Samstag, 28. März 2015

Ikebana-Vorführung

Also unsere Ausstellung im Vernissagenraum des Gartenbaumuseums in Wien entwickelt sich prächtig. Freitag und Samstag konnten wir uns über einen steten Zuschauerstrom freuen und die nachmittägliche Vorführung im Seminarraum der ÖGG erwies sich als voller Erfolg. Zuerst dachten wir, dass 45 Stühle vielleicht doch etwas zu hoch gegriffen sind, aber siehe da, alle Sessel waren besetzt und sogar einige Tische wurden als Sitzgelegenheit zweckentfremdet. Mit so einem Zulauf haben wir nicht gerechnet. 
Die Vorführung begann um 15:00 mit der Vorstellung der Ikebana-Gruppe und der ausführenden Damen. Danach ging es gleich los mit einem natürlichen Jiyûka mit Forsythien und Anemonen, aufgepeppt mit Minichrysanthemen, Limonium und Pittosporum. Dann der fliegende Wechsel zu einem Shôka shinpûtai in einer klassischen Bronze, genannt ichimonji (übersetzt "ein Strich"). Arrangiert wurde mit Kerria als shû, einer weißen Tazette als und einem dezent gestreiften Aspidistra-Blatt als ashirai. Den Abschluss der ersten Runde bildete wieder ein Jiyûka, diesmal eine schräge Form nach den neuen Regeln (naname-no-hana) mit Schwerpunkt Linie. Dafür wurden Narzissen, blau-violette Eustoma und zarte, verzweigte Cornus-Zweige verwendet, die bereits die ersten Blättchen angesetzt hatten.
Das Publikum war nun aufgewärmt und konnte in der nächsten Runde mit etwas anspruchsvolleren Arrangements konfrontiert werden. Den Auftakt bildete ein Shôka shôfûtai nishu-ike mit Palmkätzchen und weißen Eustoma in einer modernen Bronze. Wie die ziemlich geraden Palmkätzchenzweige nach ein paar Handgriffen plötzlich die typische Shôka-Biegung aufwiesen, verblüffte die Zuschauer. Der Kontrast der strahlend weißen Blumen gegenüber dem dunklen Gefäß tat sein Übriges, um die schlichte Eleganz des Arrangements hervorzuheben. Zur Auflockerung folgte ein Jiyûka tate-no-hana, wieder mit Narzissen als Hauptmaterial, aber diesmal eben in einer aufrechten Form und mit breitem Fuß. Der farbliche Kontrast wurde mit rosa-violetten Anemonen erzielt und als Füllmaterial fungierte wieder Pittosporum. Die  Linien der Narzissenstiele wurden durch Drehweidenzweige verstärkt. Dann wieder ein Shôka, diesmal Denka mit Tulpen. 2 Blüten und einige Blätter in einer Keramikvase arrangiert und schon entstand der Eindruck als würden die Tulpen in ihrer idealen Form direkt vor dem Betrachter aus dem Boden wachsen.
Auf die Frage hin, ob wir damit enden sollen oder ob das Publikum vielleicht noch ein weiteres Arrangement sehen will, gab es ein sehr deutliches Votum - also wurde zum Abschluss ein Rikka shinpûtai vorgeführt. Die Zuschauer wurden gewarnt, dass es diesmal länger als bisher dauern würde, bis das Arrangement fertiggestellt sei. Denn obwohl fast alles bereits vorbereitet und die Linien gedrahtet waren, erfordert der Zusammenbau Geduld. Die Hauptmaterialien waren braun-rote Anthurien in Kombination mit kräftigen Pflaumenzweigen. An weiteren Farben waren neben dem Grün der Blätter noch blau (Iris, blau-weiße Eustoma und Disteln), weiß (Tazetten und Eustoma) und rot (in Form von Anemonen im Hintergrund und einer Korallenblume - Jatropha podagrica - ganz vorne) vertreten.
Nach gut 90 Minuten endete die Vorführung und wir durften uns über langanhaltenden Applaus und viele Fragen freuen. Wie es aussieht, werden wir wohl im kommenden Frühjahr wieder eine Ausstellung auf die Beine stellen.    

