Montag, 5. Februar 2018

Ein Ausflug nach Wollomoos

Tatehana, die Vorläuferform des Rikka, ist derzeit wieder im Kommen. In den Büchern und Heften vom Headquarter und auch bei Ausstellungen sind diese Arrangements immer stärker vertreten. Kein Wunder, durch die geringen Dimensionen und den überschaubaren Materialbedarf passen diese kleinen Ikebana wesentlich besser in den Alltag als die komplizierten und ausladenden Rikka shōfūtai. Ganz zu schweigen davon, dass ein tatehana wesentlich schneller fertiggestellt ist, als ein traditionelles Rikka. 
Aus Bildern alleine lässt sich aber nicht immer die dahinter steckende Theorie eines Arrangements ableiten. Da traf es sich gut, dass unsere Meisterin in ihrem Atelier in Wollomoos ein tatehana-Seminar abhielt. 

Also setzten Christa und ich uns ins Auto und machten uns auf den Weg, die Geheimnisse des tatehana zu ergründen. Im Gepäck hatten wir diesmal nur komiwara und verschiedene kleine Gefäße, sowie einige Kiefernzweige. Kein Vergleich zu früheren Expeditionen, bei denen das Auto bis unters Dach vollgestopft war. 
Pünktlich trafen wir ein und nach der Begrüßung der anderen Teilnehmerinnen ging es gleich an die Theorie. Außerdem wurde die korrekte Verwendung von komiwara erklärt und wir bereiteten unsere Gefäße entsprechend vor. 

Am Samstag wurde dann das Gehörte in einem ersten Arrangement umgesetzt. Unsere Meisterin demonstrierte Schritt für Schritt an ihrem Arrangement, worauf besonders geachtet werden sollte. 
Der zentrale Kiefernast musste erst in Form gebracht werden, da natürlich an den entscheidenden Stellen immer die Äste fehlten oder sonstige Makel ersichtlich waren. Das hieß also, mikizukuri-Technik und fehlende Zweige ergänzen, bevor der nun optimal aussehende Hauptast im Gefäß positioniert wurde. 
So schön die tatehana-Vasen auch aussehen, viele von ihnen haben einen gravierenden Nachteil – kleine Öffnungen und dadurch sehr wenig Platz. Da muss man sich schon im Vorfeld genau einteilen, wo welche Linie reingesteckt wird. 

Der aufstrebende Eindruck der Kiefer wurde durch einen Zweig Cryptomeria ergänzt und danach kam eine weiße Anemone als Blickfang. Ausgewogenheit und trotzdem Asymmetrie wurde durch eine schwingende Linie aus Cordyline-Blättern erzielt, die mit einer weiteren aufstrebenden Cryptomeria kontrastierte. Eine Tazette und ein Zweiglein Kornelkirsche vermittelten einen frühlingshaften Eindruck. Für die nötige Kompaktheit und als Ankerpunkt wurde Skimmie als eine Art dō/maeoki an vorderster Front eingesteckt. 
Das war es dann auch schon, ein leichtes, anmutiges Arrangement war in relativ kurzer Zeit fertiggestellt. Das Bearbeiten der Kiefer hat dabei die meiste Aufmerksamkeit erfordert. 
Nach der Mittagspause wurden wir dann auf das kazai losgelassen und wir verbrachten einen angenehmen Nachmittag beim gemeinsamen Arrangieren. 

Den Sonntagvormittag über durften wir Tazetten- und Narzissenblätter drahten, damit wir genügend Auswahl für das zweite Arrangement zur Verfügung hatten. Leider war die Qualität der Blätter ziemlich mies (nicht lang genug, zu fragil, es passte kein Draht rein), wodurch wir ziemliche Schwierigkeiten hatten, die benötigte Anzahl zusammenzukriegen. 
Unsere Meisterin demonstrierte dann ein Arrangement im ichimonji, das allerdings kein tatehana mehr, sondern eher ein kleines Tazettenrikka wurde. 

Viele von uns hatten für dieses eher ausschwingende Arrangement weder das passende Gefäß noch die nötigen ukezutsu mitgebracht. Also verzichteten die meisten von uns darauf, das Arrangement nachzuarbeiten. Außerdem nahm die Vorführung so viel Zeit in Anspruch, dass wir sowieso nicht fertig geworden wären. Deshalb machten Christa und ich uns dann ziemlich bald auf den Heimweg und trafen zu einer christlichen Zeit wieder in Wien ein. 
Es war ein sehr interessantes Seminar und wir werden sicher in Zukunft häufiger tatehana arbeiten.

 die beiden Arrangements unserer Meisterin
(mussten entfernt werden)

 
 unsere Werke ...
 
 ... und die weiteren Arbeiten

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