Freitag, 14. Februar 2020

Monatstreffen Ikebana International

Das Februar-Treffen von Ikebana International Chapter #223 Vienna war thematisch eine Fortführung des vorangegangenen Monatstreffens. Es ging um die Grade der Förmlichkeit, diesmal aus Sicht der Sōgetsu-Schule. 
Grundlage bildete das Prinzip 30 aus den "50 Prinzipien von Sōgetsu" von Sōfū Teshigahara. Darin geht es um die Gegenüberstellung von Kunst und "Nichtkunst", wobei das kanji für "nicht" dasselbe ist, das im Zen-Buddhismus verwendet wird. 
Laut Teshigahara sind beide Teile – sowohl die Kunst als auch die Nichtkunst – für das Arrangieren erforderlich. 
Weiters werden im 30. Prinzip die Förmlichkeitsgrade shin, gyo und so dem menschlichen Körper mit Knochen, Fleisch und Haut gegenübergestellt. In Sōfū's Interpretation bilden die Knochen (stellen die Gedanken oder die Absicht dar), das Grundgerüst, Fleisch und Haut sind die Materialien und die Umsetzung. 

Über unser heutiges Verständnis dieses philosophischen Ansatzes wurde angeregt diskutiert, besonders über die Absichtslosigkeit, die in gewisser Weise der "Nichtkunst" nahekommen könnte. Wir kamen überein, dass ein durchgestaltetes, geplantes Arrangement als shin-Form ansehen werden könnte, die gyo-Form bereits freier wirkt und in der so-Form die Natürlichkeit/Nichtgestaltung überwiegt. 
Andererseits gab es auch die Meinung, dass Knochen, Fleisch und Haut (also Idee, Material und Umsetzung/Anlass) in einem Arrangement zusammenwirken sollen. Als Beispiel wurde ein Arrangement zum Valentinstag genannt, bei dem Blumen, Aufbau, Vasen und Anlass ein gemeinsames Ganzes bilden. 

Es war eine sehr spannende Auseinandersetzung mit einem Thema, das in der Ikenobō-Schule eigentlich nur bei traditionellen Arrangements zur Anwendung kommt. Allerdings zieht sich das Prinzip, dass die Auswahl von Pflanzen, Vase, Form und Ausdruck von Aufstellungsumgebung und Anlass beeinflusst sind und bei der Gestaltung eine Rolle spielen, durch alle Ikenobō-Stile. 

Ich habe mich diesmal für ein Shōka shinpūtai in einer zarten Lack-Vase entschieden. Drehweidenzweige mit winzigen Blattansätzen als shu, die Ziermandelzweige, die durch ihren aufstrebenden Wuchs, die grünen Blättchen und kleinen Blüten einen starken Kontrast zur Bewegung der Drehweide ergaben als yo und eine einzelne Tazettenblüte an der mizugiwa, die einen optischen Anker bildet, als ashirai.

1 Kommentar:

Francisca hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.