 Runde 1 - natürliches Jiyûka, Shôka shinpûtai und Jiyûka naname-no-hana

 2. Runde - Shôka shôfûtai nishu-ike, Jiyûka tate-no-hana und Denka-Shôka

 und zum Schluss das Rikka shinpûtai

Freitag, 27. März 2015

Ausstellung - Nachtrag

Hier nun die restlichen Bilder - diesmal waren die Lichtverhältnisse besser.....

 klassisches Shôka shôfûtai isshu-ike und modernes Shôka kabu-wake sui-riku-ike

 klassisches Denka-Shôka oki-fune mit Tazetten

 ... und noch mehr Jiyûka

"Frühlingsboten" - Ausstellung in der ÖGG

Geschafft!!! Wir haben unsere Ausstellung im Vernissagenraum des Gartenbaumuseums aufgebaut und bei der Eröffnung sind wir nicht alleine dagestanden! Aber alles der Reihe nach:
Nach dem obligaten frühmorgendlichen Großmarktbesuch ging es gleich ab in die ÖGG, die Blumen wurden versorgt und der gesamte benötigte Kram wurde nach oben in den 1. Stock geschafft und sortiert. Nach diesem "Frühsport" blieb gerade mal Zeit für eine Tasse Tee, dann galt es das Rikka aufzubauen, solange es noch ruhig war. Entsprechende Routine, ein guter Plan und die Verwendung zweier "recycelter" Elemente vom Rikka in Puchberg (maeoki - immer eine mühsame Angelegenheit, die Teile zu drahten - und ushiro-gakoi konnten wiederverwendet werden) trugen dazu bei, dass das Arrangieren flott von der Hand ging. 
Die ersten Damen trafen im Lauf des Vormittags ein, wir stellten Tische und Podeste auf und verteilten die Tischtücher. Auch die großen Vitrinen mussten an ihre Plätze gerückt werden. Dann wurde fleißig weiter arrangiert, schließlich sollten noch einige weitere Ikebana fertiggestellt werden. Am frühen Nachmittag trudelte der nächste Schwung an Teilnehmerinnen ein und wurde aus Platzgründen in den Seminarraum der ÖGG verbannt. Dort konnten sie in Ruhe an ihren Werken feilen, während im Ausstellungsraum die Aufbauarbeiten langsam beendet und die entsprechenden Stellplätze zugewiesen wurden.
Zwischenzeitlich brachten einige Damen auch Selbstgebackenes und Sekt vorbei, wodurch die Stimmung stieg und das Arrangieren gleich noch besser von der Hand ging. Je näher unsere gesetzte Deadline - 1 Stunde vor der Eröffnung sollte alles so ziemlich fertig sein - rückte, desto intensiver wurde gearbeitet. Alles wurde gefegt, herumliegendes Verpackungsmaterial und sonstiges Ikebana-Zubehör verschwand hinter den Stellwänden und die Restblumen wurden die Stiegen hinunter ins Freie geschleppt. Schließlich brauchen wir einiges davon noch am Samstag für die Vorführung. Nach den letzten Korrekturen wanderten auch die Arrangements aus dem Seminarraum hinunter in den Vernissagenraum, alles wurde nochmals kontrolliert und die ersten Foto-Runden konnten absolviert werden. Es blieb auch noch genug Zeit, durchzuschnaufen und sich selbst für die Eröffnung herzurichten. Mittlerweile stellten Mitarbeiterinnen der ÖGG die Getränke bereit und verteilten Knabbereien auf den Stehtischen.
Kurz vor der offiziellen Eröffnung trudelten die ersten Besucher ein und die geladenen Redner wurden durch die Ausstellung geführt. Schließlich ergriff Berthold Steinschaden, Generalsekretär der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft, das Wort, begrüßte die Anwesenden und gab einen Einblick in die japanische Kultur und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu unserem Kulturkreis. Danach richtete sich Dr. Brigitte Schmidt, Vizepräsidentin der ÖGG, an die Gäste und eröffnete die Ausstellung. 
Die Besucher wanderten durch die Ausstellung, betrachteten die Arrangements und fanden sich anschließend zu anregenden Gesprächen bei Sekt und Snacks an den Stehtischen zusammen. Erst nach mehr als 2 1/2 Stunden leerte sich die ÖGG und wir konnten noch kurz aufräumen. Man kann sagen, schon der Beginn der Ausstellung war ein voller Erfolg. Bleibt noch zu hoffen, dass uns in den kommenden Tagen noch viele Besucher beehren und dass die Vorführung am Samstagnachmittag ebenfalls gut besucht sein wird.
Hier nun die ersten Bilder unserer Werke. Einige Arrangements waren wegen ungünstiger Lichtbedingungen am Abend nicht zu fotografieren, Fotos dieser Arbeiten werden aber noch nachgereicht.

