Der erste Tag des European Member Workshops mit Prof. Takashi Moribe in Wien, für den unsere Study Group als Gastgeber fungiert, brachte uns in Kontakt mit dem Shōka-Curriculum, das endlich auch auf Englisch erhältlich ist. Moribe-Sensei hat uns erklärt, warum es so lange gedauert hat, bis die verbindlichen Regeln veröffentlicht wurden.
In Japan haben sich je nach Region unterschiedliche Techniken und Methoden eingebürgert und so eine Vielfalt unter einen einheitlichen Hut zu bringen, ist sogar für den Headmaster schwierig. Schließlich bildet das Curriculum die Grundlage für den Unterricht und soll von allen angewandt werden.
Kyoko Ulrich, die seit Kurzem als Special Entrusted Overseas Professor für Europa zuständig ist, hat dankenswerterweise die Übersetzung während des Seminars und der darauffolgenden Vorführung und Ausstellung übernommen und arrangiert nebenbei auch noch selbst.
Nachdem uns Moribe-Sensei einen Überblick über die Entwicklung des Shōka gegeben und erklärt hatte, wie es um die Beziehungen von in und yo steht und welche Philosophie dahintersteckt, ging es an die Praxis. Und die begann gleich einmal mit der ausführlichen Erklärung, wie eine Vase für traditionelles Shōka aussehen und vorbereitet werden soll.
Die Öffnung soll gerade und rund sein (symbolisiert den Globus und die Unendlichkeit), erlaubt sind auch Vasen mit quadratischem Querschnitt (wie shikainami oder eine Aufstellungsmöglichkeit der speziellen Curriculum-Vase). Die Nadelspitzen des kenzan müssen sich 2 cm unter dem Vasenrand befinden und der mittig sitzende kenzan muss komplett bis oben hin in einfärbigen, nicht zu groben Kies eingegraben sein, wonach dieser glattgestrichen wird. Dann kommt so viel Wasser in die Vase, dass der kenzan knapp bedeckt ist. Voll aufgefüllt wird erst unmittelbar vor der Korrektur.
Die Kiesumhüllung muss auch dann gemacht werden, wenn die Vase über eine Einlegeplatte verfügt. Dadurch erhält man eine perfekte Wasserfläche und eine schöne Reflexion, wodurch die mizugiwa extra betont wird. Für traditionelles Rikka gelten dieselben Vorbereitungen, allerdings endet hier der kenzan 1,5 cm unter dem Vasenrand. Die Farbe des Kieses soll übrigens schwarz oder weiß sein.
Gut, dass wir einen ausreichend großen Kiesvorrat angelegt haben, denn die meisten von uns haben aus Gewichtsgründen Vasen mit Einsatz mitgebracht. In den dunklen Gefäßen hätte zwar schwarzer Kies besser ausgesehen, aber wir waren froh, dass wir überhaupt genügend Steinchen zusammenkratzen konnten.
Moribe-Sensei demonstrierte Shōka isshu-ike mit fünf einzelblütigen Chrysanthemen und danach ein nishu-ike mit sechs Palmkätzchen und drei verzweigten gelben Rosen. Das Arrangieren selbst war von unserer Seite her flott erledigt, obwohl diejenigen, welche die gelben Chrysanthemen erwischt haben, etwas zu kämpfen hatten. Die Blütenköpfe steckten alle in Netzen, wodurch auf den ersten Blick nicht erkennbar war, dass sich die Blüten ziemlich weit entfalten würden. Ein viel gravierenderes Problem stellte allerdings die mangelnde Stabilität der Stiele und die spärliche Belaubung dar. So wurde teilweise nur mit drei Blüten arrangiert.
Die roten Sorten hingegen hatten wunderschöne Blätter und interessante Biegungen. Da wenn möglich auf die roten Chrysis zurückgegriffen wurde, gab es dann keinerlei Ersatz mehr, wodurch man sorgsam darauf achten musste, dass kein Stiel bei Biegeversuchen plötzlich 'knack' macht. Sollte das wirklich passieren, kann man nur hoffen, dass der Stiel an einer anderen Position untergebracht werden kann.
Wer ein Palmkätzchenpaket erwischte, musste sorgsam auf die unterschiedlich gefärbten Vorder- und Rückseiten der Zweige achten und die Rosen überlegt ausschneiden, denn alle drei Stiele wurden benötigt.
Die Korrektur wurde vom Sensei sehr humorvoll und auf Englisch durchgeführt, nur wenn es etwas mehr zu korrigieren gab, wechselte er ins Japanische und Kyoko oder Tomoko übersetzten für uns. Meistens begann die Korrektur mit den Worten 'good arrangement, BUT…..'. Es wurde viel gelobt und der Professor war sehr zufrieden mit uns.
Wir waren heute so schnell fertig, dass wir die Materialverteilung für morgen vorziehen konnten und gleich alles nach oben brachten. Danach wurde im kleinen Kreis über die Vasen und Pflanzenzusammenstellungen für die Arrangements für die Demo am Samstag entschieden. Alles steht fertig ausgewählt im Keller und wartet darauf, am Freitag nach dem Unterricht so vorbereitet zu werden, dass Sensei Moribe in einer Stunde alle sechs Arrangements fertigstellen kann.
Hinsichtlich der Bilder ist es so, dass jeder selbst fotografiert und das Foto zur Veröffentlichung weiterschickt. Die eintreffenden Bilder werden nach und nach ergänzt. Die Arbeiten von Prof. Moribe selbst sind nur für den Unterricht gedacht und werden hier nicht gezeigt. Wie es mit seinen Vorführungs- und Ausstellungsarrangements gehandhabt wird, werden wir später erfahren.












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