Montag, 4. Februar 2013

Rikka-Workshop in Wollomoos

Vergangenes Wochenende fand wieder einmal der schon traditionelle Workshop im Studio unserer Meisterin in Wollomoos statt. Frau Prof. Pointner-Komoda hat diesmal Unterricht im klassischen koten-Rikka für uns auf das Programm gesetzt. Diese alte Form des Rikka zeichnet sich durch wesentlich mehr Natürlichkeit und Kreativität aus, als es das streng geregelte Meiji-Rikka zulässt.
Klassisches Rikka im Winter bedeutet auch Kiefer, weshalb wir bereits die letzten Wochen mit der Suche nach passenden Ästen verbracht hatten. Strafverschärfend kam natürlich das Wetter hinzu: Der Tiefschnee hat die Suche nicht gerade vereinfacht. Allerdings konnte durch Schneebruch auch der eine oder andere Ast erbeutet werden, der sonst außer Reichweite geblieben wäre. Im Endeffekt ist dann eine große Tasche voll Holz und eine weitere mit Kieferngrün zusammengekommen. Das Gewühl im Schnee hat sich also doch gelohnt.
Voll bepackt ging es Richtung Deutschland, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Ich habe zwar ein klassisches Gefäß im Stile von Senko II, aber die Öffnung ist so verdammt klein, wie soll das ganze Holz da nur reinpassen? Im Studio unserer Meisterin angekommen wurden erst mal die Zweige verstaut und die diversen Werkzeuge fein säuberlich zurechtgelegt. Wenn ein kimono-Rikka gearbeitet wird, geht es immer ein wenig zu wie in einer Tischlerwerkstatt: Da wird gesägt, gebohrt, geschraubt und geraspelt, Holzspäne fliegen durch die Gegend und in der Luft liegt der Duft nach frischer Kiefer.
Erst einmal wurde der shin-Ast ausgesucht und zurechtgestutzt, dann wurde der Holzstab für den Fuß festgeschraubt und zurecht geschnitzt. Schließlich noch die Krone mit dem Grün behübschen: Fehlende Äste einsetzen, Linien wenn nötig drahten und zurecht biegen und die Nadeln frisieren - es soll ja schön gepflegt und möglichst natürlich aussehen. Sobald der shin-Ast fertig ist, das gleiche Spielchen mit dem nagashi durchziehen und schließlich beide Linien ins komiwara stecken. Jetzt noch den uke montieren und die Pfirsichzweige für soe und mikoshi dazu stellen, schon ist der erste Tag vorüber. Abends noch einen Abstecher zum Abendessen in den Nachbarort und dann ab ins Bett und Kräfte sammeln für den nächsten Tag.
Am Sonntag dann die Linien der Zentralachse vorbereiten und arrangieren. Diese Elemente brauchen, ebenso wie die Pfirsichzweige, Wasser und müssen deshalb entweder direkt ins komiwara gesteckt oder über einen ukezutsu damit versorgt werden. Trotz des gewünschten natürlichen Ausdrucks muss eine ganze Menge Draht eingesetzt werden, bis die Linien harmonieren. Wenigstens gibt es keine so strengen Regeln, was die Höhe der Abgänge und die Position der einzelnen Elemente betrifft. Wichtig ist nur der harmonische und natürliche Gesamteindruck. Erstaunlich, wie viel Kreativität ein koten-Rikka zulässt! Schließlich noch die letzten fehlenden Elemente hinzufügen und alles noch einmal kontrollieren. Dann kann zumindest ein Großteil des Chaos beseitigt und der Arbeitsplatz aufgeräumt werden. Schließlich soll sich das Arrangement für die Korrektur im besten Licht zeigen. Da Prof. Pointner schon zwischendurch immer Anregungen gegeben und Korrekturen durchgeführt hat, war am Ende nicht mehr allzu viel zu korrigieren. Da hieß es dann nur noch Fotos machen, alles wieder ins Auto schaffen und das Arrangement vorsichtig nach Hause transportieren. Gegen Mitternacht ist ein wunderbarer Workshop wieder zu Ende gegangen.
Eines darf natürlich nicht unerwähnt bleiben: Herr Dr. Pointner hat uns mittags mit wunderbaren, mehrgängigen Menüs verwöhnt. Allein das ist immer wieder eine Reise wert!
Hier noch das Bild von meinem Arrangement, ein noki-jin-Rikka mit hohem Abgang des nagashi, damit die schwingende Linie besonders zur Geltung kommt. Dazu uchi-mikoshi, um den uke zu betonen und freien Raum zu schaffen. Der zarte soe wird durch das seitlich geneigte große biwa-Blatt der ôha-Gruppe betont. Die Chrysanthemen in Höhe des eigentlichen nagashi bilden den Abschluss zum Gefäß.


Hier noch das Arrangement eines weiteren Mitgliedes unserer Gruppe. Es ist ein sugu-shin-Rikka mit junger Kiefer als Hauptelement. Die relativ stark nach oben strebende Form wird durch den schwingenden soe aus Trauerweide und den kräftigen uke aus Pfirsichblüten abgemildert. Das kräftige Gefäß erfordert einen stärker ausgeprägten und maeoki als bei meinem Arrangement. Dafür sind die ôha schmaler und kleiner gehalten, was wiederum die Verjüngung nach oben hin unterstützt.

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