Mittwoch, 26. November 2025

Shōka nishu-ike und Freestyle

Unser gestriger Übungsabend brachte uns vom Material her bereits etwas Vorgeschmack auf die kommende Adventszeit. Am 4. Dezember werde ja üblicherweise die Barbarazweigerl geschnitten und am Großmarkt liegen deshalb bereits Unmengen an Kirschzweigen in Großbunden herum. Die konnten wir sowohl für Shōka als auch Freestyle verwenden. 

Für Shōka nishu-ike gab es kleine Santini-Chrysanthemen in zwei Farben als nejime und beim Freestyle wurden wir ein wenig festlich. Amaryllis, Kiefer und goldgefärbte Grevillea verliehen den Arrangements den nötigen Kick. Allerdings ist auf den Bildern noch nicht so viel Festlichkeit zu sehen, da die Amaryllis derzeit komplett knospig sind. 
Aber im Warmen werden die Blüten sehr bald aufgehen. Bei guter Pflege und häufigem Besprühen lassen sich vielleicht auch die Kirschen dazu überreden, aufzublühen. Man muss eben in der Zwischenzeit mehrmals die Blumen wechseln.

Eine unserer Damen schaffte es sogar, Zweige für ein Shōka betsuden soe-nagashi zu schneiden und eine andere fand wunderbar gebogene Kirschzweige in ihrem Bund. Die konnte sie gleich für uchi-soe in Kombination mit hidari-tai verwenden.

Da am Wochenende auch der letzte Workshop dieses Jahres über die Bühne gehen wird, galt es noch letzte Details zu besprechen. Danach bleibt uns nur mehr der Übungsabend am 9. Dezember, bevor wir das Ikebana-Jahr abschließen müssen. Zeit, ein wenig Rückschau zu halten und uns auch mal gemütlich zusammenzusetzen. Nach einer kurzen Erholungspause starten wir dann am 2. Dienstag im Jänner wieder voller Elan neu durch.

Hier nun die Bilder unserer gestrigen Arbeiten (bis auf ein Shōka, das wollte sich partout nicht verewigen lassen). Hausübungen sind bereits angekündigt und werden sicher nach und nach eintrudeln.


Montag, 17. November 2025

Workshop in Passau

Der Wochenend-Workshop im Bildungshaus Spectrum Kirche in Passau brachte uns wieder eine sehr intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Ikenobō-Stilen. 
Die Anreise verlief ruhig und mit der Pflanzenbestellung hat ebenfalls alles gut geklappt. Dank tatkräftiger Mithilfe früh angereister Kolleginnen war auch die Verteilung schnell erledigt. Nach und nach trudelten die weiteren Teilnehmerinnen ein und nach dem gemeinsamen Abendessen machten wir uns ans Werk. 

Zum Aufwärmen stand Freestyle auf dem Programm, wobei ein eher designhafter Ausdruck angestrebt war. Was auf dem Papier recht simpel erscheint, hat sich dann doch als ein wenig komplizierter herausgestellt. Wir hatten ziemlich ausdrucksstarkes Material zur Verfügung (Aralienblätter, Nadelkissenprotea, Kleinkram), das aber in Einklang mit dem Gefäß zu bringen war nicht immer ganz einfach. 
Das zweite Arrangement der Abend-Session war ein Shōka sanshu-ike mit Liatris, Ruscus und kleinen Chrysanthemen. Die Herausforderung hier bestand im Ausschneiden der Santini-Chrysanthemen. Zum Ausklang des Abends gönnten wir uns abschließend das eine oder andere Gläschen Wein. 

Nach einer recht kurzen Nacht ging es in der ersten Lektion des Samstags noch einmal um Shōka shōfūtai. Auf vielfachen Wunsch haben wir ja unseren 'Fahrplan' etwas angepasst und anstelle eines ausgedehnten Theorieteils mit anschließenden Vorführungen den Tag in mehrere einzelne Einheiten unterteilt. Den Teilnehmerinnen blieb es allerdings nach wie vor selbst überlassen, welches Arrangement sie wann arbeiten wollten und auch die Materialkombinationen waren nicht in Stein gemeißelt. Schließlich waren genügend Blumen vorhanden und konnten bunt gemischt werden. 

