Tatehana, die Vorläuferform des Rikka, ist derzeit wieder im Kommen. In den
Büchern und Heften vom Headquarter und auch bei Ausstellungen sind diese
Arrangements immer stärker vertreten. Kein Wunder, durch die geringen
Dimensionen und den überschaubaren Materialbedarf passen diese kleinen Ikebana
wesentlich besser in den Alltag als die komplizierten und ausladenden Rikka shōfūtai. Ganz zu schweigen davon, dass ein tatehana
wesentlich schneller fertiggestellt ist, als ein traditionelles Rikka.
Aus
Bildern alleine lässt sich aber nicht immer die dahinter steckende Theorie eines
Arrangements ableiten. Da traf es sich gut, dass unsere Meisterin in ihrem
Atelier in Wollomoos ein tatehana-Seminar
abhielt.
Also setzten Christa und ich uns ins Auto und machten uns auf den Weg,
die Geheimnisse des tatehana zu ergründen. Im Gepäck hatten wir diesmal nur komiwara und verschiedene kleine Gefäße,
sowie einige Kiefernzweige. Kein Vergleich zu früheren Expeditionen, bei denen
das Auto bis unters Dach vollgestopft war.
Pünktlich trafen wir ein und nach
der Begrüßung der anderen Teilnehmerinnen ging es gleich an die Theorie. Außerdem
wurde die korrekte Verwendung von komiwara
erklärt und wir bereiteten unsere Gefäße entsprechend vor.
Am Samstag wurde
dann das Gehörte in einem ersten Arrangement umgesetzt. Unsere Meisterin
demonstrierte Schritt für Schritt an ihrem Arrangement, worauf besonders
geachtet werden sollte.
Der zentrale Kiefernast musste erst in Form
gebracht werden, da natürlich an den entscheidenden Stellen immer die Äste
fehlten oder sonstige Makel ersichtlich waren. Das hieß also, mikizukuri-Technik und fehlende Zweige
ergänzen, bevor der nun optimal aussehende Hauptast im Gefäß positioniert
wurde.
So schön die tatehana-Vasen
auch aussehen, viele von ihnen haben einen gravierenden Nachteil – kleine
Öffnungen und dadurch sehr wenig Platz. Da muss man sich schon im Vorfeld genau
einteilen, wo welche Linie reingesteckt wird.
Der aufstrebende Eindruck der
Kiefer wurde durch einen Zweig Cryptomeria ergänzt und danach kam eine weiße
Anemone als Blickfang. Ausgewogenheit und trotzdem Asymmetrie wurde durch eine
schwingende Linie aus Cordyline-Blättern erzielt, die mit einer weiteren
aufstrebenden Cryptomeria kontrastierte. Eine Tazette und ein Zweiglein
Kornelkirsche vermittelten einen frühlingshaften Eindruck. Für die nötige
Kompaktheit und als Ankerpunkt wurde Skimmie als eine Art dō/maeoki an vorderster Front eingesteckt.
Das war es dann auch
schon, ein leichtes, anmutiges Arrangement war in relativ kurzer Zeit
fertiggestellt. Das Bearbeiten der Kiefer hat dabei die meiste Aufmerksamkeit
erfordert.
Nach der Mittagspause wurden wir dann auf das kazai losgelassen und wir verbrachten einen angenehmen Nachmittag
beim gemeinsamen Arrangieren.
Den Sonntagvormittag über durften wir Tazetten-
und Narzissenblätter drahten, damit wir genügend Auswahl für das zweite Arrangement
zur Verfügung hatten. Leider war die Qualität der Blätter ziemlich mies (nicht
lang genug, zu fragil, es passte kein Draht rein), wodurch wir ziemliche
Schwierigkeiten hatten, die benötigte Anzahl zusammenzukriegen.
Unsere
Meisterin demonstrierte dann ein Arrangement im ichimonji, das allerdings kein tatehana
mehr, sondern eher ein kleines Tazettenrikka wurde.
Viele von uns hatten
für dieses eher ausschwingende Arrangement weder das passende Gefäß noch die
nötigen ukezutsu mitgebracht. Also
verzichteten die meisten von uns darauf, das Arrangement nachzuarbeiten.
Außerdem nahm die Vorführung so viel Zeit in Anspruch, dass wir sowieso nicht
fertig geworden wären. Deshalb machten Christa und ich uns dann ziemlich bald
auf den Heimweg und trafen zu einer christlichen Zeit wieder in Wien ein.
Es
war ein sehr interessantes Seminar und wir werden sicher in Zukunft häufiger tatehana arbeiten.
die beiden Arrangements unserer Meisterin
(mussten entfernt werden)
(mussten entfernt werden)
unsere Werke ...
... und die weiteren Arbeiten
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