Dienstag, 2. Dezember 2025

In memoriam Gisela

Liebe Gisela,

Wir denken an dich. Wir vermissen dich.

Freestyle von Gisela (kasho), arrangiert bei einer Ausstellung in der ÖGG

Du bist in unserer Erinnerung so fein, so zart und fein wie deine Ikebana. Immer ruhig und besonnen (selbst im ärgsten Prüfungsstress). Rücksichtsvoll, konzentriert, liebevoll, mit leisem Humor - fein eben.

Vorführung in der ÖGG

Du hast einmal dieses Haiku zu einem deiner Arrangements gewählt:

Im grünen Weizen
Schwingt sich die Lerche empor
Und senkt sich wieder

 Onitsura


Liebe Gisela, liebe Ikebanafreundin,
wir denken an dich. Wir vermissen dich.

Uschi Monberg

Montag, 1. Dezember 2025

Winter-Workshop in der ÖGG

Der letzte Workshop dieses Jahres in der ÖGG verlief harmonisch und arbeitsreich. Ein vielfältiges Angebot erwartete die Teilnehmer*innen. Während sich die Fortgeschrittenen mit Rikka shōfūtai (sashi-maze) und Rikka shimpūtai beschäftigten, spielten die anderen Damen und Herren mit Freestyle. Zum Abschluss standen dann noch Shōka shōfūtai und Shōka shimpūtai auf dem Programm. 

Aber der Reihe nach. Die Blumen wurden diesmal direkt am Freitag geliefert, wir konnten also auf echt frische Ware zurückgreifen. Und die Pflanzen haben auch recht gut durchgehalten, obwohl die Räume ziemlich stark geheizt waren. 
Der Workshop startete mit der Demonstration des Rikka shōfūtai, das diesmal ziemlich viel holziges Material enthielt. Drachenweide und Palmkätzchen (shin, soe und nagashi), Eibe (für ), Pittosporum (maeoki) und Kiefer (ushiro-gakoi) sorgten für zerschundene und ziemlich schmutzige Finger. Aber die vorsorglich eingepackte Handwaschpaste hat da gründlich Abhilfe geschaffen. 
Für Farbe im Rikka sorgten Liatris und leuchtend-gelbe Chrysanthemen und die kleinen Blätter der Schneebeere (mikoshi + soe-shita) brachten noch etwas Abwechslung zwischen die Weidenzweige. Komplettiert wurde das Arrangement durch die dome aus Santini-Chrysanthemen und Hypericum. 
Für das Rikka shimpūtai gab es keine Vorlage, da musste man sich selbst überlegen, wie denn das Material bestmöglich in Szene gesetzt werden konnte. Nach der Vorführung machten sich die Damen selbst ans Werk und starteten entweder gleich mit dem Rikka, oder beschäftigten sich erst noch mit Prüfungsarbeiten. 

Am Samstag stießen weitere Teilnehmer*innen zu uns und der Seminarraum war schließlich voll besetzt. Richtig kuschelig, nur die Blumenkübel standen manchmal im Weg herum. Vorgeführt wurden drei verschiedene Freestyle-Arrangements, wobei es von eher landschaftlichem Ausdruck über reduziert-abstrakt bis hin zu kreativ ging. 
Aus Drachenweide, Palmkätzchen und Chrysanthemen entstanden ausdrucksstarke Arbeiten, die sich über Farbe und Linie definierten. Roter Cornus und kleine Santinis erzählten eine Geschichte von ballspielenden Kindern im Wald und mit Rhapis-Palme, Craspedien und Gerbera (oder Chrysanthemen) konnte mit Fläche und Linie gespielt werden. Da es wie üblich jedem frei stand, das zugeteilte Material nach eigenem Gutdünken zu kombinieren, konnten auch ganz andere Arrangements entstehen. 

