Mittwoch, 24. September 2025

Herbstgräser

Shōka sanshu-ike oder Freestyle mit Herbstgräsern stand auf der Agenda unseres gestrigen Übungsabends. Aus dem Garten kamen Miscanthus und Diamantgras, der Großmarkt lieferte dazu passende kleinblütige Celosien und Chrysanthemen, bzw. Lampionblumen und Mini-Sonnenblumen. 
Es waren also leichte Arrangements mit wenig Material geplant. Speziell das Freestyle war darauf ausgelegt, dass sich wieder Neueinsteiger*innen zum Schnuppern angemeldet hatten. Immerhin, einer der neuen Teilnehmer vom letzten Übungsabend ist wiedergekommen und hat sich zwischenzeitlich mit kenzan und Gefäß ausgerüstet. 

Shōka mit Miscanthus ist immer ein wenig schwierig, da es neben der üblichen Shōka-Form auch Regeln und Hinweise zu beachten gilt, die speziell auf Miscanthus anzuwenden sind. Wenn man noch nicht ganz so geübt ist, können die vielen Blätter, die meistens nicht dort sind, wo sie eigentlich sein sollen, herausfordernd sein. 
Was schneidet man weg oder kürzt ein, damit dennoch die Form gewahrt bleibt und kein Durcheinander entsteht? Laufen die Blätter zumindest ungefähr in die Richtung, wo man sie haben will und sind vor allem mindestens 2 Blätter pro Stiel vorhanden? Und hoffentlich kommt er dem restlichen Material nicht in die Quere, schließlich ist Miscanthus nach allen Seiten hin ziemlich ausladend. Das hat man dann auch beim Fotografieren gemerkt, die eine oder andere Spitze wurde abgeschnitten bzw. ragte in das Bild hinein, das hoch über dem Fotoplatz hängt.

Die Celosien waren ein wenig wackelig auf den Beinen, da die Stiele noch nicht voll ausgewachsen und verholzt waren. Deshalb haben sie die meisten Shōka-Damen eher kurz als ashirai verwendet, mit Miscanthus für shin und soe. Aber eine unserer Teilnehmerinnen hatte stabilere Exemplare im Kübel und konnte sie daher für die shin-Gruppe einsetzen. Miscanthus bildete dann nur soe
Die weißen Chrysanthemen für die tai-Gruppe variierten in ihrer Üppigkeit abhängig vom Aussehen der restlichen Linien. Wenn shin und soe eher zart wirkten, wurde auch tai leicht arrangiert. 

An der Freestyle-Front war komplett anderes Material im Einsatz. Jede der Pflanzen – Diamantgras, Sonnenblume oder Lampionblume – eignete sich als Hauptmaterial und Blickfang des Arrangements. Deshalb entstanden auch sehr unterschiedliche Arbeiten, jede mit ihrem ganz eigenen Charme. 
Wer wollte, konnte auch mit selbst gesammelten Pflanzen arbeiten, wodurch wieder ganz anders wirkende Arrangements entstanden. Die Vielfalt in unserer Galerie wird wohl durch die nach und nach eintrudelnden Hausübungen weiter gesteigert werden.


Mittwoch, 10. September 2025

Chrysanthemenfest kiku-no-sekku

Nach unserer sehr erfolgreichen Ausstellung hätten wir uns eigentlich ein wenig Erholung verdient, aber beim Übungsabend zum Thema 'Chrysanthemenfest' ist die Gruppe fast vollzählig angetreten. Und auch drei Neueinsteiger*innen, die sich bei unserer Ausstellung bzw. Vorführung besonders interessiert gezeigt hatten, sind zu uns gestoßen. Es herrschte also wieder volles Haus. 

In Japan wird das Chrysanthemenfest kiku-no-sekku traditionell am 9. September begangen. Ursprünglich wurde das Datum basierend auf dem alten Mondkalender auf den 9. Tag des 9. Monats festgelegt, wodurch es aufgrund der diversen Verschiebungen heutzutage eigentlich erst im Oktober stattfinden sollte. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre es für uns auch wesentlich einfacher, die entsprechenden Chrysanthemen aufzutreiben. 
Am Großmarkt herrscht derzeit noch ein eklatanter Mangel an einzelblütigen Exemplaren, man findet höchstens vereinzelte Bunde und die zu recht happigen Preisen. Da wir allerdings ganz stilecht Shōka üben wollten, mussten wir auf mehrblütige Chrysanthemen zurückgreifen. Da fanden sich dann auch genügend Stiele, zwar alle in Weiß, aber mit entweder einfachen oder halb gefüllten Blüten. Immerhin hatten sie sehr schöne Blätter und waren zudem ausreichend lang. 

Die Schwierigkeit bei mehrblütigen Chrysanthemen besteht darin, die vielen Blüten, die sich meist auf gleicher Höhe befinden, entsprechend auszulichten. Im Endeffekt muss der mehrblütige Charakter erhalten bleiben und die Stile sollten nicht auf Einzelblüten reduziert werden. Da jeder von uns nur fünf Chrysanthemen zur Verfügung hatte, wäre das Ergebnis mit einzelnen Blüten zudem etwas mickrig ausgefallen. 
Während des Wachstums wird bei mehrblütigen Chrysanthemen üblicherweise die zentrale Blüte entfernt, damit sich die Pflanze besser verzweigt und buschiger wird. Die Seitentriebe ordnen sich dann in etwa kreisförmig um die fehlende Terminalblüte an. Deshalb muss man beim Ausschneiden besonders darauf achten, dass keine Löcher entstehen bzw. irgendwelche seltsam abgewinkelten Blüten stehen bleiben. Die Damen und Josef haben das ganz gut hingekriegt. 

Von den Neueinsteiger*innen und dem Nachwuchs wurde Freestyle mit Chrysanthemen gearbeitet. Dafür gab es große, einzelblütige Chrysanthemen (die einzigen 20 Stück, die aufzutreiben waren), sowie mittelgroße und kleine mehrblütige Exemplare, alle in unterschiedlichen Farben und mit verschiedenen Blütenformen. Als Unterstützung waren Plattährengras, einjährige Hirse und Hypericum vorhanden. 
Auch die Neulinge sind mit dem Material gut zurechtgekommen, auch wenn sie das mit dem Fotografieren mit der allgemeinen Kamera noch nicht ganz verinnerlicht haben. Deshalb fehlen ein paar Arbeiten.


und hier noch sonstige Hausübungen mit Chrysanthemen-Ersatz: