Donnerstag, 31. Oktober 2013

Erster Unterrichtstag im Headquarter in Kyoto


Nach einem Wochenende zum Eingewöhnen beginnt nun endlich der Unterricht mit Professor Kobayashi im Ikenobô-Headquarter. Wir haben einen kleinen Unterrichtsraum im 7. Stock des Hauptgebäudes für uns alleine. Auf dem Weg dorthin kommt man gleich an einigen der regulären Klassen vorbei und kann durchs Fenster einen kurzen Blick erhaschen. Alles ist furchtbar aufregend. Aber erst einmal wird das eigene Plätzchen im Übungsraum eingerichtet. Wir sind in 2 Gruppen eingeteilt, die 8 Rikka-Leute sitzen rechts, während die linke Seite den 7 Mitgliedern der anderen Gruppe gehört. Bis auf Mittwoch und Donnerstag haben wir sowieso das gleiche Programm, aber durch die räumliche Teilung tut sich Kobayashi-Sensei auch leichter, entsprechend der jeweiligen Kenntnisse zu korrigieren.
Am Vormittag hören wir Theorie über Shôka shofûtai isshu-ike und nishu-ike. Prof. Pointner-Komoda übersetzt und Prof. Kobayashi benutzt eine Mischung aus japanisch und englisch für seine Erklärungen. Dadurch ist es auch einfacher, die Notizen auf der Tafel zu verstehen. Nachdem die Blumen angeliefert wurden – schön eingepackt und für das jeweilige Arrangement fix fertig zusammengestellt – besuchen wir den Gefäßraum und suchen uns die entsprechenden Vasen und kenzan aus. Die Blumenigel leiden an massiver Parodontose und die Keramikvasen sind alle irgendwo angeschlagen. Aber alleine der erste Blick auf Reihen von Bambus- und Bronzegefäße ist überwältigend. Zurück im Unterrichtsraum richten wir alles her und putzen erst einmal die kenzan, um dann Prof. Kobayashi beim Arrangieren des Shôka shofûtai nishu-ike zuzusehen. Geschätzte Arrangierdauer: 5 ¾ Minuten für 5 + 3 Linien!
Kurze Mittagspause bei Tee und obento und dann frisch ans Werk. Für das Shôka nishu-ike stehen uns 6 Weidenkätzchen und 3 ganz kleinen Winter-Chrysanthemen (immens viele Knospen und alle fast noch geschlossen) zur Verfügung. Ersatzmaterial gibt es keines, wenn man einen Fehler macht, muss man eventuell runter in den Keller zur Blumenhandlung und Nachschub kaufen. Unsere Arrangements – meines natürlich wieder gyakku-gatte -  sind sehr schön geworden, es gab nur minimale Korrekturen. Dann die nächste Blitzvorführung von Sensei Kobayashi: Ein Shôka isshu-ike mit kakitsubata, 5 Blattgruppen und 3 Blüten. Diesmal waren fast 10 Minuten dafür nötig, ein Zeichen, dass es ein etwas schwierigeres Arrangement werden würde.
Es ist überwältigend, einmal "echte" Irisblätter in Händen zu halten und auch die Blüten sind sowas von elegant. Meine offene hatte allerdings ein geknicktes Blütenblatt und zeigte bereits deutliche Ermüdungserscheinungen, deshalb musste ich kurzerhand umdisponieren und diese als soe-Blüte einsetzen. In der Position fiel der Defekt nicht so auf. Für den shin blieb dann nur die halb offene Blüte mit dem furchtbar krummen Stiel. Natürlich waren die am Schönsten gebogenen Blätter wieder nur für gyakku-gatte geeignet – so ein Pech auch ;-).
Da wir schon relativ zeitig fertig wurden, konnten wir nach dem Aufräumen noch einen Abstecher in den Ikenobô-Shop machen und uns mit dem Nötigsten für das Rikka eindecken.

 Arbeiten von Kobayashi-Sensei
 das sind unsere ersten Werke

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