In der Nachmittagslektion stand schließlich noch ein Shōka nishu-ike aus rotem Cornus und Winterchrysanthemen in einer Grundform aus neun Linien auf dem Programm. Die Rikka shōfūtai nahmen schön langsam Form an und auch das eine oder andere Rikka shimpūtai ließ sich im Lauf des Tages bereits bewundern. 
Nach Beendigung des Unterrichts trafen wir uns zur jährlichen Mitgliederversammlung der Study Group, wobei diesmal wieder Vorstandswahlen auf der Agenda standen. Kurzes Resümee, wir dürften gute Arbeit geleistet haben, denn die Vorstandsmitglieder wurden für die kommenden drei Jahre wiedergewählt. 

Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen von Shōka, wobei wir uns auf sanshu-ike und sanshu-ike kabu-wake konzentrierten. Aber auch Shōka shimpūtai durfte nicht fehlen. Das erste Beispiel-Arrangement war ein sanshu-ike mit recht konventioneller Materialkombination. Nerinen für shin und shin-ashirai, Ruscus für soe und shin-ashirai und schließlich Eustoma für die tai-Gruppe. 
Für das geteilte Shōka sanshu-ike (das allerdings auch einteilig gearbeitet werden konnte) waren Liatris (shin- und soe-Gruppe), kleine weiße Rosen oder Chrysanthemen (tai) und Waxflower (ashirai) eingeplant. Für das abschließende Shōka shimpūtai mussten wieder selbst Ideen gefunden werden. 

Da von der Eibe für das Rikka ziemlich viel übrig geblieben ist, wurde die gleich zweckentfremdet und als Hauptmaterial für Shōka nishu-ike oder auch für geteiltes sanshu-ike verwendet. Das restliche Grünzeug wurde nach Ende des Workshops eingesammelt und wird von einer unserer Damen für die Adventkranzproduktion bzw. für diverse Weihnachtsdekorationen weiterverarbeitet. Es ist schön, dass wir die Reste nicht entsorgen müssen, sondern dass sie noch einen Zweck erfüllen können. 

Nach unserem Übungsabend am 9. Dezember, bei dem wir auch eine kleine Weihnachtsfeier abhalten werden, verabschieden wir uns dann mal in die Winterpause. Hier nun ein kleiner Ausschnitt unserer Arbeiten.

Mittwoch, 26. November 2025

Shōka nishu-ike und Freestyle

Unser gestriger Übungsabend brachte uns vom Material her bereits etwas Vorgeschmack auf die kommende Adventszeit. Am 4. Dezember werde ja üblicherweise die Barbarazweigerl geschnitten und am Großmarkt liegen deshalb bereits Unmengen an Kirschzweigen in Großbunden herum. Die konnten wir sowohl für Shōka als auch Freestyle verwenden. 

Für Shōka nishu-ike gab es kleine Santini-Chrysanthemen in zwei Farben als nejime und beim Freestyle wurden wir ein wenig festlich. Amaryllis, Kiefer und goldgefärbte Grevillea verliehen den Arrangements den nötigen Kick. Allerdings ist auf den Bildern noch nicht so viel Festlichkeit zu sehen, da die Amaryllis derzeit komplett knospig sind. 
Aber im Warmen werden die Blüten sehr bald aufgehen. Bei guter Pflege und häufigem Besprühen lassen sich vielleicht auch die Kirschen dazu überreden, aufzublühen. Man muss eben in der Zwischenzeit mehrmals die Blumen wechseln.

Eine unserer Damen schaffte es sogar, Zweige für ein Shōka betsuden soe-nagashi zu schneiden und eine andere fand wunderbar gebogene Kirschzweige in ihrem Bund. Die konnte sie gleich für uchi-soe in Kombination mit hidari-tai verwenden.

Da am Wochenende auch der letzte Workshop dieses Jahres über die Bühne gehen wird, galt es noch letzte Details zu besprechen. Danach bleibt uns nur mehr der Übungsabend am 9. Dezember, bevor wir das Ikebana-Jahr abschließen müssen. Zeit, ein wenig Rückschau zu halten und uns auch mal gemütlich zusammenzusetzen. Nach einer kurzen Erholungspause starten wir dann am 2. Dienstag im Jänner wieder voller Elan neu durch.