 Rikka shôfûtai - mit viel kimono und nur einigen Blumen

Gegenüberstellung Rikka shinpûtai - Jiyûka mit gleichem Hauptmaterial


Shôka shinpûtai- sehr variantenreich

ein (noch) einsames Shôka shôfûtai - weitere Arrangements folgen

 Jiyûka in allen Farben, Formen und Variationen

Mittwoch, 25. März 2015

Palmkätzchenfieber

Der frühmorgendliche Trip zum Blumengroßmarkt ergab diesmal wunderbare, feine Palmkätzchenzweige, bestens geeignet für ein zartes Shôka oder ein luftiges Jiyûka. Passende Frühlingsblumen dazu zu finden, erwies sich aber als nicht sehr befriedigend. Tulpen hätten nicht zu den zarten Linien gepasst und mit Tazetten wollten wir uns nicht schon wieder herumschlagen. Das "Ausziehen" und neu Zusammenfügen haben wir schließlich schon vor einem Monat exzessiv geübt. Ringelblumen waren ebenfalls zu wuchtig und von den Eustoma, die den passenden Ausdruck geliefert hätten, waren nur mehr die gefülltblühenden Sorten erhältlich. Also Chrysanthemen - nicht gerade ein Frühlingsgewächs, aber die weißblühende Santini-Sorte mit den dunklen Herzen erinnert irgendwie an Gänseblümchen und wirkt so frisch-fröhlich-frühlingshaft. Für das Jiyûka gab es Narzissen und Schneeball als Begleitung. Zusammen mit den Palmkätzchen sollte daraus ein naname-no-hana, eine schräge Form, diesmal mit etwas breiterem Fuß entstehen.
Der Kurs war wieder sehr gut besucht und auch 2 Interessentinnen kamen vorbei, um einmal zu sehen, was Ikebana eigentlich ist. Immerhin hatten wir genügend Material und auch der Fundus an Gefäßen und Leih-kenzan war gut gefüllt, so konnten sich die beiden gleich gemeinsam an einem Jiyûka probieren.
Zusätzlich wurden Vorarbeiten für Arrangements für die Ausstellung geleistet und verschiedene Materialvarianten ausprobiert. Und natürlich nicht zu vergessen - zwei unserer Damen bekamen die lang ersehnten Diplome verliehen! Und das Headquarter scheint auch mit der Zeit zu gehen. Die hässlichen Namensschilder - eine unsägliche Kombination aus hellbraunem Kunststoffrahmen und einem Einschub mit dem Namen gedruckt auf Papier mit gelblich-brauner Holzmaserung - wurden endlich gegen moderne Acrylglasschilder ausgetauscht! Das ist ein wirklicher Fortschritt, endlich kann man die Dinger getrost neben ein Arrangement stellen, ohne dass man Sehstörungen kriegt ;-)

 unsere Shôka shôfûtai nishu-ike, sogar zwei betsuden-Varianten (jodan-nagashi) sind vorhanden

Jiyûka naname-no-hana mit mehr oder weniger breitem Fuß bzw. eine Kombinationsform

Montag, 16. März 2015

Puchberg - letzter Tag

Der letzte Seminartag bescherte und uns wieder Jiyûka und endlich auch Shôka shinpûtai. Da uns die Korrekturarbeiten am Rikka fast bis zur Mittagspause beschäftigten, startete der eigentliche Unterricht ziemlich spät. Zuerst wurde ein Shôka shinpûtai mit Eucharis und Wachsblume als Hauptmaterialien vorgeführt. Diesmal durfte sich auch der Nachwuchs daran versuchen. Nachmittags gab es noch ein kreatives Jiyûka mit Schwerpunkt Fläche, das durch die Materialzusammenstellung aus Farn, Anemonen, Statitze und blühendem Viburnum frühlingshaft und farbenfroh wirkte. 
Wir Fortgeschrittenen konnten das verteilte Material selbst kombinieren und natürlich auch auf das kazai der vergangenen Tage zurückgreifen. Da aber auch noch die Aufräumarbeiten im Blumenraum anstanden, verzichteten einige von uns auf ein zweites Arrangement und arbeiteten hauptsächlich das Shôka shinpûtai. Ich wollte ein neues Gefäß einweihen und entschied mich für das Jiyûka. Leider kommt die räumliche Tiefe auf dem Bild nicht zur Geltung, in "echt" hat das Arrangement wesentlich besser ausgesehen ;-)
Nach der Überreichung der Urkunden und der offiziellen Verabschiedung der Meisterin ging es ans Zusammenpacken und Saubermachen. Und dann war das Seminar auch schon wieder vorbei. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Diesmal war es ein außerordentlich harmonisches Seminar und die Arbeit mit den frühlingshaften Zweigen und Blumen hat viel Spaß gemacht. Jetzt bräuchte man nur noch einige Tage zur Erholung .....

