Mittwoch, 30. Mai 2012

Ikebana mit Pfingstrosen

Beim gestrigen Übungsabend beschäftigten wir uns - dem Anlass entsprechend - mit Pfingstrosen. In Japan ist die Paeonia suffruticosa (Baumpaeonie, jap. botan) eine überaus hochwertige Ikebana-Pflanze die nach den Regeln des Denka-Shôka arrangiert wird. Bei uns ist botan in den Gärten zwar auch schon gut verbreitet, aber niemand käme auf die Idee, die für ein Shôka nötige Menge an Blüten (und das bis ins alte Holz!) abzuschneiden. Also haben wir uns mit der hier weit verbreiteten Staudenpfingstrose (Paeonia lactiflora, jap. shakuyaku) beschäftigt.
Geübt wurden Shôka shofûtai (diese Regeln gelten für shakuyaku, nur botan ist Denka) und Jiyûka. Ein Shôka aus shakuyaku muss isshu-ike und einfarbig gearbeitet werden, während ein monochromes  Moribana (Jiyûka) dagegen ziemlich fade wirken würde (das gilt übrigens für alle isshu-ike-Moribana). Deshalb werden für das Jiyûka verschiedenfarbige Pfingstrosen verwendet.
Für ein Shôka isshu-ike gelten, was die Materialbeschaffenheit angeht, relativ strenge Regeln. Eigentlich sollten im Arrangement sowohl Knospen als auch Blüten in verschiedenen Blühstadien vorhanden sein, dazu noch schöne Blätter an kräftigen Stielen. Die in der Früh am Großmarkt gekauften Pfingstrosen waren alle geschlossen, was sich aber bereits während des Transports gründlich geändert hat. Dazu waren die Stiele nicht sehr tragfähig und die Blätter teilweise eine Zumutung. Man muss aber schon froh sein, überhaupt genügend Material in der entsprechenden Länge aufzutreiben (es gab wunderschöne, stabile Pfingstrosen mit schönen Blättern, aber nur 50 cm lang, damit kann man kein Shôka machen). Einige von uns hatten das Glück, im Garten schneiden zu können, der Unterschied zur gekauften Ware war offensichtlich. Aber trotzdem sind wieder sehr schöne und doch unterschiedliche Arrangements zustande gekommen.
 

Donnerstag, 24. Mai 2012

Seminar Fürstenried - Jiyûka


Am heutigen letzten Seminartag durften wir uns so richtig mit Jiyûka austoben. Prof. Akino hielt eine kurze, aber sehr interessante Theorie-Einheit ab, bevor er – wieder einmal mit unglaublicher Geschwindigkeit – 3 Jiyûka völlig unterschiedlichen Charakters vorführte. Auch hier wies er uns auf die Individualität und vor Allem Natürlichkeit des Arrangements hin. Die genaue Pflanzenbetrachtung und die Auswahl eines geeigneten Gefäßes sind essentiell für das Gelingen eines guten Jiyûka. Diesmal gab er uns als Richtmaß 5-10 Minuten für ein Arrangement, wenn gedrahtet werden muss, dann etwas länger. Allerdings sollte Draht nur dann verwendet werden, wenn es unumgänglich für den Gesamteindruck ist.
Wir machten uns hurtig an die Arbeit und arrangierten jeweils 2-3 Werke - wieder einmal ziemlich viel Korrekturarbeit für den Professor. Gegen 14:00 hielten wir die Diplomverleihung ab, da einige TeilnehmerInnen einen sehr weiten Heimweg haben und rechtzeitig losfahren mussten. Wir bedankten uns bei Prof. Akino und er fand auch lobende Worte für uns. Er ermunterte uns, weiterhin Ikebana zu üben und viel Freude daran zu haben. Denn nur wer Spaß am Arrangieren hat, wird ein gutes Ikebana fertigen. Danach durften wir noch etwa 1 Stunde weiterarbeiten, bevor die letzten Korrekturen durchgeführt wurden.
Danach wurde klar Schiff gemacht und die Seminarräume und Blumenlager wieder auf Vordermann gebracht. Einige Damen fertigten aus den Restblumen Sträuße für die Schwestern und die Kirche. Kurz vor dem Abendessen verabschiedeten sich dann die meisten anderen TeilnehmerInnen, während wir und einige andere noch eine Nacht dranhängten.
Den Abend ließen wir mit unseren Professoren im Hofbräuhaus ausklingen - damit Prof. Akino auch mehr von München sieht als nur das Schloss Fürstenried. Somit ist dieses Seminar leider auch schon wieder Geschichte. Wir hatten viel Spaß und was wir an Wissen und Anregungen mitnehmen, wird uns in Zukunft einiges auf unserem kadô erleichtern.

 
  Arbeiten von Prof. Akino

 
 
 
 
 
 

