Mittwoch, 2. Oktober 2019

Seminar in Naurod - Rikka und Shōka shōfūtai Teil 2

Nachdem wir am Vormittag unsere Rikka fertiggestellt hatten (die Shōka-Gruppe hatte sich mittlerweile mit ihren nishu-ike beschäftigt), folgte die Korrekturrunde, sie überaus informativ war. Noda-sensei ging intensiv und einfühlsam auf jeden Einzelnen ein und erklärte sehr verständlich, was warum und wie zu ändern sei, um den Gesamteindruck noch harmonischer zu gestalten. Dabei erkundigte er sich bei fraglichen Linien immer, um welchen ashirai es sich denn handle und gab dann Hinweise, wie die Sache noch verbessert werden könnte. 
Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Professor so auf seine Studenten eingeht und versucht, deren Ideen noch besser in die Tat umzusetzen. Wesentlich einfacher wäre es für ihn, einfach seine eigenen Vorstellungen umzusetzen. Dass es das nicht tut, macht ihn vermutlich zu so einem guten und gefragten Lehrer. 

Nach der Mittagspause stand die letzte Theorie-Lektion an. Dabei ging es um Rikka shōfūtai taka-uke (eine der Lektionen aus dem naraimono nana-kajō) beziehungsweise um ein geteiltes Shōka shōfūtai sanshu-ike mit riku-mono
Für das Rikka wählte Professor Noda Plattährengras als Hauptmaterial. Da dieses als shin zu schwach und zu wenig ausdrucksvoll gewesen wäre, wurde es in Form eines taka-uke in Szene gesetzt. 
Als shin wurde ein nur wenig gebogener Ebereschenzweig gewählt, dessen de nur halb so hoch wie in einem Standard-Arrangement angesetzt war. Dadurch wurde der aufstrebende Charakter des Arrangements betont und gleichzeitig die Schönheit der ausschwingenden Gräser verstärkt. 

Diesmal kam die Technik des sankasho-zukai zum Einsatz, mit shin, uke-za und hikae aus den Eschenzweigen. Um die Wirkung der Gräser zu erhöhen, wurden sie nur an einer Position, nämlich als taka-uke verwendet. 
Auch im Bereich von und maeoki lernten wir eine neue Technik kennen. Da sowohl die Rosmarinzweige des als auch die Salalblätter des maeoki einfarbig grün waren, wurde als farbliche Trennung ein irogiri aus panaschiertem Pittosporum dazwischen gesetzt. 
Das Arrangement bestand aus kimono, tsuyo-mono und kusa-mono, weshalb zusätzlich ein kusa-michi erforderlich war und die dome nicht als in- und yo-dome, sondern als ki- und kusa-dome ausgeführt wurden. Es musste natürlich besonders auf die sachiguchi der einzelnen Elemente geachtet werden, damit es nicht zu (verbotenen) Vermischungen kam. 

Die Shōka-Theorie beschäftigte sich mit Shōka sanshu-ike allgemein (und da besonders mit der Materialzusammenstellung) und ging danach erst auf allgemeine Regeln für kabu-wake und dann im Speziellen auf ein geteiltes Shōka shōfūtai sanshu-ike ein. 
Das ist die einzige Möglichkeit eines kabu-wake mit riku-mono. In den traditionellen Arrangements gyōdō-ike und sui-riku-ike muss immer zumindest eine kabu aus Wasserpflanzen bestehen. Im sanshu-ike hingegen sind auch nur Landpflanzen erlaubt, allerdings sollte zumindest eine Pflanzenart einen "wässrigen" Charakter aufweisen (wie glänzende Blätter, glatte Stiele, "feuchtes" Aussehen). 
Vorgeführt wurde ein Arrangement aus Schachtelhalm, Eberesche und Calla in einer weiten suiban. Davon gibt es erst morgen ein Foto, denn das Arrangement ist im Vortragsraum verblieben und die Tür war schon versperrt, als die Kamera endlich verfügbar war. 

Nach der Theorie-Einheit wurden wir in die Wälder geschickt, um passende Zweige für unsere jeweiligen Arrangements zu schneiden. Wir haben seit der Früh gehofft, dass es zu regnen aufhören würde (seit gestern am Abend hat es fast durchgehend geschüttet) und wir wurden erhört. Es wurden nur unsere Füße ein bisserl feucht, von oben kam kein Wasser herunter. 
Morgen haben wir dann reichlich Zeit, an unseren Arrangements zu arbeiten, bevor wir den Ausklang des Seminars bei einem festlichen Abend genießen dürfen. 

Hier erst einmal die Bilder unserer ersten Rikka und dazu noch das heutige Arrangement von Prof. Noda. 
Ach ja, zwischendurch fand Noda-sensei noch die Zeit, sein Begrüßungsarrangement ein wenig zu verändern und ein dazu passendes zweites kleines Jiyūka zu arbeiten.

 Uschi
 Gabriela
 mein Rikka - natürlich wieder gyaku-gatte
 das taka-uke-Rikka von Noda-sensei
 und seine Freestyle-Arrangements - man beachte die Details

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