Mittwoch, 13. Februar 2019

Vom Streicheln der Tazettenblätter

Überraschend viele der Damen, die sich für den Übungsabend in der ÖGG angemeldet hatten, entschieden sich dafür, Tazettenblätter zu streicheln und ein Shōka shōfūtai mit drei kabu zu arrangieren. 
Diese Variante der suisen arbeiten wir eigentlich ziemlich selten, denn es ist schon mühsam genug, 8 Blätter in Form zu bringen. Dass sich bis auf zwei Shōka-Damen alle für die 12-Blatt-Variante entschieden haben, ist ihnen hoch anzurechnen. 
Noch dazu waren die Tazetten nicht gerade von prickelnder Qualität, von der Länge gar nicht zu sprechen. 

Diesmal wurden die Tazetten zum Termin knapp um Valentin herum angesetzt, da im vergangenen Jahr zu dieser Zeit am Großmarkt unendlich lange Tazetten (die waren sicher 50 cm lang und hatten traumhafte Blätter; es handelte sich bestimmt um die Sorte "Avalanche") in großer Zahl erhältlich waren. Damals waren wir mit den alljährlichen Tazetten-Arrangements aber erst am Monatsende dran und kriegten wieder nur suboptimales Material.
Heuer war die Enttäuschung groß, da sich nur 100 Stück einer cremefarbenen Sorte mit orangem Krönchen zusammenkratzen ließen. Die waren halt leider nur 25 cm lang, hatten aber stabile, kräftige Blätter (manchmal ein wenig sehr verbogen) und leidlich schöne hakama. Die Blüten strahlten aber sehr hübsch und für Jiyūka hätten sie einen tollen Blickfang gebildet.

Mehr Auswahl wäre uns lieber gewesen, aber wir mussten uns mit 7 Stielen pro Person zufriedengeben. Zumindest 2 ordentliche hakama waren für jede von uns drin und mit den Blättern kamen wir auch irgendwie zurande. 
Durch die mangelnde Länge und die eher kräftigen Blätter ließ sich natürlich kein ausgeprägter koshi herausarbeiten, wodurch die Arrangements manchmal ein bisserl steif wirkten. Aber das Hauptaugenmerk lag sowieso darauf, die Blattfächer halbwegs richtig hinzukriegen und den Umgang mit den Blättern zu üben. Nächstes Jahr - wenn wir längere Tazetten kriegen (die Hoffnung stirbt zuletzt) - kümmern wir uns dann um die korrekte Biegung und den richtigen Schwung der Blütenstiele und Blätter.

Für das alternative Jiyūka war eigentlich eine Kombination aus Drehweide, Tazetten und Ranunkeln geplant gewesen. Dann ließen sich aber traumhaft schöne, weiße Mandelröschen auftreiben (die wir aber für den Workshop in 10 Tagen nicht nochmal kriegen werden – schade, die wären perfekt für ein Linien-Shōka gewesen), die gut zu den dunkelrosa geränderten Ranunkeln passten. Daraus ließen sich entzückende natürliche Jiyūka arrangieren. 

Der Tazettenduft und die zarten Mandelröschen brachten eine Ahnung von Frühling in den tristen Dienstagabend, der durch Schneeregen und starken Wind geprägt war. Eine willkommene Aufmunterung, die uns alle beschwingt machte und das mühsame Tazettenstreicheln vergessen ließ.

 Shōka shōfūtai mit drei kabu ...
... und Denka mit zwei Stämmen
 das wurde mit den Mandelröschen gemacht

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