Mittwoch, 23. Mai 2012

Seminar Fürstenried - Rikka shinpûtai


Der letzte Tag des Rikka-Blocks bescherte uns tiefe Einblicke in die Welt des Rikka shinpûtai. Prof. Akino erzählte uns wieder Insiderstories aus der Welt des Ikenobô-Ikebana und interessante Details zur Entwicklung des Rikka shinpûtai. Er betonte immer wieder, wie wichtig Natürlichkeit und Individualität des Arrangements sind. Allerdings wurden wir auch darauf hingewiesen, dass das Rikka trotz aller Freiheit in der Ausdrucksmöglichkeit auch anderen gefallen soll – nur etwas "anders" zu machen um aufzufallen, genügt nicht, wenn es keine allgemeine Zustimmung für das Ergebnis gibt. Außerdem muss das Arrangement als Rikka erkennbar sein und shu und yo auch von anderen Personen eindeutig identifiziert werden können. Zu den unverzichtbaren Bestandteilen zählen neben den beiden Hauptelementen die ashirai mit den Funktionen der Betonung der Mittelachse (entspricht shô-shin) und dem Fokussieren in der Mitte ( und maeoki). Eine tadellose mizugiwa ist für ein Rikka sowieso eine Selbstverständlichkeit.
Zusätzlich erinnerte uns Prof. Akino daran, dass man nur dann eine gute Arbeit abliefern kann, wenn man die Grundlagen verstanden hat, die Technik im Schlaf beherrscht und sehr viel geübt hat. Die Individualität oder "Handschrift" eines Arrangierenden entwickelt sich dann im Lauf der Zeit. Also heißt das für uns, fleißig Ikebana zu praktizieren und immer weiter zu gehen auf dem kadô, dem Blumenweg.
Und hier wieder die Ergebnisse des heutigen Tages:

 Professor Akino's Rikka shinpûtai und unsere Arbeiten

 

Dienstag, 22. Mai 2012

Seminar Fürstenried - suna-no-mono


Nachdem wir uns gestern mit dem isso-no-mono-Rikka so richtig aufgewärmt hatten, ging es heute gleich noch eine Stufe schwieriger weiter. Es stand ein modernes suna-no-mono mit kusamono auf dem Programm, nach Wunsch entweder hito-kabu-ike oder auch futa-kabu-ike. Die dazugehörige Theorie wurde uns wieder sehr ausführlich erklärt, mit Exkursionen in die japanische Geschichte und die Entwicklung des Ikenobô-Ikebana. Zudem zeigte uns Prof. Akino – der wiederum extrem schnell arrangierte – einige Tricks, wie man mit wenig (Zeit)Aufwand tolle Ergebnisse erzielen kann.
Wer ein entsprechendes Gefäß mitgebracht hatte, versuchte sich natürlich am geteilten Arrangement. Da die Elemente der Zentralachse (shô-shin, , maeoki und ushiro-gakoi) und die dome sowohl in okabu als auch in mekabu aus unterschiedlichen kazai zu bestehen haben, war der Materialaufwand natürlich entsprechend hoch. Und passende kleine Blümchen für den Mini-mekabu waren gar nicht so einfach aufzutreiben.
Wir haben eine sehr moderne Form des suna-no-mono futa-kabu-ike gearbeitet, da gibt es unzählige Variationen, wie das Arrangement geteilt werden kann. Zusätzlich sollte bei solchen modernen Formen immer der Blickpunkt auf eine bestimmte Linie gelegt werden. Außerdem erhielten wir die Information, dass auch ein "normales" Rikka als futa-kabu-ike in 2 Gefäßen ausgeführt werden kann und dabei automatisch zu einem suna-no-mono mutiert (als Kennzeichen dieses Arrangements gilt, dass es breiter als hoch zu sein hat). Allerdings sollte man ein "echtes" suna-no-mono nicht auf 2 Gefäße aufteilen, da sonst der Charakter des Arrangements - es wird eine Insellandschaft umgeben vom Meer dargestellt - verloren geht. Die meisten von uns haben den uke besonders stark betont, dadurch musste der hikae als hidari-nagashi ausgeführt werden und der eigentliche nagashi nur als za. Hätte man diesen Linientausch nicht durchgeführt, wäre das Arrangement auf in-kata überproportional stark erschienen und optisch gekippt. Hier nun wieder das "Vorbild" und unsere Ergebnisse:

 Prof. Akino erklärt, wie man Iris für den richtig vorbereitet - mit Übersetzerin Yûko Tolle; daneben sein fertiges Arrangement
 
 
 
 

Montag, 21. Mai 2012

Seminar Fürstenried - Rikka shofûtai


Am heutigen vierten Seminartag vertieften wir uns in ein isso-no-mono Rikka mit Allium, Spirea, Gladiolen, jeder Menge Irisblättern, Eustoma, Hosta und Cordyline-Blättern. Prof. Akino hielt zuerst wieder eine sehr ausführliche Theorie-Einheit ab, in der er uns die Feinheiten des modernen Rikka shofûtai nahebrachte. Ihm dann beim Arrangieren zuzusehen, wie er mit unglaublicher Geschwindigkeit das Rikka zusammenstellte, war einfach atemberaubend. Während des Arrangierens machte er uns klar, dass die Qualität des Rikka damit steht und fällt, wie sorgfältig und maeoki gearbeitet werden.
Bei ihm sah es ja auch ganz einfach aus, wie das Arrangement Form annahm. Allerdings schwante mir schon Böses, als ich meinen Materialkübel auspackte und die riesigen Hostablätter sah. Daraus einen halbwegs ordentlichen maeoki zu fertigen dürfte ein schönes Stück Arbeit werden. Allerdings zeigte sich dann, dass der aus nach shaga-Art zugeschnittenen Iris germanica-Blättern viel mehr Arbeit machte. Besonders faszinierend fand ich am Arrangement von Prof. Akino die Luftigkeit, alle Elemente waren klar zu sehen und keine Linie klebte an einer anderen.
Schlussendlich waren wir alle zeitgerecht mit unseren Arrangements fertig, ohne uns allzu sehr hetzen zu müssen. Da Prof. Akino zwischendurch auch die gröbsten Fehler gleich korrigierte, war am Ende nicht mehr sehr viel auszubessern.
Wie man an den Bildern erkennen kann, sind trotz der vorgegebenen Form sehr unterschiedliche Arrangements entstanden.

 Rikka shofûtai von Prof. Akino - unsere "Vorlage"

 
  
 
und hier unsere Arrangements