 frühlingshafter Seminarabschluss

 mein Jiyûka, das auf dem Foto so gar nicht zur Geltung kommt

Puchberg-Seminar - Rikka-Tag

Der Rikka-Tag ist immer sehr anstrengend - sowohl für uns als auch für die Meisterin. Denn sie muss schließlich für den Nachwuchs zusätzliche Jiyûka vorführen. Diesmal waren es ein natürliches Jiyûka mit Blutpflaume, Chrysanthemen und Kiefer und ein etwas kreativeres Arrangement mit Drachenweide, Kamelien und ebenfalls einem kleinen Kiefernzweiglein.
Das Rikka shôfûtai bescherte uns ziemlich wunde Finger, da viel holziges kazai verwendet wurde und entsprechend umfangreiche Draht- und Biegearbeiten zu erledigen waren. Da als Blumen 5 Tazettenstämme nötig waren, mussten auch in mindestens 20 Blätter Draht eingezogen werden. Wegen der erforderlichen Biegung der Blätter, musste es recht dicker Stahldraht sein, der in die Blätter kam, damit die Stabilität gewährleistet war. Auch die erforderliche Länge machte es nicht einfacher. Wenn von der Blattspitze her nichts mehr ging, musste von unten ein zweiter Draht eingezogen werden. Und da manche Blätter die Prozedur nicht goutierten, waren im Endeffekt mindestens 30 Tazettenblätter zu bearbeiten.
Das Rikka selbst wirkte zurückhaltend, aber auch sehr edel, was besonders an den Kamelien im maeoki lag. Allerdings sind die Blüten recht heikel. Eine Bewegung zu viel, und das Blütenköpfchen bricht ab. Und das bei einer Linie, die wegen der fast rechtwinkeligen Biegung ziemlich ausführlich gedrahtet werden muss. Auch der Wacholder für den verlangte den Fingern viel ab. Als Blickfang neben der Trauerweide - wieder aus gerade gewachsenen Trieben geformt - dienten auch die Pfirsichzweige, diesmal in einer hellrosa Variante.
Im Endeffekt schafften wir es bis zum späten Abend, zumindest alle Linien in die Vase zu stellen. Die Endkorrektur fand dann am nächsten Morgen statt und es dauerte fast bis Mittag, bis alle Rikka fertiggestellt waren. Wunderbarerweise hielten die Kamelien sehr gut durch.

die Vorführ-Jiyûka ....

 .... und das Rikka der Meisterin

hier meine Variante - natürlich wieder einmal gyakku-gatte

Puchberg-Seminar - alle lieben Shôka

Freitag trafen die letzten Seminarteilnehmerinnen ein, gerade rechtzeitig, um sich mit Shôka shôfûtai auf das samstägliche traditionelle Rikka einzustimmen. Von den Farben und teilweise auch vom Material her stand der Tag im Zeichen des Mädchenfestes. Es dominierten gelb und rosa. Diesmal wurden für den Nachwuchs extra zwei Jiyûka vorgeführt, während wir uns auf Shôka shôfûtai nishu-ike bzw. sanshu-ike konzentrierten.
Vormittags durften wir mit Palmkätzchen das Biegen der Shôka-Form üben. Dazu kamen noch Tazetten, die natürlich zuerst "ausgezogen" werden mussten, um dann in der optimalen Form wieder in die (leider sehr kurze) hakama eingefädelt zu werden.
Am Nachmittag kämpften wir mit jungen, gerade gewachsenen Weidenzweigen, die in eine trauerweidenähnliche Form gebracht werden sollten. Weidenruten an etwas dickeren Stämmen, wie wir sie hier benötigen, sind wenigstens recht gut formbar. Wir konnten keine "echte" Trauerweide verwenden, denn deren Jungtriebe hängen zu sehr nach unten, ohne den richtigen Schwung aufzuweisen.
Der Nachwuchs übte mit den dünneren Trieben und formte augenförmige Strukturen, die in der Schale zu einem dreidimensionalen Gebilde gesteckt wurden. Dazu noch Pfirsichzweige und kleine, gelbe Chrysanthemen und fertig war ein kreatives Jiyûka. Die Chrysanthemen sind zwar nicht gerade Frühlingsblumen, aber wir wollten nicht schon wieder Tazetten verwenden. Und Tulpen sind nun mal kein beliebtes kazai für Shôka bzw. Ranunkeln sind wegen der fehlenden Blätter dafür überhaupt nicht geeignet. Leider gibt es bei uns diesen besonderen japanischen Raps nicht, der üblicherweise beim Mädchenfest Verwendung findet.
An der Prüfungsfront spielte es diesmal Shôka shinpûtai kabu-wake, Aspidistra-Shôka und einen Kranich mit Zierkirsche. Vor dem anstrengenden Rikka-Tag die letzte Möglichkeit, Punkte zu sammeln.
Am Abend wurden im feierlichen Rahmen Diplome an einige Damen verliehen. Die Einreichprozedur ist ziemlich langwierig und die Urkunden trudeln mitunter erst nach mehr als einem Jahr bei den Empfängerinnen ein.
 
 
 die "Vorlagen" für Freitag

 
meine Übungen und das letzte Prüfungsarrangement