Der diesjährige Kongress des Ikebana-Bundesverbandes im
Wilhelm Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod stand im Zeichen der Sogetsu-Schule. Acht
Seminare wurden angeboten, wie sie vielfältiger nicht sein konnten: Es ging um
die Vorbereitung und Durchführung einer Ikebana-Demonstration (diese ist für
den Sonntagvormittag geplant und steht unter der Federführung von
Masterinstruktor Koka Fukushima), um Planung und Durchführung von
Gruppenarrangements, um skulpturale Installationen mit Plastik und Metall, um
plastisches Gestalten mit Papier, um Arbeiten mit Ton , der in Gefäße
verwandelt und ungebrannt als Behälter für Arrangements dient, um Arrangements
mit japanischen Reis und um die obligatorische Tischdekoration für den
festlichen Abend. Auch ein Workshop zum Thema Shodō – der Weg des Schreibens stand
auf dem Programm.
Der Kongress startete wie immer mit der Mitgliederversammlung,
die dieses Jahr relativ lange dauerte. Mehrere Positionen im Vorstand mussten
neu besetzt werden und es ging auch um die Vorstellung des Konzepts der IGA in
Berlin 2017, bei der es wieder eine Ausstellung geben wird. Nach dem Abendessen
galt es noch die einzelnen Schulsprecher zu bestätigen bzw. Ersatz für
ausscheidende Personen zu finden. Immerhin 6 aufrechte Damen und Herren
vertraten Ikenobō – und das bei einer Gesamtteilnehmerzahl von etwa 115
Personen. Noch zu erwähnen bleibt die Keramikbörse, die dieses Jahr leider
etwas schwach besetzt war. Vielleicht ist beim kommenden Kongress wieder mehr
los.
Nach dem administrativen Donnerstag freuten sich alle darauf, endlich
Ikebana betreiben zu dürfen. Ich war sehr gespannt, schließlich konnte ich mir
unter dem Seminar, in dem ich gelandet war, nicht sehr viel vorstellen. Es ging
um Arbeiten mit japanischem Reis.
Der Kurs wurde von Sensei Toshimi
Hayashi-Matt und ihrer Assistentin Annette Fricke geleitet. Nach einer kurzen
Einführung über die Bedeutung von Reis für die japanische Kultur und die
Entwicklung typischer Eigenheiten dieses Volkes ging es gleich los. Jede der
elf Teilnehmerinnen fand neben einem liebevoll gefalteten Origami-Kranich auch
die Seminarunterlagen in einer Mappe mit typischen japanischen Motiven und
farblich darauf abgestimmten Essstäbchen (schließlich ist Reis ein
Hauptnahrungsmittel). Dazu noch ein Säckchen mit Sushi-Reis, den wir im Rahmen
des Kurses verarbeiten sollten. Im ersten Arrangement sollten wir mit
mindestens 2 Gefäßen arbeiten, wobei in einer Schale die Reiskörner verteilt
wurden und in den restlichen Gefäßen die Blumen ihren Platz fanden. Der Reis
dient dabei als Masse und soll das Hauptaugenmerk auf sich ziehen. Die Blumen –
im freien Stil gestaltet – sollen dann als Ergänzung bzw. Kontrast dienen. Die
Reiskörner konnten gleichmäßig verteilt, aufgehäuft oder auch zu Mustern
geformt werden. Wichtig war nur, dass dieser Teil des Gesamtwerkes trocken
blieb.
Wir arbeiteten entweder mit vorwiegend dunklen Schalen und/oder Vasen,
um einen guten Kontrast zu erzielen, oder mit Glasgefäßen. Als Blumen standen
uns zwei Sorten Chrysanthemen, blaue Veronika, Bartnelken und Korkenzieherhasel
zur Verfügung.
Nach dem "flächigen" Reis erwartete uns am Nachmittag
der "kubische" Reis. Kubisch bedeutet in diesem Fall dreidimensional.
Wir füllten die Reiskörner in durchsichtige Plastikschläuche und erzielten
damit eine lineale Anordnung. Die Schläuche wurden dann in Schalen drapiert
oder um Vasen geschlungen, wobei auf die übliche Befestigung in einem kenzan verzichtet wurde. Sowohl die "Reisschlangen"
als auch die Blumen (weiße Lilien, Craspedia und Aspidistrablätter) sollten nur
durch Verklemmen und in der Waage halten in Position gebracht werden. Diese
Übung war schon ein wenig aufwändiger als die Aufgabe vom Vormittag.
Nachdem
alles korrigiert wurde, räumten wir den Seminarraum auf und präsentierten
unsere Werke für den allgemeinen Rundgang aller KongressteilnehmerInnen. Nach
dem Abendessen folgte dann noch ein Vortrag von Koka Fukushima über Neuigkeiten
aus der Sogetsu-Schule.
Fotos folgen später, derzeit weigern sie sich noch, die
Kamera zu verlassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen