entsprechend im Raum und auf dem Gang verteilt wurden. Manche der Freestyle-Arbeiten mussten bedauerlicherweise vor einem wild gemusterten Vorhang aufgestellt werden. Für die Betrachter nicht so schlimm, denn das Auge kann selektiv wahrnehmen und den Hintergrund ausblenden. Die Kamera schafft das leider nicht, sodass die Bilder nicht gerade berauschend aussehen. 

Nachdem alles vorbereitet war und die übriggebliebenen Tische gegen manierliche Sesselreihen ausgetauscht wurden, konnten wir selbst uns restaurieren und in Schale werfen. Schließlich wurde hoher Besuch für die Vorführung erwartet. Botschafter Kiminori Iwama samt Gattin und die Botschaftssekretärin, Frau Hosoya, gaben sich die Ehre. 

Ganz formell wurden sie von Moribe-Sensei und den Verantwortlichen für den Workshop vor dem Hotel empfangen und in den Vorführungsraum geleitet. Nach einigen Begrüßungsworten begann Professor Moribe seine Vorführung mit einem tatehana, der Urform des Ikebana. In der für ihn üblichen Geschwindigkeit arrangierte er und erzählte gleichzeitig Wissenswertes über die Ursprünge des Ikebana und der Ikenobō-Schule. Kyoko-san übersetzte alles wie immer ganz wunderbar.
Weiter ging es mit einem Freestyle mit Anthurien in einer smaragdgrünen Glasvase, bevor ein geteiltes Shōka shimpūtai mit Strelitzien an die Reihe kam. Ganz nebenbei erwähnte Moribe-Sensei, dass diese geteilte Form noch relativ jung ist und er sehr erstaunt war, dass sie in Europa bereits bekannt ist und auch arrangiert wird. Zugleich lobte er den hier herrschenden Ausbildungsstand und den Eifer der Workshopteilnehmer*innen.

Nach einem weiteren Freestyle, für das er zu Kreisen gebogene Flexigrasbündel und Gerbera verwendete (in Anspielung an ein rundes Gebäck, das in Japan als Ausdruck der Hoffnung für ein glückliches Ereignis verschenkt wird), kam schließlich Rikka shōfūtai an die Reihe. 
Dazu hatte Sensei bereits eine Zeichnung vorbereitet und er erklärte den Zuschauern wie wichtigsten Grundlagen. Dann stellte er in der üblichen rasanten Geschwindigkeit das Rikka fertig und präsentierte es dem Publikum. Zudem bedankte er sich für die Assistenz, die reibungslos funktioniert hat, obwohl es gar keine Zeit für einen Probelauf gab. Ein bisschen Erfahrung haben wir schließlich und ein eingespieltes Team kümmerte sich um das Umstellen der fertigen Arrangements, das Zureichen den Pflanzen und die Säuberung des Arbeitsplatzes.

Zum Abschluss lud er die Anwesenden dazu ein, zu den Klängen des Donauwalzers Pampasgras, Zierkohl und Lilien in die vorbereiteten Container zu stecken. Zuletzt wurden die an den Stäben befestigten Papierballons hinzugefügt. Das Publikum machte begeistert mit, sogar der Herr Botschafter und seine Gattin waren mit Feuereifer dabei. Zuletzt verkündete Prof. Moribe, dass jeder, der wollte, einen der Ballons mit nach Hause nehmen konnte. 
Die Vorführung endete ganz pünktlich nach einer Stunde mit tosendem Applaus. Moribe-Sensei und seine mitreißende Art haben die Anwesenden in seinen Bann gezogen. 

In der anschließenden Grußbotschaft ging Botschafter Iwama extra nochmal auf diesen Umstand ein. Er hat ehrlich zugegeben, dass er eine ganz andere Vorstellung von der Vorführung gehabt hat und dass er mehr als positiv überrascht wurde. Er entschuldigte sich vorab, dass er eine vorbereitete Grußbotschaft verlesen werde und hat dann immer wieder persönliche Anmerkungen eingeflochten. Zuletzt erklärte er die Ausstellung für eröffnet und es wurde auf viel Erfolg angestoßen. 
Der Herr Botschafter und seine Gattin nahmen sich danach extra noch die Zeit für eine Führung durch die Ausstellung und sie ließen sich mehrere Arrangements von den Gestalter*innen erklären, bevor sie sich verabschiedeten und uns noch viele Besucher wünschten. 

Am Sonntag durfte Moribe-Sensei einen freien Tag in Wien genießen, bevor er sich am Montag auf den Rückweg nach Japan machen wird. Darüber ist er nach mehr als drei Wochen in Europa bestimmt froh, obwohl er immer wieder betont hat, wie gut es ihm hier gefällt und wie happy er sei. Wir durften speziell am Sonntagvormittag sehr viele Besucher durch die Ausstellung führen. Nachmittags war etwas weniger los, aber trotz des Feiertages verschlug es mehr Menschen als erwartet ins JUFA. 

Der Abbau der Ausstellung ging durch die vielen helfenden Hände flott über die Bühne und nach einer knappen Stunde hieß es Abschied nehmen. Die Teilnehmer*innen waren durchwegs sehr zufrieden mit dem Ablauf der Veranstaltung und haben schon angefragt, wann wir denn wieder ein Seminar veranstalten würden. Wien ist halt immer eine Reise wert! 
Die unzähligen Fotos zu sichten, wird noch eine Zeit dauern, hier aber einige Eindrücke von den Vorbereitungsarbeiten und der Vorführung. Bilder der Ausstellungsarrangements folgen.



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