Mittwoch, 26. Oktober 2022

Tanzende Blätter im Herbstwind

Der gestrige Übungsabend stand unter dem Motto 'Tanzende Blätter' und wenn man die fertigen Arbeiten betrachtet hat, ist wirklich das Gefühl aufgekommen, dass der Herbstwind das Laub durcheinanderwirbelt. 

Diesmal war für das Arrangement eine Menge Vorarbeit nötig. Bunte Herbstblätter mussten gesammelt und sorgfältig gebügelt werden. Diese Behandlung führt dazu, dass die Farben in den Blättern besser fixiert werden und sie nicht nach und nach ausbleichen. Dabei muss man allerdings auf die Temperatur aufpassen, denn speziell gelbe Blätter neigen bei zu großer Hitze dazu, dunkel zu werden. 
Direkt nach dem Bügeln sind die Blätter ziemlich brüchig, deshalb lässt man sie ein paar Tage leicht gepresst zwischen Küchenpapier liegen, damit sie sich entspannen und wieder etwas von der Luftfeuchtigkeit aufnehmen. 

Wenn dann der Zeitpunkt für das Arrangieren gekommen ist, geht es ans Montieren. Damit die Blätter tanzen können, muss an der Rückseite Draht angeklebt werden. Zuvor sollte man sich aber die Ausrichtung der fertigen Blätter überlegt haben, damit man die richtige Technik anwendet. 
Und die Drahtstärke sollte ebenfalls passen. Ist er zu dünn, hält er das Gewicht der Blätter nicht, ist er zu dick, sieht es nicht elegant aus. Also nicht einfach planlos draufloswerkeln, sondern eine genaue Vorstellung haben, wie man das Thema umsetzen will. 
Auch ist es von Vorteil, erst einmal das Grundgerüst aus den Blumen zu arrangieren, bevor man die Blätter tanzen lässt. Steckmasse ist dafür natürlich besonders geeignet, denn im kenzan muss man an den Drahtenden noch zusätzliche Füßchen anbringen. Der Nachteil von Steckmasse ist, dass man nicht unendlich oft umstecken kann, denn sonst hat man nur noch Löcher oder Brösel übrig. Auch bei diesem Schritt gilt also: überlegt vorgehen.

Für die meisten TeilnehmerInnen vor Ort gab es als Blumenmaterial zwei Sorten Chrysanthemen – Spinnen und kleine Santinis oder Gartenchrysanthemen. Die Farbkombination Gelblich-Braun mit Violett wirkte schön herbstlich, ohne zu sehr von den Blättern abzulenken. Durch die unterschiedlichen Gefäße und die verschiedenen Blattformen und Anordnungsvarianten entstanden vielfältige Arrangements, keines glich dem anderen. Davon kann man sich in unserer Galerie überzeugen.

Freitag, 21. Oktober 2022

Monatstreffen Ikebana International

Beim Oktober-Treffen von Ikebana International Chapter Vienna #223 konnte ich diesmal nur online via ZOOM dabei sein. Das Thema lautete 'Herbstliches Material aus den Gärten' und die vor Ort Anwesenden konnten sich an diversen Pflanzen aus dem Garten unserer Präsidentin bedienen. 
Neben Knöterich waren auch Schachtelhalme in großer Zahl vorhanden, daneben durfte die Aucube beschnitten werden und auch die Eberesche steuerte Blätter und Beeren bei. 
Die fertigen Arbeiten wurden dann vor der Kamera präsentiert und erklärt. Es hat sich wieder eine schöne Runde im Haus der Präsidentin eingefunden. Die einzelnen Arbeiten werden später auf der Website des Chapters veröffentlicht. 
Anschließend an den praktischen Teil gab es noch Bilder von einem Sōgetsu-Workshop in Holland und einer Ausstellung von Ikebana International in Paris zu sehen. 

Mein Beitrag bestand aus einem Freestyle mit herbstlich verfärbten Forsythien, Miscanthus, einigen Feuerdorn-Beeren und Kirschlorbeer im Hintergrund. Das alles stammt aus dem großen Garten der Wohnhausanlage, womit das Thema des Treffens eingehalten wurde. 
Die verwendeten Blumen – Hahnenkammcelosie und Chrysanthemen – sind ebenfalls jahreszeittypische Materialien. Das Muster der Vase mit den metallischen Gelb- und Kupfertönen passt meiner Meinung nach sehr gut zu den verfärbten Forsythienblättern.
Hier nun das Foto meines Arrangements mit dem Titel 'Herbstgarten'.

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Shōka shimpūtai

Nach der Langen Nacht der Museen und der anschließenden Herbstausstellung – die übrigens sehr gut angekommen ist – sowie der Vorführung am Samstag war der Übungsabend etwas weniger gut besucht als üblich. Kein Wunder, nach so viel Ikebana brauchten manche von uns einfach eine Pause. Es ist in kurzer Zeit doch ganz schön viel zusammengekommen. 

Beim Übungsabend stand diesmal Shōka shimpūtai auf dem Programm, wofür jeder selbst Material mitbringen sollte. Natürlich fanden sich Überbleibsel von der Ausstellung, aber die herbstliche Natur hat uns zusätzlich mit schönen Zweigen und Beeren versorgt und auch vergilbende Iris- und Gladiolenblätter haben ihren ganz eigenen Reiz. 

Die Materialkombination für ein (gutes) Shōka shimpūtai ist immer wieder eine Herausforderung. Dabei findet sich shu eigentlich relativ einfach, vorzugsweise wählt man jenes Material aus, das einem besonders anspricht. Bei der Auswahl yo sollte man dann allerdings die eigenen Präferenzen etwas hintanstellen und nicht einfach das zweitliebste Material verwenden. Schließlich muss yo ja zu shu passen, damit die beiden gemeinsam Harmonie und Spannung vermitteln.
Mit ashirai wird die Arbeit dann vollendet, wobei mit diesem Element die berühmten 'fehlenden Aspekte' hinzugefügt werden. 
Ein weitgefasster Begriff, denn die 'fehlenden Aspekte' können viele verschiedene Aufgaben erfüllen. Beispielweise Bewegung, Farbe oder Balance ins Arrangement bringen oder einen jahreszeitlichen Effekt hinzufügen. Ashirai im Shimpūtai haben also ganz andere und viel weiter reichende Aufgaben als im Shōfūtai. 

Neben Shimpūtai wurden auch Shōka sanshu-ike (für eine Prüfung) und Freestyle gearbeitet. Leider wurden nicht alle Arbeiten mit der allgemeinen Kamera fotografiert, aber vielleicht taucht noch das eine oder andere Bild auf. Außerdem können immer noch Hausübungen nachgereicht werden, die dann laufend veröffentlicht werden.

Für unseren nächsten Übungsabend in zwei Wochen brauchen wir dann getrocknete Herbstblätter, die wir in einem Freestyle tanzen lassen wollen. Also werden wir wohl bald damit beginnen, schöne Blätter zu sammeln und zu bügeln. Denn mit dieser Methode bleiben die Farben viel besser erhalten, als wenn man das Laub einfach pressen und trocknen würde.