Am Vormittag beschäftigten wir uns also mit Shōka isshu-ike mit Eustoma, wobei eine Grundform mit neun Linien gearbeitet werden sollte. Dabei ging es in erster Linie darum, aus den vier vorhandenen Stielen die einzelnen Elemente auszuwählen und dabei auf die richtige Mischung aus Knospen, halb offenen und bereits weiter geöffneten Blüten zu achten. Mit anderen Worten, nicht einfach wild drauflos werkeln, sondern vorausschauend arbeiten, damit man nicht am Ende draufkommt, dass man zwar ein ordentliches Grundgerüst hat, einem aber der richtig gewachsene tai-saki fehlt. 

In der ausgedehnten Nachmittags-Lektion gab es eine Einführung in korrektes Drahten (welche Drahtsorte für welchen Zweck, Auswahl der richtigen Drahtstärken und Anwendung unterschiedlicher Techniken) und die Damen durften sich an einem Rikka shimpūtai versuchen. Nach dem Abendessen stand dann noch tatehana auf dem Programm. 

Am Sonntag gab es keine Vorführung, denn die Damen sollten ihre eigenen Ideen in Form eines Shōka shimpūtai umsetzen. Nach dem Mittagessen war dann großes Aufräumen angesagt und Arrangements und Restblumen wollten so verstaut werden, dass sie den Heimtransport gut überstehen und man noch lange Freude an ihnen haben kann. 

Und dann war der Workshop auch schon wieder zu Ende – viel zu schnell, denn gerade ist man so schön im Flow gewesen und hätte gerne noch mehr getan. Nun ja, immerhin gibt es Überlegungen, in Zukunft vielleicht einmal im Jahr einen ausgedehnteren Workshop zu veranstalten. Fünf Tage würden sich da anbieten. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, vor 2027 wird sich das nicht ausgehen. Hier jedenfalls ein kleiner Einblick in unsere Arbeiten.

Mittwoch, 12. November 2025

Faschingsbeginn

In diesem Jahr fiel unser Übungsabend genau auf das Datum des Faschingsbeginns, also wurde auch das Programm entsprechend gestaltet. Allerdings waren wir vergleichsweise schwach besetzt, was einerseits am Thema liegen konnte (die Verwendung nonfloralen Materials im Arrangement ist in der Gruppe nicht sehr beliebt), andererseits ist Martini auch für Ganslessen und Weintaufen bekannt. Bei der Entscheidung, was man denn an diesem Tag unternehmen möchte, stehen kulinarische Genüsse scheinbar klar an erster Stelle. 

Seltsamerweise wird nonflorales Material meist unbewusst eingesetzt, sobald im Programm aber die Verwendung explizit verlangt wird, scheuen viele davor zurück. Die verwendeten Container, Befestigungen bzw. eventuelle dai sind im Freestyle ja ebenfalls Teil des Gesamtkunstwerks und von Natur aus nonfloral. Darauf vergisst man eben häufig. 
Vielleicht ist auch die Bezeichnung 'nonfloral' zu eng gefasst. Die bezieht sich ja nicht nur auf Anorganisches wie Keramik, Glas, Plastik, Draht, usw., sondern zusätzlich auch auf getrocknetes, gefärbtes, gebleichtes oder verändertes Naturmaterial. 
Das Arrangement schaut ja nicht gleich futuristisch oder völlig verfremdet aus (außer es ist so gewollt), nur weil zusätzliche nonflorale Komponenten enthalten sind. Im Ikenobō-Freestyle liegt der Fokus schließlich immer noch auf der Lebendigkeit und Schönheit der verwendeten Pflanzen. Aber manchmal tut man sich eben schwer, eine Idee zu finden, wenn man ganz bewusst nonflorales Material einsetzen soll. 

Jedenfalls wollten wir den Faschingsbeginn feiern und eben zusätzlich nonflorale Komponenten verwenden. Das Großmarktpaket fokussierte sich auf die festlichen Farben Rot und Weiß in Form von Gerbera und Santini-Chrysanthemen. Dazu kamen noch Hirtentäschel und Trachelium, sowie knallrote Chilischoten. Die nonflorale Komponente sollte selbst mitgebracht werden und wer wollte, konnte sich komplett selbst versorgen. 

Beim Vorführ-Arrangement mit dem Titel 'Die Clowns kommen' dienten rote und weiße Pipestrings als Ausdruck für die überbordenden Emotionen in der Manege. Bei anderen Arbeiten konnte man beispielsweise den Konfettiregen erkennen, der bei Faschingsparaden üblich ist und auch die Korken knallten. Andere Arrangements waren mit nonfloralem Material zurückhaltender. Lassen wir uns überraschen, was noch an Hausübungen eintrudeln wird.