Hier nun die Bilder unserer gestrigen Arbeiten (bis auf ein Shōka, das wollte sich partout nicht verewigen lassen). Hausübungen sind bereits angekündigt und werden sicher nach und nach eintrudeln.


Montag, 17. November 2025

Workshop in Passau

Der Wochenend-Workshop im Bildungshaus Spectrum Kirche in Passau brachte uns wieder eine sehr intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Ikenobō-Stilen. 
Die Anreise verlief ruhig und mit der Pflanzenbestellung hat ebenfalls alles gut geklappt. Dank tatkräftiger Mithilfe früh angereister Kolleginnen war auch die Verteilung schnell erledigt. Nach und nach trudelten die weiteren Teilnehmerinnen ein und nach dem gemeinsamen Abendessen machten wir uns ans Werk. 

Zum Aufwärmen stand Freestyle auf dem Programm, wobei ein eher designhafter Ausdruck angestrebt war. Was auf dem Papier recht simpel erscheint, hat sich dann doch als ein wenig komplizierter herausgestellt. Wir hatten ziemlich ausdrucksstarkes Material zur Verfügung (Aralienblätter, Nadelkissenprotea, Kleinkram), das aber in Einklang mit dem Gefäß zu bringen war nicht immer ganz einfach. 
Das zweite Arrangement der Abend-Session war ein Shōka sanshu-ike mit Liatris, Ruscus und kleinen Chrysanthemen. Die Herausforderung hier bestand im Ausschneiden der Santini-Chrysanthemen. Zum Ausklang des Abends gönnten wir uns abschließend das eine oder andere Gläschen Wein. 

Nach einer recht kurzen Nacht ging es in der ersten Lektion des Samstags noch einmal um Shōka shōfūtai. Auf vielfachen Wunsch haben wir ja unseren 'Fahrplan' etwas angepasst und anstelle eines ausgedehnten Theorieteils mit anschließenden Vorführungen den Tag in mehrere einzelne Einheiten unterteilt. Den Teilnehmerinnen blieb es allerdings nach wie vor selbst überlassen, welches Arrangement sie wann arbeiten wollten und auch die Materialkombinationen waren nicht in Stein gemeißelt. Schließlich waren genügend Blumen vorhanden und konnten bunt gemischt werden. 

Am Vormittag beschäftigten wir uns also mit Shōka isshu-ike mit Eustoma, wobei eine Grundform mit neun Linien gearbeitet werden sollte. Dabei ging es in erster Linie darum, aus den vier vorhandenen Stielen die einzelnen Elemente auszuwählen und dabei auf die richtige Mischung aus Knospen, halb offenen und bereits weiter geöffneten Blüten zu achten. Mit anderen Worten, nicht einfach wild drauflos werkeln, sondern vorausschauend arbeiten, damit man nicht am Ende draufkommt, dass man zwar ein ordentliches Grundgerüst hat, einem aber der richtig gewachsene tai-saki fehlt. 

In der ausgedehnten Nachmittags-Lektion gab es eine Einführung in korrektes Drahten (welche Drahtsorte für welchen Zweck, Auswahl der richtigen Drahtstärken und Anwendung unterschiedlicher Techniken) und die Damen durften sich an einem Rikka shimpūtai versuchen. Nach dem Abendessen stand dann noch tatehana auf dem Programm. 

Am Sonntag gab es keine Vorführung, denn die Damen sollten ihre eigenen Ideen in Form eines Shōka shimpūtai umsetzen. Nach dem Mittagessen war dann großes Aufräumen angesagt und Arrangements und Restblumen wollten so verstaut werden, dass sie den Heimtransport gut überstehen und man noch lange Freude an ihnen haben kann. 

Und dann war der Workshop auch schon wieder zu Ende – viel zu schnell, denn gerade ist man so schön im Flow gewesen und hätte gerne noch mehr getan. Nun ja, immerhin gibt es Überlegungen, in Zukunft vielleicht einmal im Jahr einen ausgedehnteren Workshop zu veranstalten. Fünf Tage würden sich da anbieten. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, vor 2027 wird sich das nicht ausgehen. Hier jedenfalls ein kleiner Einblick in unsere Arbeiten.