Montag, 30. Juni 2025

Sommerworkshop in Passau

Der Sommer-Workshop im Bildungshaus Spectrum Kirche in Passau war dieses Jahr eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit, und zwar nicht nur aufgrund der herrschenden Temperaturen. Der Seminarraum war bis auf den letzten Platz besetzt, das Programm umfangreich und die Damen waren bis in die Zehenspitzen motiviert. Da ist uns die ohnehin schon sehr großzügig bemessene Unterrichtszeit beinahe noch zu knapp geworden. Aber immerhin hat es spätabends irgendwann doch noch ein wenig abgekühlt. 

Die Pflanzen haben die Strapazen eines zweifachen Transports – erst nach Wien und von dort dann nach Passau – sehr gut weggesteckt und sind bis zuletzt in wirklich gutem Zustand geblieben. Das hat vielleicht auch daran gelegen, dass die Transportboxen von der ersten Etappe und der Zwischenlagerung beim Händler noch gut durchgekühlt waren, denn beim Auspacken haben sich die Pflanzen schön frisch angefühlt. 

Freitag begannen wir offiziell mit dem Abendessen, wer wollte, konnte aber bereits zuvor üben oder an Prüfungen werken. Da diesmal auch Neu- und Wiedereinsteigerinnen anwesend waren, die über noch nicht so viel Erfahrung verfügen, wurde mit den Shōka-Materialien zusätzlich auch Freestyle gearbeitet. Dadurch wurde niemand überfordert, schließlich soll man bei einem Workshop auch Erfolgserlebnisse mitnehmen und nicht gleich von Beginn an überfordert werden. Die Rückschläge kommen früh genug. 

Passend zur Jahreszeit war eigentlich ein Shōka kabu-wake in Form von gyōdō-ike oder sui-riku-ike vorgesehen und danach als Kontrastprogramm ein sanshu-ike kabu-wake. Leider hat das Blumenangebot nicht ganz mitgespielt und uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb musste kurzfristig umdisponiert werden und es entstanden zwei geteilte Shōka sanshu-ike
Ok, mit viel Ermessensspielraum hätte man das erste Arrangement in der großen Schale auch als sehr modernes sui-riku-ike bezeichnen können, und zwar dann, wenn man die Zantedeschien als Wasserpflanzen ansieht. Die wurden mit Pandanus-Blättern und Limonium kombiniert. 

Das zweite sanshu-ike, das dann für Samstag vorgesehen war, bestand aus eindeutigen Landpflanzen, und zwar aus gelben Schafgarben, kombiniert mit Asplenium (Hirschzungenfarn) und Herbstastern. Letztere sind jetzt ganzjährig erhältlich und die kleinen Blüten eignen sich hervorragend für nejime
In der Freestyle-Variante, die als Kontrast zum natürlichen ersten Arrangement mit verändertem Material gearbeitet wurde, haben wir die Hirschzungen durch Aspidistrablätter ersetzt. Die sind stabiler und lassen sich gut beschneiden und verformen. 

Für Shōka isshu-ike hatten wir wunderbare Montbretien zur Verfügung, die so zeitig im Sommer allerdings noch keine sehr schönen Blätter besitzen. Die sind derzeit ziemlich breit und nicht sehr zahlreich. Also wurde einfach mit weniger Blättern gearbeitet, schließlich muss man sich an die vorhandenen Gegebenheiten anpassen. 
Viele der Damen haben sich besonders auf das tatehana gefreut, das ebenfalls auf dem Programm stand. Dafür waren unter anderem blaue Skabiosen vorgesehen, und die sind bis zuletzt gestanden wie eine Eins. 

Nach so viel Shōka und auch tatehana, die alle viel Konzentration erfordern, war zum Ausgleich Entspannung und Spielerei nötig. Dazu diente Freestyle mit Gräsern und entzückenden Eustoma (die botanische Sorte mit den zarten, verspielten Blüten) als Hauptmaterial, bzw. ein flächenbetontes Freestyle mit kleinen Monsterablättern und Gerbera. 
Selbstverständlich konnten die vorhandenen Materialien frei kombiniert werden, wodurch vielfältige Arbeiten entstanden. Wer einen Garten hat, brachte zusätzlich Pflanzen mit, sodass wir buchstäblich aus dem Vollen schöpfen konnten. 

Speziell zu erwähnen ist auch ein ganz besonderes Arrangement, ein Denka aus Mausohr-Hosta. Das fertige Werk war (inklusive Vase) nicht einmal 10 cm hoch, aber ganz korrekt mit 5 Blättern gearbeitet. Das diente gleich als Anschauungsobjekt für eventuelle Hausübungen. Denn unsere Freiland-Hosta haben noch keine voll entwickelten Blüten, die sind erst am Durchtreiben und brauchen noch etwas Zeit. 

Das nächste Treffen in Passau wird sicher nicht so heiß werden, Mitte November ist mit vernünftigeren Temperaturen zu rechnen. Hier nun ein kleiner Einblick in die entstandenen Arbeiten.

Mittwoch, 25. Juni 2025

Glas und Wasser

Das Thema unseres Übungsabends passte perfekt zu den tropischen Temperaturen, die derzeit in Wien herrschen. Wir beschäftigten uns mit Freestyle mit Schwerpunkt Masse, wobei in Glasgefäßen mit viel sichtbarem Wasser gearbeitet werden sollte. Wer wollte, konnte auch 'schwebende Blumen' arrangieren, Hauptsache, dass die Wasserfläche zu sehen war. 

