Freitag, 6. Mai 2016

IBV-Kongress in Wiesbaden-Naurod


Der diesjährige Kongress des Ikebana-Bundesverbandes im Wilhelm Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod stand im Zeichen der Sogetsu-Schule. Acht Seminare wurden angeboten, wie sie vielfältiger nicht sein konnten: Es ging um die Vorbereitung und Durchführung einer Ikebana-Demonstration (diese ist für den Sonntagvormittag geplant und steht unter der Federführung von Masterinstruktor Koka Fukushima), um Planung und Durchführung von Gruppenarrangements, um skulpturale Installationen mit Plastik und Metall, um plastisches Gestalten mit Papier, um Arbeiten mit Ton , der in Gefäße verwandelt und ungebrannt als Behälter für Arrangements dient, um Arrangements mit japanischen Reis und um die obligatorische Tischdekoration für den festlichen Abend. Auch ein Workshop zum Thema Shodō – der Weg des Schreibens stand auf dem Programm. 
Der Kongress startete wie immer mit der Mitgliederversammlung, die dieses Jahr relativ lange dauerte. Mehrere Positionen im Vorstand mussten neu besetzt werden und es ging auch um die Vorstellung des Konzepts der IGA in Berlin 2017, bei der es wieder eine Ausstellung geben wird. Nach dem Abendessen galt es noch die einzelnen Schulsprecher zu bestätigen bzw. Ersatz für ausscheidende Personen zu finden. Immerhin 6 aufrechte Damen und Herren vertraten Ikenobō – und das bei einer Gesamtteilnehmerzahl von etwa 115 Personen. Noch zu erwähnen bleibt die Keramikbörse, die dieses Jahr leider etwas schwach besetzt war. Vielleicht ist beim kommenden Kongress wieder mehr los. 
Nach dem administrativen Donnerstag freuten sich alle darauf, endlich Ikebana betreiben zu dürfen. Ich war sehr gespannt, schließlich konnte ich mir unter dem Seminar, in dem ich gelandet war, nicht sehr viel vorstellen. Es ging um Arbeiten mit japanischem Reis. 
Der Kurs wurde von Sensei Toshimi Hayashi-Matt und ihrer Assistentin Annette Fricke geleitet. Nach einer kurzen Einführung über die Bedeutung von Reis für die japanische Kultur und die Entwicklung typischer Eigenheiten dieses Volkes ging es gleich los. Jede der elf Teilnehmerinnen fand neben einem liebevoll gefalteten Origami-Kranich auch die Seminarunterlagen in einer Mappe mit typischen japanischen Motiven und farblich darauf abgestimmten Essstäbchen (schließlich ist Reis ein Hauptnahrungsmittel). Dazu noch ein Säckchen mit Sushi-Reis, den wir im Rahmen des Kurses verarbeiten sollten. Im ersten Arrangement sollten wir mit mindestens 2 Gefäßen arbeiten, wobei in einer Schale die Reiskörner verteilt wurden und in den restlichen Gefäßen die Blumen ihren Platz fanden. Der Reis dient dabei als Masse und soll das Hauptaugenmerk auf sich ziehen. Die Blumen – im freien Stil gestaltet – sollen dann als Ergänzung bzw. Kontrast dienen. Die Reiskörner konnten gleichmäßig verteilt, aufgehäuft oder auch zu Mustern geformt werden. Wichtig war nur, dass dieser Teil des Gesamtwerkes trocken blieb. 
Wir arbeiteten entweder mit vorwiegend dunklen Schalen und/oder Vasen, um einen guten Kontrast zu erzielen, oder mit Glasgefäßen. Als Blumen standen uns zwei Sorten Chrysanthemen, blaue Veronika, Bartnelken und Korkenzieherhasel zur Verfügung. 
Nach dem "flächigen" Reis erwartete uns am Nachmittag der "kubische" Reis. Kubisch bedeutet in diesem Fall dreidimensional. Wir füllten die Reiskörner in durchsichtige Plastikschläuche und erzielten damit eine lineale Anordnung. Die Schläuche wurden dann in Schalen drapiert oder um Vasen geschlungen, wobei auf die übliche Befestigung in einem kenzan verzichtet wurde. Sowohl die "Reisschlangen" als auch die Blumen (weiße Lilien, Craspedia und Aspidistrablätter) sollten nur durch Verklemmen und in der Waage halten in Position gebracht werden. Diese Übung war schon ein wenig aufwändiger als die Aufgabe vom Vormittag. 
Nachdem alles korrigiert wurde, räumten wir den Seminarraum auf und präsentierten unsere Werke für den allgemeinen Rundgang aller KongressteilnehmerInnen. Nach dem Abendessen folgte dann noch ein Vortrag von Koka Fukushima über Neuigkeiten aus der Sogetsu-Schule. 
Fotos folgen später, derzeit weigern sie sich noch, die Kamera zu verlassen.

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