Mittwoch, 29. November 2023

Shōka shimpūtai und Freestyle

Unsere Gruppe ist immer noch durch diverse Ausfälle dezimiert, da nach wie vor Erkältungskrankheiten grassieren. Dafür ist bereits jetzt die Beteiligung in Form von Hausübungen stärker als üblich. 

Laut Programm sollte Shōka shimpūtai mit selbst mitgebrachten Materialien geübt werden. Da sich aber einige von uns entweder noch nicht an Shimpūtai heranwagen oder schwer an passendes Material kommen, gab es zusätzlich ein Großmarktpaket mit Amaryllis für ein kleines Freestyle. 
Diese Blumen sind nicht ganz einfach zu arrangieren, da sie sehr große und schwere Blüten besitzen, die auf einem wuchtigen Stiel sitzen. Der neigt aber durch das Gewicht der Blüten gelegentlich zum Knicken. Das kann man durch ein Stäbchen im Stielinneren verhindern, eleganter wird er dadurch aber leider nicht. Allerdings sind Amaryllis typische vorweihnachtliche Blumen, die einer Arbeit einen festlichen Charakter verleihen. Der erste Advent steht vor der Tür, also lässt sich so ein Freestyle mit Amaryllis gleich zur Einstimmung nutzen.

Für das Freestyle haben wir uns wegen der oben genannten Nachteile entschieden, die Amaryllis eher niedrig zu verwenden. Arrangiert wurde im Hinblick darauf, dass die Knospen schnell aufblühen werden und dann auch etwas herabhängen. Also haben wir die Stiele länger als gewohnt gelassen, wodurch die Arrangements auf den Fotos zwar nicht so toll aussehen, ihre ganze Wirkung aber daheim mit den aufgeblühten Blüten entfalten werden. 
Prachtvolle Amaryllis-Blüten brauchen als Begleitmaterial eher zurückhaltende Pflanzen, damit es zu keiner Konkurrenzsituation kommt. Dafür waren die kleinen Tanacetum-Blüten ganz gut geeignet. Dazu dann noch verschiedenes Grünzeug, um der Diva den entsprechenden Rahmen zu bieten. 

Wie üblich wurde das Shōka shimpūtai nicht vorgeführt, schließlich sollten die Teilnehmer*innen unvoreingenommen ans Werk gehen. Bei selbst mitgebrachten Material ist die Vielfalt sehr hoch, da kommt es kaum vor, dass einer vom anderen abkupfert. Wenn hingegen Material zur Verfügung gestellt wird und es eine 'Vorlage' gibt, tendiert man (auch unbewusst) dazu, in irgendeiner Form zu kopieren.

Die Shimpūtai-Arbeiten waren überaus vielfältig, auch wenn die Wirkung einiger Arrangements auf den Fotos nicht so ganz zur Geltung kommt wie in echt. Es macht einen Unterschied, ob man für ein Foto arrangiert, oder für ein Werk, das dreidimensional wirken soll. Da machen wir lieber Abstriche bei den Bildern und erfreuen uns an den Originalarbeiten. 
Hier nun die bisherige Ausbeute. Wenn noch weitere Hausübungen eintreffen, werden die Fotos ergänzt.

Montag, 20. November 2023

Winterworkshop in der ÖGG

Wie jeden November fand am Wochenende der letzte Workshop des Jahres statt, wobei zusätzlich die Mitgliederversammlung der Study Group abgehalten wurde. Quasi zwei Fliegen mit einer Klappe erledigt. Und wie immer bei dreitägigen Workshops stand auch diesmal Rikka auf dem Programm.
Die Teilnehmer*innen konnten sich sogar zwischen Rikka shōfūtai und Rikka shimpūtai entscheiden, wobei die Hauptkomponenten Ilex, Chrysanthemen und Grevillea in beiden Paketen vorhanden waren. Für Rikka shimpūtai gab es zusätzliche Blumen und verschiedenes Grünzeug, wobei im Endeffekt genügend Material für zwei Arrangements vorhanden war. 

Der Freitag begann aber erst einmal damit, die Aspidistrablätter für das sonntägliche Denka zu sichten, zu sortieren und einzurollen, damit sie ihre Spannung bewahren. Auch wurden die anderen Pflanzen begutachtet und nötigenfalls ausgelichtet und frisch angeschnitten.
Nach der Materialversorgung wurden die grundlegenden Techniken des Drahtens wiederholt und praktisch vorgeführt, wobei besonders auf die korrekte Behandlung von kimono eingegangen wurde. Unser sashi-maze-Rikka bestand schließlich mit Ausnahme weniger Blumen für shō-shin, kusa-michi und kusa-dome ausschließlich aus holzigen Pflanzen. 
Zusätzlich musste auf die sashi-guchi und den Verlauf des Blumenweges geachtet werden, damit nicht plötzlich isoliert stehende Stiele auftauchen, die unmotiviert in der Gegend rumstehen. En von kimono und kusa-mono ist schließlich entscheidend bei einem sashi-maze-Rikka. Da galt es also jede Menge Theorie zu verinnerlichen.
Der Jahreszeit angepasst (und als Lichtblick inmitten des regnerisch-nebligen Wochenendes) leuchteten im fertigen Arrangement gelbe Chrysanthemen zwischen verschiedenen Grüntönen und harmonierten mit den roten Beeren der Ilexzweige. 
Da Theorie und Vorführung ausführlich waren und dementsprechend lange dauerten, wurde das allgemeine Arrangieren erst am nächsten Tag in Angriff genommen. 

