Samstag, 5. September 2020

Rikka-Workshop

Am letzten Wochenende vor Schulbeginn haben wir uns zu einem intensiven Rikka-Workshop in der ÖGG getroffen. Eine unserer Damen hat in ihrem Garten breiten, gestreiften Miscanthus stark verkleinert und wir haben die Gelegenheit genutzt, dieses Material in einem Rikka shōfūtai zu verarbeiten. 

Vorab gab es eine Umfrage unter den Teilnehmerinnen, welcher von 4 Entwürfen aus unterschiedlichen Materialkombinationen denn die Zustimmung einer Mehrheit finden würde. Das Votum fiel auf ein issō-no-mono-Rikka mit Lilien als shin und uke und Miscanthus als soe und mikoshi. Dementsprechend wurde das Material am Großmarkt besorgt, aber als die Damen dann den wunderbaren, langen Miscanthus sahen, wollten sie doch diesen als Hauptmaterial verwenden. 

Da wir ja flexibel sind (und unsere Theorie-Hausaufgaben gemacht haben), konnten wir vor Ort die entsprechenden Abänderungen im Entwurf vornehmen, um den Miscanthus ins wohlverdiente Rampenlicht zu setzen. Schlussendlich entstand ein Rikka shōfūtai gedan-ozukai santōyūsōtai mit umgekehrtem Blumenweg in folgender Zusammensetzung: Shin und soe aus Miscanthus, uke und hikae aus Lilien, shō-shin und uke-uchi aus Enzian, aus Rosmarin (der gesamte Seminarraum hat geduftet!) und maeoki und nagashi aus Hypericum. Es gab keinen mikoshi, denn der uke wurde betont ausgeführt und die schwingenden Linien des Miscanthus wären mit einem mikoshi in Konkurrenz getreten. Ushiro-gakoi wurde aus Goldrute gearbeitet, kusa-michi aus kleinblütigen Astern und die dome aus Farn bzw. Minichrysanthemen. 

Ein recht einfaches Konzept, aber der Teufel lag wie immer im Detail. Durch gleiches Material für maeoki und nagashi, das noch dazu als tsuyo-mono (gemeinsam mit ) härter als das restliche Pflanzenmaterial ist, verschieben sich zum einen die sashi-guchi. Dazu besteht hikae aus einer Blume, wodurch yo-dome aus nichtblühendem kazai gearbeitet werden sollte. Der Farn, der ebenfalls tsuyo-mono ist, bietet sich da geradezu an. Allerdings muss dann kusa-michi auf der nagashi-Seite in einem blühenden in-dome enden. Also verläuft der Blumenweg nicht auf die üblicher Weise, sondern macht einen kleinen Schlenker zurück auf in-kata. Auf diese Weise bleiben die holzigen und die grasigen Bereiche in Gruppen voneinander getrennt. Eh ganz logisch, aber es ist trotzdem eine ziemliche Fummelei geworden. 

Durch den betonten uke ist nämlich der nagashi ebenfalls etwas kürzer als üblich ausgebildet und da eine Verbindung zum maeoki bestehen muss, sind entsprechende Verbindungslinien erforderlich. Das bedeutet, dass in-dome hinter nagashi eingesteckt wird und trotzdem nach vorne wirken muss. Wie gesagt, eine Fummelei. 

Besonderer Wert wurde diesmal auch auf die Ausarbeitung der mizugiwa gelegt. Die Damen haben sich sehr bemüht, einen dichten, geraden Fuß hinzukriegen, der sauber und schlank das Arrangement trägt. Und alle haben sehr gut gearbeitet, es gab keine schrägen Linien, Drahtverhaue oder ähnliche Schlampereien, die den Gesamteindruck des Rikka getrübt hätten.

Einige Teilnehmerinnen, die sich noch nicht an des Rikka herangewagt haben, beschäftigten sich mit verschiedenen Übungs- und Prüfungsarrangements. Wir hatten jedenfalls einen sehr entspannten Workshop, der allen trotz des intensiven Arbeitens viel Spaß gemacht hat.

Unsere Rikka ...

... und was sonst noch entstanden ist

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