Mittwoch, 19. August 2020

Im Zeichen der Sonnenblume

Sonnenblumen waren das große Thema des letzten außerordentlichen Übungsabends. Im September geht es mit dem regulären Unterricht weiter und zu Monatsbeginn starten wir gleich mit einem Wochenend-Workshop über Rikka shōfūtai. 

Aber zurück zu den Sonnenblumen. Wir hatten Freestyle, Shōka shōfūtai sanshu-ike und Shōka shinpūtai zur Auswahl. Wer konnte, brachte selbst Material mit, für die anderen gab es das bereits bekannte Überraschungspaket vom Großmarkt. Das enthielt diesmal neben kleinblütigen Sonnenblumen etwas Wiesenknopf und feuerwerksartige Zierhirse, Trachelium in weiß oder lila und zarte, blaue Eustoma, und zwar die wildblumenhaft aussehende Neuzüchtung. 

Diese besondere Eustoma gibt es bei uns so selten und dabei ist die Sorte durch die schön geschwungenen Stiele und duftigen Blüten so wunderbar für Ikebana geeignet. Zwar nicht unbedingt für Shōka shōfūtai als tai, denn da bereiten die gebogenen und sehr dünnen Stiele etwas Kopfzerbrechen. Aber im oberen und mittleren Bereich ist die Pflanze ein Knaller. 

Unser Seminarraum war diesmal wieder bis auf den letzten Platz besetzt und rund die Hälfte der Damen (und nicht zu vergessen unser sehr fleißiger Kollege) brachten ihre eigenen Blumen mit. 

Vorgeführt wurden ein Shōka shōfūtai sanshu-ike und ein Freestyle in einer kreativen Vase, die flach liegend oder senkrecht gestellt verwendet werden kann. Diesmal war die Variante Plattfuß an der Reihe. Die meisten der entstandenen Werke wurden Freestyle gearbeitet, es gab eine Vielfalt an umgesetzten Ideen. Aber auch Shōka sanshu-ike waren vertreten und natürlich einige sehr interessante Shōka shinpūtai.

Freestyle-Arrangements

Shōka sanshu-ike
Shōka shinpūtai

Montag, 17. August 2020

Lehrerfortbildung in Wollomoos

Beim diesjährigen Sommer-Seminar bei Frau Prof. Pointner im Atelier in Wollomoos beschäftigten wir uns intensiv mit Rikka-Theorie. Das klingt zwar nach ziemlich trockenem Stoff, aber wenn man die Zusammenhänge durchschaut hat, wird einem Vieles erst richtig klar. 

Natürlich mussten wir Berge an Papier durchackern, schließlich gibt es nicht nur die allgemeingültigen "19 Regeln" und "7 Lektionen" (ganz zu schweigen von Rikka okuden und dem großen Kapitel über suna-no-mono), sondern es müssen auch noch die Unterschiede zwischen klassischen und modernen Formen berücksichtigt werden. Und wir haben uns dabei nur auf Rikka shōfūtai konzentriert. Für die Shinpūtai-Theorie hätten wir ein zusätzliches Wochenende gebraucht. 

Wir hatten das Glück, in einer sehr kleinen Gruppe arbeiten zu können, was die Sache doch vereinfacht hat. So konnte auf individuelle Fragestellungen direkt eingegangen werden und es entspann sich so manche interessante Diskussion. 

Ein wichtiger Punkt war auch die Behandlung des Themas "welches Material darf ich wann und wo verwenden". Auch hier gibt es gravierende Unterschiede. Im klassischen Rikka sind beispielsweise Sonnenblumen tabu, während sie im modernen Gendai-Rikka sehr wohl arrangiert werden dürfen. 

Jedenfalls haben wir jetzt seitenweise Notizen ins Reine zu schreiben, alles zu sortieren und so richtig "sickern" zu lassen. Handykameras haben uns das Leben sehr erleichtert, so mussten wir die verschiedenen Schema-Zeichnungen und Grafiken nicht kopieren oder mühsam abmalen, sondern konnten einfach ein Foto der jeweiligen Seite anfertigen. Das hat uns viel Zeit gespart, die wir anderweitig nutzen konnten. 

Ach ja, in der Mittagspause am Samstag konnte auch mit selbst mitgebrachten Materialien arrangiert werden. Diese Möglichkeit haben wir uns nicht entgehen lassen. 

Sonntagnachmittag erhielten wir unsere Seminarbestätigungen feierlich überreicht – wir haben sie uns buchstäblich im Schweiße unseres Angesichts verdient – bevor wir uns auf den Heimweg machten. 

Herzlichen Dank an Prof. Pointner, dass sie sich so viel Mühe gemacht hat, ihr Wissen an uns weiterzugeben.

Tsuri-fune aus Schneebeere und Herbstastern
Gyōdō-ike aus Binsen und Iris
Denka aus Calla mit 9 Blättern in 2 kabu
Prof. Pointner im Kreise meiner Mitstreiterinnen

Dienstag, 4. August 2020

Sommerzeit ist Gladiolenzeit

Wie in jedem Jahr beschäftigen wir uns im Sommer einmal mit Gladiolen, und zwar entweder in Form eines Shōka shōfūtai oder als Freestyle-Arrangement. Auch heuer war es nun wieder so weit und wir schwärmten auf den Feldern der Umgebung aus, um uns passendes Material zu organisieren. 

Das Wetter hat uns beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber die starken Regenfälle verringerten sich doch ein wenig, sodass wir zwar mit tiefen, verschlammten Böden kämpfen mussten, dafür aber zusätzlich nicht auch noch von oben begossen wurden. Nur gut, wenn man spezielles Schuhwerk im Auto hat, das für solche Einsätze geeignet ist und das man dann zum Abtrocknen im Kofferraum liegen lassen kann. Trockener Schlamm lässt sich viel leichter abklopfen. 

Durch die vorangegangene Hitzeperiode waren die Blütenstiele der Gladiolen heuer erfreulicherweise gestauchter gewachsen und die Blüten waren kleiner, wodurch sie sich viel besser für Shōka eigneten. Und auch die Blätter waren teilweise schön schlank und ausreichend lang. Einem produktiven Übungsabend stand also nichts mehr im Wege. 

Üblicherweise wird das Vorführ-Shōka mit zwei oder drei Blüten gearbeitet, diesmal jedoch kamen gleich fünf Blütenstiele zum Einsatz. Dafür begnügten sich die Shōka-Damen dann in ihren eigenen Arbeiten mit weniger Blüten. 

Die Freestyle-Demo brachte ebenfalls eine Abänderung des üblichen Schemas. Kein natürliches Schalenarrangement im Moribana-Stil, sondern eine Umsetzung in einer kreativen Vase wurde gezeigt. Schließlich soll man sich im Unterricht Anregungen holen, wie man alternative Arrangements gestalten kann. 

Interessanterweise wurden die Freestyle-Arbeiten in den überwiegenden Fällen monochrom arrangiert, eventuell unter Hinzufügung von Fremdmaterial. Die Ergebnisse waren überaus sehenswert. 

In zwei Wochen – beim nächsten Übungsabend – steht wiederum eine sommerliche Leitpflanze auf der Agenda. Da wird dann mit Sonnenblumen gearbeitet, wahlweise als Freestyle oder Shōka. Man darf auf interessante Shōka sanshu-ike und Shōka shinpūtai gespannt sein. Und die Damen und Herren werden auch auf dem Freestyle-Sektor wieder spannende Arbeiten abliefern.


Freestyle-Arrangements
Shōka shōfūtai isshu-ike