Der Samstag begann damit, dass ein kleines Rikka shimpūtai vorgezeigt wurde, dann machten sich die Teilnehmer*innen an die Arbeit. Trotz der vielen Drahterei und dem anstrengenden Biegen wurden alle Rikka shōfūtai fertiggestellt und wir konnten uns entspannt der Mitgliederversammlung widmen. Es entstanden auch sehr vielfältige und interessante Rikka shimpūtai. 

Am Sonntag lag der Schwerpunkt auf Shōka und Freestyle. Um die Demo nicht ausufern zu lassen, wurde bereits am Vortag ein Shōka sanshu-ike vorbereitet, das dann als Anschauungsobjekt für die Erklärungen diente. 
Das Aspidistra-Shōka wurde zum Anlass genommen, noch einmal detailliert auf die Herstellung und Verwendung eines kubari einzugehen. Schließlich wurde uns beim Seminar mit Prof. Noda in Naurod ein wenig auf die Finger geklopft, weil unsere kubari nicht ganz den Ansprüchen genügten. 

Aspidistra eignen sich wunderbar dafür, die Beziehungen im Shōka zu verdeutlichen, weshalb sie gerne für Anfänger*innen verwendet werden. Zusätzlich bieten sie auch Fortgeschrittenen genügend Herausforderung, denn ein gutes Aspidistra-Shōka schüttelt man nicht so einfach aus dem Handgelenk. Die Fortgeschrittenen wurden also dazu verdonnert, im kubari zu arbeiten, während es für die anderen beim kenzan belassen wurde. 

Abgerundet wurde der Tag mit Freestyle, und zwar in Form eines festlichen Arrangements und/oder einer landschaftlichen Arbeit unter Verwendung von flechtenbewachsenen Zweigen, Koniferen und Minihagebutten. 
Neben dem regulären Programm konnten natürlich auch andere Techniken und Formen ausprobiert werden, bzw. wurde für Prüfungen arrangiert. Alles in allem war es wieder ein gelungener Workshop in harmonischer Atmosphäre. 

Hier nun einige Bilder von entstandenen Arbeiten.

sashi-maze-Rikka und suna-no-mono
Rikka shimpūtai
Shōka: Denka, sanshu-ike und shimpūtai
Freestyle-Variationen

Mittwoch, 15. November 2023

Chrysanthemen - alle Jahre wieder

Beim gestrigen Übungsabend waren wir mit etwas reduzierter Teilnehmerzahl vertreten, da es einige kurzfristige Absagen gab. Da nun der Herbst mit Nebel, Regen und kühleren Temperaturen Einzug gehalten hat, gibt es auch wieder mehr Atemwegsinfektionen. 
Nichtsdestoweniger hatten wir einen entspannten Übungsabend, bei dem wir uns mit Chrysanthemen beschäftigten. Die stehen zwar jedes Jahr auf dem Programm, diesmal aber in einer abgewandelten Variante. Das Shōka wurde mit zwei Chrysanthemensorten gearbeitet und das Freestyle stellte eine Reminiszenz an Moribana dar. 

Mit dem Shōka-Material hatten wir Glück, die weißen Blüten waren nicht zu groß und die eleganten Stiele besaßen sogar annehmbare Blätter. Die einzelblütigen Exemplare wurden mit einem nejime aus kleinen Santini-Chrysanthemen kombiniert, die sehr stark an die japanischen Winterchrysanthemen erinnerten. 
Diese stellten auch die einzige Hürde dar, die es beim Shōka zu bewältigen gab: Wie schneide ich sie richtig aus, damit genau die passende Anzahl Blüten und Blätter in der korrekten Ausrichtung übrig bleibt? Viel Spielraum blieb da nicht, denn jeder hatte nur drei Stiele zur Verfügung und Ersatzmaterial war nicht vorhanden. 
Zudem haben diese kleinen Chrysanthemen den Nachteil, dass sie relativ brüchig sind. Einmal zu forsch angefasst oder zu heftig gebogen, dann war's das auch schon. Die Schätzchen wollen wie Prinzessinnen behandelt werden. 
Auf mehr als einem Platz türmten sich die abgeschnittenen oder gebrochenen Triebe und es wurde hektisch nach ausreichend langen Teilstücken gesucht, um noch Löcher stopfen zu können. Aber im Endeffekt hat es für alle nejime gereicht.
Wer sich mit den kleinen Santinis absolut nicht anfreunden konnte, arbeitete eben nur mit fünf Blüten. 

Für Freestyle hatten wir gelbe einzelblütige und rot-weiße mehrblütige Chrysanthemen mittlerer Größe zur Verfügung. Das Moribana hätte noch weiteres Strukturmaterial wie Gräser oder herbstliche Zweige vertragen, denn die Chrysanthemen sind doch ein wenig steif. Aber da das Thema nun einmal 'Ikebana mit Chrysanthemen' lautete, haben wir es dabei belassen. Im nächsten Jahr wird es sicher wieder eine andere Umsetzung des Themas geben. 

Wie zum Ausgleich für die geringere Zahl an Präsenz-Arbeiten sind bereits Bilder von Hausübungen eingetrudelt. Da waren die auswärtigen Teilnehmerinnen schon sehr fleißig und haben zum Teil auch klassisch im kubari gearbeitet.