Mittwoch, 15. August 2018

Geteilt oder nicht geteilt - das ist die Frage

Trotz Urlaubszeit war unser gestriger Übungsabend gut besucht. Sogar zwei Überraschungsgäste mischten sich unter die Teilnehmerinnen. Leider kamen die beiden Damen völlig ohne Voranmeldung, weshalb nichts für sie vorbereitet war.  Lediglich Blumenübertöpfe und Steckmasse brachten die beiden mit, dazu noch einige (leider gar nicht zusammenpassende) einzelne Blumen.
Aber Uschi kümmerte sich liebevoll um die Neuankömmlinge, organisierte Material aus den Restekübeln und zauberte mit ihnen quasi aus dem Nichts ansprechende Jiyūka. Und das alles, nachdem sie zuvor ihr eigenes Arrangement fertiggestellt hatte. 

Das Thema des Abends lautete Shōka shinpūtai kabu-wake mit selbst mitgebrachtem Material. Der Nachwuchs wurde mit Miscanthus, Zinnien und Spirea aus dem Garten versorgt und beschäftigte sich mit einem kleinen natürlichen Jiyūka. 

Die Fortgeschrittenen arbeiteten ihre Shinpūtai teilweise auch hito-kabu-ike und zwar speziell dann, wenn die Idee eines geteilten Arrangements zwar in Gedanken gut ausgesehen hat, in der Realität aber nicht vernünftig umzusetzen war. Und mit Zwang erreicht man im Ikebana erfahrungsgemäß rein gar nichts. 

Für diejenigen mit noch nicht so viel Ikebana-Erfahrung ist es anfangs auch etwas schwierig, passende Pflanzen für Shōka shinpūtai zusammenzustellen. Die Anweisung "man suche sich zwei Materialien, wovon jedes für sich gut aussieht, aber in Kombination sowohl Spannung als auch Harmonie vermitteln" ist schließlich ein wenig schwammig formuliert. Da steht man im Endeffekt oft mit einem ganzen Kübel voll Blumen da, die dann irgendwie doch nicht so richtig zusammenpassen wollen.

Auch der passende ashirai, mit dem "fehlende Aspekte hinzugefügt werden sollen", ist nicht immer einfach zu finden. Aber im Lauf der Zeit – wenn man beispielsweise bei Ausstellungen oder in diversen Heften viele Beispiele gesehen hat – wird man immer besser. 

Das gilt auch für die berühmten "speziellen, neuartigen Blickwinkel", unter denen man im Shinpūtai die Pflanzen betrachten soll. Nach den ersten krampfhaften Versuchen, die Blumen in ungewöhnlichen Positionen zu arrangieren, findet noch jeder seinen persönlichen Stil.


 

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