Einige von uns orderten das Großmarktpaket, das diesmal nur aus drei Pflanzenarten bestand: Kornblumen, gelbe Cosmeen und Hasenschwanzgras (Samtgras, Lagurus ovatus). 
Das Vorführarrangement war eine Mischung aus 'schwebenden Blumen' und massebetontem Arrangement, wobei der kenzan am Rand der großen Glasschale befestigt war. So konnten sich die Blumen über das Wasser ausstrecken und die Befestigung war nicht sichtbar.

Mehrere der Damen brachten Hortensien mit, da die Blütenköpfe natürliche Massen repräsentieren und gerade in voller Blüte stehen. Aber auch Wicken und andere Gartenpflanzen waren vertreten. Einige arbeiteten in Trinkgläsern, wodurch die Arrangements gut als Tischdekoration verwendbar waren. 

Eine der Schwierigkeiten bei einem massebetonten Arrangement liegt darin, dass man vermeiden muss, das Gefäß einfach vollzustopfen. Auch Masse muss Bewegung/Rhythmus und Richtung vermitteln. Speziell dafür wurden Gräser und anderes Linienmaterial eingesetzt, denn Masse allein bleibt optisch gerne 'am Boden kleben' und lässt das Arrangement schwerfällig wirken. 

Die Befestigungstechnik in (durchsichtigen) Glasgefäßen stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Man muss sich entscheiden, ob man die Technik sehen soll, oder ob sie unscheinbar bleibt. Diesmal waren viele unterschiedliche Techniken im Einsatz. Wir hatten Hydrogel-Perlen, verknotete Plastikstreifen, Klebestreifen am Vasenrand, Draht- und Plastikgeflechte, Saugnäpfe und natürlich auch (bunte) Steckmasse und kenzan im Einsatz.

Jetzt startet erst einmal unsere Sommerpause in der ÖGG. Der Sommer-Workshop findet erst in knapp einem Monat statt und im Juli und August gibt es ja jeweils nur einen Übungsabend. Aber dafür steht dieses Wochenende der Workshop in Passau auf dem Programm.

Hier nun unsere gestrigen Werke. Hausübungsfotos sind ebenfalls bereits eingetroffen, wodurch die Galerie wieder schön umfangreich ist. 


Montag, 16. Juni 2025

Jubiläumsausstellung Chapter Vienna #223

Für die Jubiläumsausstellung 40 Jahre Ikebana International Chapter Wien #223 hat sich unsere Präsidentin eine ganz besondere Location ausgesucht: Die Kellergewölbe unterhalb von Trachten Tostmann im 1. Bezirk in Wien. 
Die zum Teil noch nicht komplett freigelegten Kellersysteme erstrecken sich über mehrere Stockwerke in die Tiefe und verlaufen unter der gesamten Innenstadt. Teile davon sind gut 600 Jahre alt. Früher wurden Bereiche teilweise als Stallungen verwendet oder dienten als eine Art Seismometer. Um während der Türkenbelagerung festzustellen, ob gegnerische Truppen die nahegelegene Stadtmauer unterminierten, wurden große, wassergefüllte Fässer aufgestellt. Erschütterungen wie z.B. durch Grabungstätigkeiten versetzten die Wasserfläche in Bewegung und dienten so als Frühwarnsystem. 

Jedenfalls hat Familie Tostmann die Kellergewölbe mühsam instandgesetzt und im Rahmen von Stadtführungen und für Ausstellungen auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. All unser benötigtes Zeug wie Podeste, Gefäße, Pflanzen und Werkzeug über die engen Wendeltreppen nach unten zu bringen war zwar ein wenig mühsam, der Aufwand hat sich allerdings gelohnt. Besonders die langen Bambusstangen für die Installation im untersten Keller irgendwie durch die Gänge zu fädeln, erwies sich als trickreich. Immerhin ließen sich die grünen Stangen noch ein wenig biegen. 

Der Großteil der Arrangements stammte aus der Hand von Mitgliedern der Sōgetsu-Schule, aber auch Ichiyō und Ikenobō waren mit einzelnen Arbeiten vertreten. Ich beteiligte mich mit einem kleinen tatehana mit Pflanzen aus dem Garten und einem Rikka shimpūtai. Letzteres kommt am Foto leider nicht gut zur Geltung, da die Dreidimensionalität, die einen Gutteil der Wirkung ausmacht, nicht ausreichend vermittelt werden kann. 

Die Eröffnung am Donnerstagabend war sehr stimmungsvoll und überaus gut besucht. Es gab kurze Reden von Frau Tostmann und unserer Präsidentin, bevor Frau Direktor Sugaya vom japanischen Kulturinstitut die Ausstellung offiziell eröffnete. Die klimatischen Bedingungen in den Kellergewölben – leicht feucht und kühl – sind den Pflanzen sicher zuträglich und sie werden gut durchhalten. 

Hier nun einige Eindrücke, die Bilder aller Arbeiten werden zeitnah auf der Website des Chapters veröffentlicht. Einen Rundgang durch die Ausstellung zeigt dieses Video.