Sonntag, 19. Mai 2019

Ichiyō-Workshop in Wien

Gabriela und ich nutzten die Gelegenheit, an einem von Ikebana International Chapter #223 Vienna organisierten Workshop mit den Ichiyō-Meisterinnen Corrie van der Meer-Fischer und Jeanne Rauwenhoff teilzunehmen. Das Programm klang sehr vielversprechend und wir wurden auch nicht enttäuscht. 

Am Samstagvormittag beschäftigten wir uns mit einem Schalenarrangement im Moribana-Stil, allerdings ohne die Verwendung eines kenzan. Aus langen, entblätterten Cornus-Zweigen sollten wir uns eine Befestigungsmöglichkeit basteln, die gleichzeitig als Gestaltungselement dient. 
Dafür haben wir die Zweige so lange gebogen, verdreht und miteinander verflochten, bis sie stabil in der Schale ruhten und durch ihre Eigenspannung nicht nur eine dreidimensionale Struktur bildeten, sondern auch in der Lage waren, die Blumen sicher zu halten. 
Diese sollten nicht niedrig wie in einem üblichen Moribana, sondern eher so wie in einem Nageire arrangiert werden und über die Haltestruktur hinausragen. Verschiedenfarbige Eustoma und Hostablätter hatten wir dafür zur Verfügung. 

In der Nachmittagseinheit ging es dann um Nageire nach dem Motto "Balance durch Ungleichgewicht". Dafür gab es verschiedene Möglichkeiten: Entweder den Schwerpunkt des Gefäßes verschieben, indem man es schief/gekippt aufstellt und das Gleichgewicht durch das Pflanzenmaterial wiederherstellt. Oder indem man auf einer Seite dichtes, schweres Material verwendet und auf der anderen Seite leichte, luftig anmutende Pflanzen arrangiert. Auch durch die Kombination dunkler und heller Farben kann dieses Ungleichgewicht geschaffen werden. 
Bei all diesen Methoden sollte im Endeffekt das Gesamtwerk wieder ausgewogen erscheinen und trotzdem Asymmetrie aufweisen. Für die Umsetzung stand uns eine große Auswahl unterschiedlicher Zweige und Blumen zur Verfügung, aus der sich jeder aussuchte, was einem gefiel. 

Die Aufgabenstellung für Sonntag erforderte ein gewisses Bastelgeschick. Wir fanden ein längliches Stück Eschenfurnier auf unserem Tisch und dazu kamen noch drei Typhablätter. Daraus sollten wir uns unser Gefäß basteln, das im Anschluss mit Gloriosa oder Clematis und kleinen Blättern bespielt werden sollte. 
Ob das Gefäß nun korbartig gestaltet wurde oder mehr skulptural, all das blieb uns selbst überlassen. 

Die Furnierplatte wurde in Streifen gebrochen – je nach Wunsch entstanden mal breitere oder auch ganz schmale Streifen. Diese wurden nun gebogen und miteinander verflochten, bis eine Form entstand, die den eigenen Vorstellungen am ehesten entsprach (und auch halbwegs stabil im Gleichgewicht blieb). Die Typhablätter dienten dabei als Kontrastmaterial und sie wurden genauso wie die Furnierstreifen verflochten. 
Die Blumen wurden in einem Orchideenröhrchen befestigt, das in der Struktur verborgen war. Da die Betonung des Arrangements auf dem "Korb" lag, haben wir die Blumen nur sehr zurückhaltend und als Akzentsetzung verwendet. Außerdem hat die Gloriosa aufgrund ihres prächtigen Aussehens sowieso für sich gewirkt. 

Mit einem deftigen Imbiss und gemütlichen Zusammensein ging der Workshop am frühen Sonntagnachmittag – leider viel zu früh – zu Ende. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie in anderen Ikebana-Schulen gearbeitet wird und welche Aspekte im Zentrum des Interesses stehen.

 die Meisterinnen bei der Arbeit ...
... und zwei ihrer Arrangements
  
 Gabriela's Arbeiten
 
 und hier meine Werke

Keine Kommentare: